Molekulares Leitsystem für Immunzellen
Immunzellen müssen von Zeit zu Zeit "Informationszentralen" aufsuchen, um für ihre Aufgaben in der körpereigenen Abwehr gerüstet zu sein. Rezeptoren, die an der Zelloberfläche sitzen, leiten die Lymphozyten auf ihrer Wanderung. Die Funktionsweise dieses molekularen Leitsystems hat ein Team von Immunologen, Biochemikern, Virologen, Tiermedizinern und Labormedizinern kürzlich nachvollzogen. Für die in beispielhafter interdisziplinärer Zusammenarbeit gewonnenen Erkenntnisse wurden die Immunforscher jetzt mit dem Erwin-Schrödinger-Preis 2000 ausgezeichnet. Der mit 100.000 Mark dotierte Preis geht an Prof. Reinhold Förster, seit 15. November 2000 Extraordinarius für Experimentelle Chirurgie und Immunologie an der Chirurgischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg, Dr. Martin Lipp vom Max Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, Dr. Elisabeth Kremmer vom GSF Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, Neuherberg, und Professor Dr. Eckhard Wolf vom Gen-Zentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, wird das Immunsystem alarmiert und geht daran, die Eindringlinge unschädlich zu machen. Bestimmte Erreger werden bei erneutem Auftreten wiedererkannt und rascher beseitigt; in manchen Fällen ist der Organismus lebenslang davor sicher, also immun.
Die Immunzellen, spezialisierte weiße Blutzellen, erwerben und erhalten ihre Fähigkeit, Krankheitserreger zu identifizieren, indem sie eine Art Trainingsprogramm absolvieren. In den strategisch über den ganzen Körper verteilten sekundären lymphatischen Organen - das sind Lymphknoten, Milz, Peyer'sche Platten - treffen die Zellen zusammen, um sich gegenseitig über Eindringlinge zu informieren und ihre Abwehrmaßnahmen zu koordinieren. Finden die Lymphozyten nicht zu diesen Informationszentralen, so ist die Immunreaktion schwer beeinträchtigt.
Wie dieses zielgerichtete Wanderverhalten gesteuert wird, ist von grundlegender Bedeutung für die Aufklärung der Immunantwort bei der Abwehr von Krankheitserregern und der Abstoßung von Organtransplantationen. Die Forscher entdeckten zwei sogenannte Chemokin-Rezeptoren (CXCR5 und CCR7), die Immunzellen dabei behilflich sind, ihren Weg in die lymphatischen Organe zu finden. Wo diese Rezeptoren fehlen, ist das Wanderverhalten der Zellen gestört. Für die Abwehr von Krankheiten ist dies fatal; dagegen ist eine solche Hemmung beispielsweise nach Organtransplantationen wünschenswert, um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden. Neue Erkenntnisse von Prof. Förster und seinen Mitarbeitern über die Funktionsweise der Chemokinrezeptoren können dazu genutzt werden, Medikamente für den Einsatz bei Organübertragungen zu entwickeln.
Der Schrödinger-Preis wurde vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft in Essen initiiert und wird seit 1999 von der Helmholtz-Gemeinschaft für interdisziplinäre Forschung vergeben. Benannt ist er nach dem österreichischen Physik-Nobelpreisträger Erwin Schrödinger (1887 - 1961), der bereits im Jahr 1944 die Idee eines genetischen Codes vorstellte und damit auch die Entwicklung der Biologie nachhaltig beeinflußt hat.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Reinhold Förster
Extraordinarius für Experimentelle Chirurgie und Immunologie
Chirurgische Klinik, Krankenhausstr. 12, 91054 Erlangen
Tel.: 09131/85 -33109, Fax: 09131/85 -32077
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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