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30.07.1997 00:00

Wohnen in der Schokoladenfabrik

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    119/97

    Wohnen in der Schokoladenfabrik

    Der "alte" Traum vom Wohnen im Stollwerck

    Der Konflikt um das ehemalige Produktionsgelaende der Schokoladenfabrik Stollwerck im Severinsviertel wurde durch seine Dauer von ueber 16 Jahren zu einem kommunalpolitischen Lehrstueck. Er zeigte ueber die Stadtgrenzen Koelns hinaus grosse Wirkung auf andere Kommunen. In Koeln kam es bei den Politikern und der Verwaltung zu einem gewissen "Stollwerckeffekt", d. h. seitdem ist seitens der Stadt ein veraendertes Verhalten in Konfliksituationen bei Buergerbeteiligung zu beobachten. Zu diesem Ergebnis kommt Ursula Moelders in ihrer am Geographischen Institut der Universitaet zu Koeln durchgefuehrten Studie.

    In den 1970er Jahren liefen Koelns Buerger Sturm, als die Stadt beschloss, die ehemalige Stollwerck-Schokoladenfabrik abzureissen. Die Buerger forderten einen Umbau der bestehenden Gebaeude zu Wohnzwecken. Der aus diesen unterschiedlichen Interessen entstandene Konflikt fand seinen Hoehepunkt 1980 in der Besetzung des Fabrikgelaendes durch etwa 500 Personen. Nach Ansicht der Besetzer war die Anwendung dieses Mittels das Resultat ihrer nicht-ausreichenden Beteiligung an der kommunalen Entscheidung.

    Die Formen der Buergerbeteiligung und der kommunalen Entscheidungsfindung haben sich in den letzten 15 Jahren stark veraendert. Die Bereitschaft von kommunaler Seite, ein offenes Gespraech mit den Buergern zu suchen, ist gewachsen. Das Schlagwort "offenes Verfahren" bringt dies zum Ausdruck. Das bedeutet, dass zum einen bereits vor der Zielformulierung und der Planungsentscheidung die unterschiedlichen Interessen zusammengetragen werden. An diesem Punkt ist vor allem die Meinung und Mitwirkung der Buerger gefragt, wobei die Stadt den Buergern verdeutlichen muss, dass ihre Partizipation gewuenscht und erforderlich ist. Betroffene beteiligen sich haeufig nicht aktiv, da eine gewisse Scheu besteht, Buergerversammlungen zu besuchen. Solche Personen sollen beispielsweise durch Interviews oder Fragebogenaktionen miteinbezogen und auf bestehende Problemfelder hingewiesen werden. Daraufhin sollen alle Handlungsalternativen diskutiert und ein Kompromiss gesucht werden. Entscheidend in diesem offenen Verfahren ist, dass alle Interessenmotive der Beteiligten transparent gemacht werden. Auf diese Weise werden politische Motive entkraeftet und fachliche ruecken in den Vordergrund. Die Befuerwortung dieses interaktiven Entscheidungsweges ist nach Auffassung der Geographin als Lehre aus dem Stollwerck-Konflikt zu ziehen.

    Dennoch werden die verbesserten Beteiligungsmoeglickeiten - so die Koelner Geographin - nur bedingt wahrgenommen. Das liegt daran, dass heute ein voellig anderer Zeitgeist als in den 70er Jahren herrscht. Junge Leute, die damals einen grossen Anteil bei Protestaktionen ausmachten, sind heute verstaerkt mit sich selbst beschaeftigt: Angst um die Zukunft, Arbeitsplatzsorgen. Es verbleibt oft wenig Zeit und Interesse, sich fuer andere Angelegenheiten einzusetzen. Zudem verringert die oekonomische Situation der Kommunen den Handlungsspielraum der Stadt und der privaten Personen oder Initiativen. Denn die Staedte sind zunehmend auf private Investoren angewiesen, welche dann aber auch in der Planung bestimmend sind.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias Fuer Rueckfragen steht Ihnen Frau Moelders unter der Telefonnummer 0221/5107269 zur Verfuegung.

    Fuer die UEbersendung eines Belegexemplares waeren wir Ihnen dankbar.


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    Es wurden keine Sachgebiete angegeben
    überregional
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    Deutsch


     

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