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08.04.2009 14:02

Steigende Bedeutung von Online-Diskussionsforen für depressiv Erkrankte

Dr. Bärbel Adams Pressestelle
Universität Leipzig

    Internetforen werden auch von depressiv Erkrankten zunehmend intensiv und parallel zur professionellen Behandlung genutzt. Das zeigt eine Studie der Universität Leipzig zur Nutzungsweise von Selbsthilfeangeboten im Internet.

    In dem professionell moderierten Selbsthilfeforum wurden mittlerweile über 160.000 Postings von ca. 9000 registrierten Nutzern verfasst. Etwa 150 Beiträge gelangen täglich hinzu. Schätzungen zufolge nutzen etwa zehn Mal so viele Nutzer das Forum passiv als Informationsquelle. "In den letzten Jahren hat sich das Online-Diskussionsforum des Deutschen Bündnisses gegen Depression und des Kompetenznetzes Depression/Suizidalität zum größten deutschsprachigen Internetangebot für depressiv Erkrankte entwickelt", sagt Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie der Universität Leipzig und Sprecher des Kompetenznetzes Depression/Suizidalität.

    Um mehr über den Nutzen, aber auch über Risiken eines solchen Online-Angebots zu erfahren, erfolgte eine umfangreiche telefonische Befragung mit strukturierten diagnostischen Interviews bei einer zufällig ausgewählten Nutzergruppe. Bei 94,5 % der Nutzer wurde die Diagnose einer depressiven Erkrankung gestellt, 90,2 % waren bereits wegen einer Depression in ambulanter psychiatrischer Behandlung.

    Mehr als 60 % der Befragten gaben an, dass durch die Teilnahme am Online-Diskussionsforum das Vertrauen in eine medizinische Behandlung gestiegen sei und sie sich ermutigt fühlten, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Als positive Veränderungen durch die Nutzung wurden am häufigsten die Verbundenheit mit anderen Betroffenen und eine bessere Akzeptanz der Erkrankung angegeben. 82 % der befragten Nutzer waren Frauen.

    "Insbesondere vor dem Hintergrund skeptischer Stimmen zu der Rolle des Internets für Menschen mit psychischen Erkrankungen und der Sorge vor einer Nutzung dieses Angebots als Alternative zu professionellen Behandlungsmöglichkeiten erscheint dieses Ergebnis besonders bedeutsam", sagt Hegerl. "Die Studie lieferte Hinweise darauf, dass das Forum von seinen Nutzern als Ergänzung zu professioneller Behandlung - und nicht als Alternative im Sinne der alleinigen Selbsthilfe -gesehen wird. Das Finden von Informationen sowie Unterstützung und Verständnis bezogen auf das spezifische Krankheitsbild scheinen die Erwartungen zu sein, die die Nutzer des Diskussionsforums als erfüllt sehen."

    Das Online-Forum ist im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetzes Depression, Suizidalität und des Deutschen Bündnisses gegen Depression aufgebaut worden und wird unter dem Dach der Stiftung Deutsche Depressionshilfe mit finanzieller Unterstützung durch die Selbsthilfefördergemeinschaft des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen e.V. / Arbeiter-Ersatzkassen Verband e.V. (VdAK /AEV) weitergeführt.

    Die Studie "Evaluation eines Online-Diskussionsforums für an Depression Erkrankte und Angehörige - eine Untersuchung zu Motiven und Auswirkungen der Teilnahme" wurde in der Zeitschrift Neuropsychiatrie, Heft 1/2009 veröffentlicht. Autoren sind Anne Blume, Roland Mergl, Nico Niedermeier, Jörg Kunz, Tim Pfeiffer-Gerschel, Susanne Karch, Inga Havers, und Ulrich Hegerl.

    Mehr Informationen zur Depression finden Sie unter:
    www.buendnis-depression/forum
    www.kompetenznetz-depression.de
    www.deutsche-depressionshilfe.de
    letzte Änderung: 08.04.2009


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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