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09.03.1998 00:00

Perspektiven des wissenschaftlichen Nachwuchses

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    upm-Pressemitteilung der Universitaet Muenster 624/98 - 09. Maerz 1998

    Die Perspektiven des wissenschaftlichen Nachwuchses

    Beitrag der ehemaligen Vorsitzenden des Wissenschaftsrates in der Schriftenreihe der Universitaet Muenster

    Noch vollzieht sich der Generationenwechsel an den deutschen Hochschulen fast unbemerkt, doch in den kommenden Jahren werden immer mehr Lehrstuehle frei, wird der Bedarf an jungen Hochschullehrern immer groesser. Doch die Perspektiven des wissenschaftlichen Nachwuchses sind schlecht: Schlecht bezahlt, oft aelter als ihre Kollegen im Ausland, verzichten viele auf eine ungewisse Zukunft an der Hochschule und wandern lieber in die Wirtschaft ab. Gegenwart und moegliche Zukunft des akademischen Nachwuchses beschreibt Prof. Dr. Dagmar Schipanski, bis Januar Vorsitzende des Wissenschaftsrates, im gerade erschienen 15. Band der Schriftenreihe der Westfaelischen Wilhelms-Universitaet Muenster.

    Ihr Beitrag, entstanden anlaesslich des bundesweit ersten Tages des Wissenschaftlichen Nachwuchses in Muenster im Herbst 1997, weist dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine Schluesselrolle fuer die kuenftige Entwicklung von Wissenschaft, Forschung und Lehre zu. Doch trotz dieser Schluesselrolle sind Defizite in der Ausbildung zu verzeichnen. Haeufig werden Doktoranden mit promotionsfernen Dienstleistungsaufgaben belastet, zum Teil uebernehmen die Universitaeten nur unzureichend die Verantwortung fuer die Ausbildung der Nachwuchsforscher. Dazu kommt laut Schipanski eine mangelnde Transparenz der Graduiertenfoerderung und die mangelnde Kompatibilitaet der Ausbildung mit der in anderen Laendern. Dies fuehrt unter anderem dazu, dass im Schnitt 4,5 Jahre an einer Promition gearbeitet wird und das durchschnittliche Promotionsalter 32 Jahre betraegt.

    Um die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses zu verbessern, schlaegt der Wissenschaftsrat neben einem verstaerkten Einsatz von Stipendien vor, die Promotionszeit auf hoechstens drei Jahre zu begrenzen. Dazu sei jedoch eine staerkere Struktureirung und verbesserte Qualitaet der Nachwuchsausbildung notwendig.

    Fuer nicht mehr zwingend haelt Schipanski die sich an die Promotion anschliessende Habilitation, die noch immer fast selbstverstaendliche Voraussetzung fuer den Professorentitel. Die Leistung, die mit einer Habilitation verbunden ist, wird vom Wissenschaftsrat nicht als entbehrlich angesehen, doch betont Schipanski, dass es verschiedene Moeglichkeiten fuer den Erwerb dieses Qualifikationsnachweises gibt. So sollten in Zukunft die Leistungen an ausseruniversitaeten Forschungseinrichtungen und in der ausserindustriellen Praxis staerker beruecksichtigt, die Habilitationszeit auf sechs Jahre beschraenkt und die angehenden Hochschullehrer grundsaetzlich nicht mehr ueber Stipendien, sondern im Rahmen eines Beschaeftigungsverhaeltnisses gefoerdert werden.

    Dagmar Schipanski, "Die Perspektiven des wissenschaftlichen Nachwuchses", Schriftenreihe der Westfaelischen Wilhelms- Universitaet Muenster, Band 15, Regensberg Verlag, Muenster 1998


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