Perspektiven für die Verwertung von Tierkadavern eröffnet ein Modellprojekt, das Anfang Januar 2001 an der Technischen Universität Braunschweig anlaufen wird. Ziel ist es, Tierfette aus Tierkadavern verstärkt zu Kühlschmierstoffen zu verarbeiten und in der Metallindustrie als Ersatz für Schmierstoffe aus der fossilen Energiequelle Öl zu nutzen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert dieses auf drei Jahre angelegte Projekt, an dem neben der TU Braunschweig auch die TU München beteiligt ist, mit 900.000 Mark.
Im ersten Teil des Projekts wird an der TU München aus den Tierfetten Kühlschmierstoff mit unterschiedlicher Viskosität hergestellt. Das Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik der TU Braunschweig unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Hesselbach setzt den Kühlschmierstoff dann in Schleifmaschinen zur Zerspanung ein, kontrolliert die Qualität des Schleifprozesses und überwacht die eingesetzen Maschinen. In der letzten Phase des Projekts wird der entwickelte Kühlschmierstoff in der Metall verarbeitenden Industrie erprobt, wo große Mengen davon eingesetzt werden. Partner ist die Volkswagen AG. Dort werden über mehrere Monate die umweltverträglichen neuen Kühlschmierstoffe in der Fertigung eingesetzt, um zu beweisen, dass diese Produkte ohne qualitative Einbußen bei der Fertigung verwendet werden können. Während der gesamten Prozesskette wird das Projekt vom Institut für Ökologische Chemie und Abfallanalytik der TU Braunschweig begleitet, das Schadstoffanalysen der entwickelten Kühlschmierstoffe vornimmt und unter anderem dafür sorgt, dass der später in der Produktion eingesetzte Schmierstoff keine unangenehmen Gerüche verursacht.
Das Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik der TU Braunschweig arbeitet bereits seit einigen Jahren an der Gewinnung von Kühlschmierstoffen auf natürlicher Basis. Bislang konnten sich diese Stoffe trotz geringer Umweltbelastung am Markt aufgrund des höheren Preises nicht durchsetzen. Die Herstellung von Kühlschmierstoffen aus Tierfetten wird dagegen zu attraktiven Preisen möglich sein. Der bundesdeutsche Bedarf liegt bei 70.000 bis 80.000 Tonnen im Jahr. Dagegen fallen zurzeit 200.000 Tonnen Tierfette an. Besonders die Verwerterfirmen stehen wegen des Tiermehlverbotes vor einer Neuorientierung. Aber auch für die beiden beteiligten Universitäten und ihre wissenschaftlichen Partner, Castrol Industrieöl, Landau, Hoffmann Maschinen- und Apparatebau, Lengede, Lömi GmbH, Aschaffenburg, Rheinchemie, Mannheim, und den Futtermittelhersteller Berndt, Oberding, es ist wichtig, neue Verwendungsmöglichkeiten zu finden. Dr. Ralf Bock, Projektleiter am Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik der TU, gibt sich optimistisch: »Ich bin sicher, dass sich noch weitere Einsatzgebiete der Tierfette im Bereich der Schmierstoffe, wie zum Beispiel der Hydrauliköle, ergeben werden, sodass wir die gesamte Produktion an Tierfetten aus der Nahrungskette ausschließen können.«
Hinweis an die Redaktionen:
Für nähere Informationen steht Ihnen gern Dr. Ralf Bock, Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik, telefonisch (0531/391-7611) oder per Fax (0531/391-5842) zur Verfügung.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Elektrotechnik, Energie, Maschinenbau, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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