Die moderne VAD-Technologie hilft, die Wartezeit auf ein Spenderherz zu überbrücken. Sie kann aber auch auf Dauer zur Verbesserung der Lebensqualität von schwer herzkranken Patienten beitragen.
Insgesamt 103 Patienten der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ), Bad Oeynhausen, leben mit einer künstlichen Herzunterstützung, einem so genannten mechanischen Kreislaufunterstützungssystem. Die Klinik unter der Leitung von Prof. Dr. Jan Gummert versorgt damit zur Zeit europaweit die meisten Patienten mit einer solchen Technik, die als zusätzliche Herzpumpe bei plötzlicher oder lange andauernder Herzschwäche dient.
"Seit dem ersten Einsatz mechanischer Kreislaufunterstützungssysteme in den 80-er Jahren hat sich diese Technik so sehr verbessert, dass unsere heute verwendeten Systeme inzwischen auch über viele Jahre im Einsatz sind und die Lebensqualität unserer Patienten ganz entscheidend verbessern. Das gilt für jedes Alter vom kleinen Kind bis zum betagten Erwachsenen," beschreibt Prof. Gummert. die Technologie, die VAD (ventricular assist devices, "Herzkammer-Unterstützungssystem") genannt wird.
Dazu gehört auch, mit dem Unterstützungssystem nach Hause entlassen zu werden und dort den gewohnten Lebensrhythmus wieder aufnehmen zu können. Dieser Traum ging für 71 der über 100 Patienten, die aus ganz Deutschland kommen, in Erfüllung. Sie haben gemeinsam mit ihren Angehörigen den Umgang mit ihren Unterstützungssystemen gelernt und können sich bei Fragen jederzeit an die drei Koordinatoren Daniela Roefe, Volker Lauenroth und Joachim Cantow wenden, die speziell für diese Versorgung ausgebildet sind. Zur gesundheitlichen Kontrolle und Überprüfung des Systems werden sie bei Bedarf, sonst regelmäßig alle drei Monate im Herz- und Diabeteszentrum untersucht. Einige dürfen sogar darauf hoffen, dass sich ihr Herz durch den Einsatz der künstlichen Pumpe erholt und sie wieder zu voller Gesundheit gelangen.
Weitere 32 Patienten mit Unterstützungssystem warten im Herzzentrum, der Gollwitzer-Meier-Klinik oder der Maternus Klinik in Bad Oeynhausen auf eine Herztransplantation.
Obwohl die Zahl der Organspender in Nordrhein-Westfalen um acht Prozent gestiegen ist, standen 2008 bundesweit deutlich weniger Spenderorgane als im Vorjahr zur Verfügung. Der Bedarf an Spenderherzen im Herz- und Diabeteszentrum NRW ist nach wie vor zwei- bis dreimal höher als die tatsächlich zur Verfügung stehenden Herzen. "Da nicht für jeden Patienten ein Organ zeitnah zur Verfügung steht oder Patienten auf Grund ihrer Vorerkrankung nicht transplantiert werden können, bieten mechanische Kreislaufunterstützungssysteme inzwischen eine sehr gute Alternative," sagt Prof. Gummert. "Die Systeme sind dank der Medizintechnik mit der Zeit nicht nur transportabel, sondern immer kleiner und besser geworden, die Geräuschentwicklung wurde geringer und das Risiko der Blutgerinnselbildung enorm reduziert."
Die Herzchirurgen Dr. Latif Arusoglu und Dr. Michiel Morshuis leiten als verantwortliche Oberärzte das VAD- und Kunstherzprogramm im HDZ. In der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie werden zur Zeit sieben unterschiedliche Unterstützungssysteme eingesetzt. Es gibt Pumpen, die in den Bauchraum des Patienten eingesetzt werden und solche, die sich ausserhalb des Körpers befinden. Beide werden von aussen durch einen Motor angetrieben. Hier finden sich Antriebe, die nach dem Rotationsprinzip arbeiten, als auch pulsierende (sog. pulsatile) Systeme. Die Unterstützungssysteme unterscheiden sich auch nach der Art ihrer Anwendung: Sie können als Linksherz-, als Rechtsherzunterstützung oder auch als beidseitiges, sogenanntes biventrikuläres System eingesetzt werden.
Welches Unterstützungssystem letztendlich das beste für den Patienten ist, entscheiden die Spezialisten des Herzzentrums individuell je nach Art der Erkrankung. "Die Erfahrungswerte in unserer Klinik mit nahezu 1.600 implantierten Unterstützungssystemen sind sehr hoch. Es gibt weltweit wohl nur wenige Kliniken, die über ein ähnliches Know How mit so vielen unterschiedlichen Systemen verfügen bei nachweislich niedriger Komplikationsrate. Das ist nur mit einem hochqualifizierten Ärzte- und Pflegeteam möglich," lobt Gummert.
Hintergrundinformation:
Die Technologie VAD (Ventricular Assist Device) steht für die künstliche Unterstützung des Herzens. Dazu zählen unterschiedliche Blutpumpen mit verschiedenen Antriebssystemen. Die VAD-Systeme übernehmen die Pumpleistung der linken und/oder der rechten Herzhälfte. Dadurch wird der Körper wieder mit ausreichend Blut/Sauerstoff versorgt und der Gesundheitszustand der schwer herzkranken Patienten stabilisiert. In der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie wurden bisher rund 1.600 VAD-Unterstützungssysteme eingesetzt. Zur Zeit leben 103 Patienten des Herz- und Diabeteszentrums NRW (HDZ) mit einem solchen System, das sowohl zur Überbrückung der Wartezeit auf ein Spenderherz (in etwa 65 Prozent aller Fälle) als auch zur dauerhaften Unterstützung (etwa 35 Prozent) angewendet wird. Bei knapp zwei Prozent der Patienten kann sich das kranke Herz während der Entlastung durch das VAD-System wieder erholen. 2008 wurden in Bad Oeynhausen 132 VAD-Unterstützungssysteme und 4 Kunstherzen eingesetzt. 25 der 61 Patienten, die im vergangenen Jahr im HDZ ein neues Herz erhielten, konnten die Wartezeit mit Hilfe eines Unterstützungssystems überbrücken. Die bisher längste Wartezeit eines Patienten mit VAD-System auf ein Spenderherz betrug über dreieinhalb Jahre.
Weitere Informationen:
Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Anna Reiss
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E-Mail: info@hdz-nrw.de
VAD-Spezialisten: Prof. Dr. Jan Gummert (3.v.l.) mit Kavous Hakim Meibodi (2.v.l.), Dr. Latif Arusog ...
(Foto: Armin Kühn)
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Immer da: Für Patienten mit Unterstützungssystemen wie den 20-jährigen Gerd Caspers (2.v.lks.) sind ...
(Foto: Armin Kühn)
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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