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11.11.2008 10:46

DFG bewilligt Fortsetzung der Richard-Wagner-Briefausgabe

Ute Missel Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Die Zukunft der Wagner-Briefausgabe, die an der Universität Erlangen-Nürnberg bearbeitet wird, ist gesichert: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat zugestimmt, das Projekt für drei weitere Jahre zu fördern. Ziel des Vorhabens ist es, erstmals eine wissenschaftlich-kritische Edition sämtlicher erreichbarer Briefe des Komponisten vorzulegen. Die Arbeitsstelle der Wagner-Briefausgabe ist ein dem Erlanger Institut für Musikwissenschaft angegliedertes Drittmittelprojekt.

    Die Bemühungen um eine Gesamtausgabe der Briefe Richard Wagners reichen weit zurück. Schon vor 100 Jahren gab es den Plan, Wagners Briefe in chronologischer Folge herauszugeben. Die damals begonnene Ausgabe kam durch den Ausbruch des ersten Weltkriegs nach nur zwei Bänden wieder zum Erliegen. 1990 brachte die deutsche Wiedervereinigung den zweiten Versuch - die 1963 begründete und im Leipziger Deutschen Verlag für Musik erscheinende Ausgabe "Richard Wagner: Sämtliche Briefe" - vorübergehend zum Stillstand. Auf der Basis eines von der DFG geförderten Briefverzeichnisses, in dem knapp 10.000 Dokumente nachgewiesen sind, und einer grundlegenden wissenschaftlichen Neukonzeption wird seit 1998 in Erlangen an der Fortführung dieser Ausgabe gearbeitet. Finanziert wurde die Arbeitsstelle zunächst von der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth, die auch Generalherausgeber der Ausgabe ist. Seit Beginn des Jahres 2006 wird die Briefausgabe als Langzeitprojekt von der DFG gefördert. Die neuen Bände (Bd. 10 ff.) erscheinen im Musikverlag Breitkopf und Härtel in Wiesbaden. Derzeit liegen 17 der geplanten 34 Bände vor.

    Wagners Briefe sind unentbehrliche Quellen für die Kenntnis seiner Biographie und für das Verständnis seiner Werke und darüber hinaus zentrale Dokumente der Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Zusammengenommen bilden sie eine Art zweite Autobiographie, die die von Wagner selbst hinterlassene Lebensbeschreibung "Mein Leben" ergänzt und häufig auch korrigiert. Ähnlich wie die Tagebücher Cosima Wagners sind sie ein kulturhistorisches Dokument, dessen Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

    Der Schwerpunkt der editorischen Arbeit liegt auf der umfassenden Kommentierung, die nicht nur den einzelnen Briefen, sondern auch größeren thematischen Zusammenhängen gewidmet ist. Ziel ist es, möglichst alle zum Verständnis eines Briefes nötigen Sachverhalte aufzuklären und weitergehende Hintergrundinformationen zu geben, nicht jedoch Bewertungen oder Interpretationen vorzunehmen. Es sind in der Hauptsache zeitgenössische, vielfach noch unveröffentlichte Quellen, die im Zuge der Recherchen ausgewertet werden. Dazu gehören die nur lückenhaft überlieferten Gegenbriefe, Briefe Zweiter an Dritte aus Wagners persönlichem Umfeld, persönliche Nachlässe, wie z. B. die Kabinettsakten König Ludwigs II. von Bayern, Archivbestände der großen Opernhäuser und sonstiger öffentlicher Einrichtungen. An Printmedien werden zeitgenössische Musik- und Tageszeitungen konsultiert, aber z. B. auch Kursbücher der Zeit für die Rekonstruktion von Reisebewegungen. Darüber hinaus sind für jeden Band Hunderte von Personendaten zu eruieren. Die Präsentation der zum Teil noch gar nicht oder nur unvollständig publizierten Briefe Richard Wagners in Verbindung mit den Kommentaren wirft neues Licht auf viele Sachverhalte und bietet als geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung Ansatzpunkte für weitergehende Forschungen verschiedenster Art.

    Die Leitung des Projekts liegt in den Händen von Prof. Dr. Andreas Haug, Vorstand des Instituts für Musikwissenschaft. Die drei Mitarbeiter der Arbeitsstelle bilden ein Herausgeberkollegium, das eigenverantwortlich die editorische Arbeit plant und durchführt. Ihm gehören Dr. Martin Dürrer, Dr. Margret Jestremski und Dr. Andreas Mielke an. Zusammen mit dem Institut für Musikwissenschaft wird die Arbeitsstelle der Briefausgabe in Folge hochschulpolitischer Strukturmaßnahmen des Freistaats Bayern im Jahr 2009 an die Universität Würzburg umziehen.

    Weitere Informationen für die Medien:

    Prof. Dr. Andreas Haug
    Tel.: 09131/85-29348
    Andreas.Haug@musik.phil.uni-erlangen.de


    Bilder

    1863 schrieb Richard Wagner an seinen Wiener Freund und Arzt Dr. Josef Standthartner: "Allerliebster Freund und Mensch! Nur keine grauen Haare darüber! Es war eine gemüthliche Anfrage, und - wenn nicht - muss ich mir schon zu helfen wissen. - Ich bin heute leider aus dem Briefschreiben nicht herausgekommen. Dass Sie nicht noch ein wenig kommen konnten, thut mir herzlich leid. Ist mir's möglich so komme ich morgen vor der Abreise noch einen Sprung zu Ihnen! Adieu!
    1863 schrieb Richard Wagner an seinen Wiener Freund und Arzt Dr. Josef Standthartner: "Allerliebster ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kulturwissenschaften, Musik / Theater
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    1863 schrieb Richard Wagner an seinen Wiener Freund und Arzt Dr. Josef Standthartner: "Allerliebster Freund und Mensch! Nur keine grauen Haare darüber! Es war eine gemüthliche Anfrage, und - wenn nicht - muss ich mir schon zu helfen wissen. - Ich bin heute leider aus dem Briefschreiben nicht herausgekommen. Dass Sie nicht noch ein wenig kommen konnten, thut mir herzlich leid. Ist mir's möglich so komme ich morgen vor der Abreise noch einen Sprung zu Ihnen! Adieu!


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