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29.01.2001 15:36

Lebenswerk von Prof. Gustav Lienert geehrt

Thomas Wenzel M. A. Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) hat erstmals einen Preis für das wissenschaftliche Lebenswerk verliehen. Er ging an den Erlanger Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Gustav Lienert (80) und an den Berliner Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Friedhart Klix (73). Das teilte heute DGPs-Präsident Prof. Dr. Rainer K. Silbereisen, Entwicklungspsychologe an der Uni Jena, mit.

    "Mit Lienert und Klix ehrt die Deutsche Gesellschaft für Psychologie zwei herausragende Wissenschaftler-Persönlichkeiten, die durch ihren unermüdlichen Einsatz und ihre bahnbrechenden Arbeiten einen nachhaltigen Einfluss auf unser Fachgebiet - in beiden Teilen Deutschlands - erzielt haben", so Silbereisen. "Sie prägten nicht zuletzt mit ihrem Engagement für die akademische Lehre ganze Generationen von Schülern." Der Preis für das wissenschaftliche Lebenswerk ist nicht dotiert.

    Gustav Lienert, 1920 in Michelsdorf (heute CSR) geboren, promovierte an der Universität Wien 1950 in Medizin und 1952 in Psychologie und habilitierte sich 1961 an der Universität Marburg. Seine erste Professur erhielt er in Hamburg, wechselte 1964 nach Düsseldorf und lehrte von 1974 bis zu seiner Emeritierung 1986 an der Universität Erlangen-Nürnberg. Bereits frühzeitig widmete sich Lienert einem biologisch-medizinisch orientierten Ansatz und gilt heute als Mitbegründer und Nestor dieser experimentellen Richtung in der modernen Psychologie.

    In der Psychopharmakologie analysierte er mit wegweisenden Versuchen die unterschiedlichen Wirkungsweisen von Medikamenten auf Individuen. Sein Buch "Testaufbau und Testanalyse" wurde zu einem Standardwerk, ebenso wie zahlreiche von ihm entwickelte Testverfahren. Zugleich sorgte Lienert in der Intelligenzforschung für eine schärferes methodologisches Bewusstsein. Seine so genannte Konfigurationsfrequenz-Analyse zur Auswertung von Datensätzen zählt zu den Meilensteinen für die psychologische Methodik und ist auch in Nachbardisziplinen wie Medizin und biometrische Grundlagenforschung eingegangen.

    Die Laudatio für Prof. Lienert

    "Gustav Lienert hat durch sein wissenschaftliches Werk Forschung und Lehre in der Psychologie im deutschsprachigen Raum über einen langen Zeitraum hinweg richtungsweisend und nachhaltig beeinflusst. Er hat früh eine biologische orientierte Psychologie vertreten und gilt in einer beeindruckenden Vielzahl von Bereichen als Innovator in der deutschen Nachkriegspsychologie: in der medizinischen Psychologie und Pharmakopsychologie, in der diagnostischen Psychologie, der Statistik und der Intelligenzforschung. Durch seine experimentellen, methodischen und theoretischen Beiträge hat Gustav Lienert darüber hinaus wesentlich dazu beigetragen, die Bedeutung der Psychologie in Nachbardisziplinen, besonders in der Medizin, zu stärken.

    Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie e.V. ehrt das wissenschaftliche Lebenswerk von Univ.-Prof. Dr.med. Dr.phil. Dr.h.c. Gustav Lienert, 1920 geboren in Michelsdorf bei Landskron (CSR). Gustav Lienert erwarb akademische Abschlüsse in Medizin (Dr. med., Universität Wien 1950) sowie in Psychologie (Dr.phil., Universität Wien, 1952). Er habilitierte sich 1961 an der Universität Marburg bei Prof. Dr. Düker.

    Gustav Lienert war zunächst Assistent am Institut für Psychologie der Universität Marburg und wurde 1961 zum a.o. Professor am Psychologischen Institut der Universität Hamburg ernannt. 1964 folgte Gustav Lienert einer Berufung als o. Professor an der medizinischen Akademie Düsseldorf, 1968 einer Berufung als o. Professor für Psychologie an der Universität Düsseldorf. Von 1974 bis 1986 lehrte Gustav Lienert als Professor für Psychologie an der Universität Erlangen-Nürnberg, wo 1986 auch seine Emeritierung erfolgte.

    Gustav Lienert hat durch sein wissenschaftliches Werk Forschung und Lehre in der Psychologie im deutschsprachigen Raum über einen langen Zeitraum hinweg nachhaltig und richtungweisend beeinfluþt. In einer beeindruckenden Vielzahl von Bereichen gilt Gustav Lienert als Innovator in der deutschen Nachkriegspsychologie: in der medizinischen Psychologie und Pharmakopsychologie, in der diagnostischen Psychologie, der Statistik und der Intelligenzforschung.

    Im Bereich der Psychopharmakologie hat Gustav Lienert wegweisende Versuche durchgeführt, deren Grundprinzip in der Erforschung individueller Differenzen bei der Reaktion auf Psychopharmaka bestand. Im Rahmen dieser Pharmaka-Versuche, aber auch unabhängig davon, hat er schon frühzeitig begonnen, psychometrische Testverfahren zu entwickeln (Formlege-Test, Test für mechanisch-technisches Verständnis, Denksportaufgaben, Konzentrationsleistungstest und v.a.m.). Sein Interesse galt hier in erster Linie der Möglichkeit, psychodiagnostische Verfahren für Psychologen und Anwender in anderen Disziplinen zur Verfügung zu stellen. Weit über die Grenzen der Psychologie und auch der Universität hinaus hat ihn das Buch über "Testaufbau und Testanalyse" bekannt gemacht. Vor allem auch im Bereich von Kollegen/innen, die in der Industrie und in der psychologischen Praxis tätig waren, wurde er hiermit zu einem Vorbild und einer Referenzfigur. Dies hat dann wiederum dazu beigetragen, daß der Stellenwert der Psychologie in diesen außeruniversitären Institutionen erheblich an Ansehen gewann.

    Gustav Lienert hat auf den verschiedenen Gebieten mit inhaltlich anregenden und empirisch fundierten Arbeiten gezeigt, dass Methodik primär im Dienst der inhaltlichen Forschung steht. Er hat sich vom Beginn seiner Forschung an stets intensiv für die methodischen Aspekte seiner experimentellen Untersuchungen interessiert, dabei aber auf eine adäquate theoretische Grundlegung seiner experimentellen Arbeiten geachtet. Dies gilt insbesondere für den Bereich der psychologischen Intelligenzforschung, zu der Gustav Lienert durch seine Arbeiten zur Differenzierungshypothese der Intelligenz substantiell beigetragen hat. Die Gedankengänge, die seinen Untersuchungen zur Veränderung der Faktorenstruktur in Abhängigkeit vom Intelligenzniveau zugrunde liegen, sind heute, fast 50 Jahre später, im Bewusstsein ausländischer Intelligenzforscher noch lebendig.

    Darüber hinaus umfasst das wissenschaftliche Lebenswerk von Gustav Lienert bedeutsame methodische Arbeiten. Nationale und internationale Anerkennung hat er vor allem für die von ihm mitentwickelte Methode der Konfigurationsfrequenz-Analyse erhalten, die in den Jahrzehnten intensiver Arbeiten zu verschiedenen Variationen dieser Methode geführt hat. Dies machte ihn in der Biometrischen Gesellschaft, aber auch bei Kollegen im medizinischen Bereich über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Inzwischen ist diese nicht-parametrische Auswertung von Datensätzen auch in anderen Ländern, z.B. USA und Schweden, ein gängiges Verfahren. Es hat in zahlreichen Büchern und Zeitschriftenbeiträgen seinen Niederschlag gefunden. Hiermit hat er so zu sagen einen international anerkannten Meilenstein für die psychologische Methodik gelegt.

    Gustav Lienert hat mit seinen experimentellen, methodischen und theoretischen Beiträgen die Bedeutung der Psychologie für Nachbardisziplinen gestärkt. Am deutlichsten ist dies in der Medizin sichtbar, wo er für Jahrzehnte als der Biometriker bekannt war, den es zu lesen und zu implementieren galt.

    Ein ganz besonderes Anliegen von Gustav Lienert war die Nachwuchsförderung. Sein besonderes Engagement galt hierbei Wissenschaftlern, die auf dem Gebiet der biologischen Grundlagenforschung arbeiteten, eigene Methoden und Gedanken entwickelten, und es verstanden, psychologische Methodik mit sinnreichem Inhalt aus der Klinischen, Differentiellen, Diagnostischen, Allgemeinen Psychologie zu füllen. Dies hat ebenfalls dazu beigetragen, dass er nicht nur zu einem Nestor der biologisch orientierten Psychologie in Deutschland wurde, sondern auch in den Nachbardisziplinen, z.B. in der Medizin, im In- und Ausland als ein Repräsentant der wissenschaftlichen Psychologie unseres Landes Achtung und Ehrung genoss.

    Gustav Lienert hat fast 40 Nachwuchswissenschaftler/innen promoviert und habilitiert. Er war Mitglied des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Psychologie sowie Präsident der Internationalen Biometrischen Gesellschaft. Er ist Ehrenmitglied der AGNP (1985), der DGPA (1986), der DGPs (1990), der Intern. Biom. Ges. (1998).

    * Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Rainer K. Silbereisen
    Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie
    Tel.: 03641-945200, Fax: 03641-945202
    Email: Rainer.Silbereisen@rz.uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.dgps.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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