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12.01.2001 10:23

Chinesische Kräuterrezepte gegen Morbus Crohn auf dem Prüfstand

Heidi Kurth Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Abteilung für Naturheilverfahren und Komplementärmedizin

    Die Abteilung für Naturheilverfahren und Komplementärmedizin (Leiter: Dr. med. Benno Brinkhaus) der Medizinischen Klinik I mit Poliklinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg beginnt jetzt mit einer klinischen Studie, in der die Wirksamkeit einer begleitenden Behandlung mit Traditioneller Chinesischer Arzneimitteltherapie bei Patienten mit Morbus Crohn untersucht werden soll. Ziel der Studie ist es, zu überprüfen, ob eine zusätzlich zur konventionellen Therapie durchgeführte Therapie mit einer klassischen chinesischen Kräuterrezeptur bei Patienten mit Morbus Crohn eine Milderung der Beschwerden bewirken und somit einen günstigen Effekt auf den Krankheitsverlauf ausüben kann.

    Dafür werden 60 Patienten aus Mittel- und Unterfranken gesucht, bei denen Morbus Crohn gesichert diagnostiziert wurde. Diese klinische Studie ist eine Folgestudie einer bereits abgeschlossenen Akupunkturstudie bei dem gleichen Krankheitsbild, die deutlich positiver Effekte auf Krankheitsaktivität und -verlauf zeigte. Diese Ergebnisse werden in Kürze wissenschaftlich publiziert. Da in China Patienten mit Darmerkrankungen mehrheitlich mit der Arzneimitteltherapie behandelt werden, liegt eine wissenschaftliche Überprüfung auch dieser chinesischen Therapieform nahe.

    Morbus Crohn ist eine meist im jüngeren Erwachsenenalter beginnende chronisch verlaufende entzündliche Erkrankung des Magen-Darm-Traktes mit oft erheblicher körperlicher und seelischer Belastung für die Betroffenen. Da die Entstehung der Krankheit zur Zeit noch weitgehend unklar ist, steht eine Therapie der Ursache nicht zur Verfügung. Bei der derzeit gängigen konventionellen Therapie werden akute Schübe nur kupiert beziehungsweise weitere Schübe verhindert.

    Aus epidemiologischen Untersuchungen der letzten Jahre geht hervor, daß immer mehr Patienten mit chronischen Krankheiten komplementärmedizinische Therapieverfahren nutzen. So findet auch die Traditionelle Chinesische Medizin in westlichen Ländern in den letzten Jahren eine zunehmend weitere Verbreitung. Die systematisierte Anwendung von pflanzlichen Arzneimitteln ist - neben der Akupunktur - der therapeutische Grundpfeiler der Traditionellen Chinesischen Medizin. Die Wurzeln dieser beiden Therapiemethoden lassen sich bis in das 2. Jahrtausend v. Chr. zurückverfolgen.

    Für einzelne Anwendungsgebiete ist die Wirksamkeit von chinesischen Arzneimitteln bereits wissenschaftlich untersucht und zum Teil belegt, wie z.B. für die Anwendung beim Reizdarm-Syndrom oder beim atopischen Ekzem. Für ein weites Feld von Erkrankungen fehlt jedoch bis zum jetzigen Zeitpunkt ein wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis dieser ostasiatischen Therapiemethode. Eine Intensivierung der Forschung auf universitärer Ebene ist daher dringend nötig, um die Wirksamkeit bei unterschiedlichen Krankheitsbildern zu überprüfen. Ziel dieser Studie mit chinesischen pflanzlichen Arzneimitteln sollte es sein, Indikationen mit günstigen Effekten aufzudecken und in das Therapiespektrum der konventionellen Medizin zu integrieren, aber auch unnötige Kosten durch einen unsachgemäßen Einsatz zu verhindern.

    In der jetzt beginnenden universitären klinischen Studie soll nun erstmals die Wirksamkeit einer als Ergänzung zur konventionellen Therapie eingesetzten Traditionellen Chinesischen Arzneimittelrezeptur bei Patienten mit Morbus Crohn wissenschaftlich überprüft werden. Für die teilnehmenden Patienten bedeutet das bei einer dreimonatigen Behandlung insgesamt sieben Prüftermine im ersten Halbjahr dieses Jahres. Neben der Abgabe der pulverisierten Medikamente in Kapseln soll dabei die Wirkung der Therapie anhand der Krankheitsaktivität (erhoben mittels eines Morbus Crohn-spezifischen Indexes), der Lebensqualität (erhoben mittels eines Fragebogens) sowie bestimmter Blutwerte, welche während der Behandlung bestimmt werden sollen, überprüft werden.

    Die Abteilung für Naturheilverfahren und Komplementärmedizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg wurde 1989 als Modellprojekt an der Medizinischen Klinik I mit Poliklinik (Direktor: Prof. Dr. Eckhart G. Hahn) gegründet und konnte sich in den letzten Jahren mit finanzieller Unterstützung der Theo und Friedl Schöller-Stiftung sowie der Rut- und Klaus Bahlsen-Stiftung etablieren. Neben der Versorgung ambulanter und stationärer Patienten sowie einem ausgedehnten Lehrangebot für Medizinstudenten werden von der Abteilung für Naturheilverfahren und Komplementärmedizin zahlreiche epidemiologische und klinische Studien durchgeführt.

    Patienten, die sich für eine Teilnahme an der Studie interessieren, wenden sich bitte an das Sekretariat der Abteilung für Naturheilverfahren und Komplementärmedizin der Medizinischen Klinik I mit Poliklinik, Telefon 09131/85 -36759. Ansprechpartner sind Dr. med. Benno Brinkhaus und Nils Krähmer. Für diese Studie ist das Telefon der Abteilung ab dem 22.01.2001 täglich von 16.00 bis 20.00 Uhr besetzt. Außerhalb dieser Zeiten ist ein Anrufbeantworter geschaltet.

    Weitere Informationen:
    Dr. Benno Brinkhaus, Abteilung für Naturheilverfahren und Komplementärmedizin der Medizinischen Klinik I mit Poliklinik
    Krankenhausstr. 12, 91054 Erlangen
    Tel.: 09131/85 -36759, Fax: 09131/85 -33443


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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