Trotz Bildungsexpansion beeinflusst soziale Selektion bis heute weiter den Hochschulzugang
HIS führt seit 1983 regelmäßig - gefördert vom Bundesminister für Bildung und Wissenschaft - Befragungen der Studienanfänger zu Studienwünschen, Studienzielen, Fachwahl usw. durch, u.a. auch zur sozialen und Bildungsherkunft. Zentrale Ergebnisse und Entwicklungstrends sind:
Für das akademische Studium bestehen die tradierten Mechanismen sozialer Vererbung weiter fort. Auch die Trends der 90er Jahre belegen den ungebrochenen Einfluss der Herkunft für die Bildungslaufbahn der nachkommenden Generation. Ungeachtet aller beachtlich erweiterten Bildungschancen bleiben bisherige soziale Auswahlmechanismen wirksam.
· Im Wettbewerb um höhere Ausbildung setzen sich nach wie vor eher Kinder aus Elternhäusern durch, in denen sich hohe Bildung, kulturelle und finanzielle Ressourcen bündeln. Zwischen 1992 und 1999 hat sich der Anteil der Studienanfänger, deren Väter und Mütter einen Universitätsabschluss haben, um 9 Prozentpunkte erhöht. Ihr Anteil unter den Studienanfängern ist inzwischen fünfmal so hoch wie in der Bevölkerung insgesamt.
· Ein Vergleich zwischen dem Berufsstatus der Väter von Studienanfängern mit der beruflichen Stellung der erwerbstätigen männlichen Bevölkerung Deutschlands zeigt die Disproportionen in der Herkunft der Studienanfänger: Kinder aus Arbeiterfamilien sind an den Hochschulen unterrepräsentiert, während Kinder aus Familien von Beamten, Selbständigen, freiberuflich Tätigen und Angestellten überproportional ein Hochschulstudium aufnehmen.
· Typische soziale Herkunftsunterschiede existieren zwischen Studienanfängern an Universitäten einerseits, Fachhochschulen andererseits. An den Universitäten haben die Studienanfänger häufiger Eltern mit höheren Bildungsabschlüssen als an den Fachhochschulen.
· Außerdem bestehen charakteristische Zusammenhänge zwischen Bildungsstatus, beruflich-sozialem Profil der Eltern und der Fachrichtungswahl der Kinder. Zwischen 53% und 65% der Eltern der Studienanfänger in Medizin, Rechtswissenschaften, Kunst und Kunstwissenschaften haben ein Universitätsstudium absolviert. Die Studienanfänger in Ingenieur-, Agrar- und Ernährungswissenschaften, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften kommen deutlich seltener aus Elternhäusern mit solcher Bildungstradition.
Zur HIS Kurzinformation A9/2000
Nähere Informationen:
Dr. G.-W. Bathke/J. Schreiber, Tel. 0345/55-20
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
Deutsch
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