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22.03.2001 12:14

Von der Unsicherheit zu glaubwürdigen Indikatoren

Heidi Kurth Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Umweltökonomische Produkt- und Prozessbewertung mit Unterstützung der Fuzzy-Set-Theorie

    Umweltverträglichkeit muss heute von Beginn der Planung an über alle Entwicklungsstufen von Produkten und Prozessen gewährleistet sein. Unsicherheiten in Ausgangsdaten und Gewichtung erschweren jedoch eine zuverlässige umweltökonomische Bewertung. Ein Modell, das mit Unterstützung der Fuzzy-Set-Theorie dennoch nachvollziehbare und stichhaltige Aussagen über Umweltbelastungen ermöglicht, wird an der Universität Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl Qualitätsmanagement und Fertigungsmesstechnik (QFM) von Prof. Dr.-Ing. Albert Weckenmann entwickelt.

    Die Einstellung der Menschen zur Qualität ihrer Umwelt hat sich radikal verändert. Für die Öffentlichkeit interessant ist nicht mehr nur die wirtschaftliche Tätigkeit eines Unternehmens, sondern auch, ob diese Tätigkeit die Umwelt belastet und inwieweit das Unternehmen die Folgekosten trägt. Konsequenterweise sind die ordnungsrechtlichen Instrumente in den letzten Jahren immer strenger geworden und werden noch weiter verschärft. Eine Ursache für die Sensibilisierung ist der volkswirtschaftliche Schaden von 600 Milliarden Mark, welcher in der Bundesrepublik Deutschland jährlich durch Umweltschäden entsteht.

    Lebensraum wurde durch verseuchte Böden, verschmutzte und zerstörte Gewässer und durch Abgasbelastungen zerstört. Um vergleichbare Fehler in der Zukunft weitestgehend zu vermeiden, ist es unerlässlich, die Umweltverträglichkeit von Produkten und Prozessen durch eine umweltöko-
    nomische Bewertung zu sichern.

    Ökobilanzen, Kosten-Nutzen-Analyse für externe Umweltschutzkosten und ordnungsrechtliche Instrumente sind die drei wichtigsten Dimensionen der umweltökonomischen Bewertung von Produkten und Prozessen. Ökobilanzen beurteilen die Umweltverträglichkeit von Prozessen und Produkten. Externe Umweltschutzkosten werden durch das Unternehmen selbst verursacht, aber von Dritten getragen. Die ordnungsrechtlichen Instrumente (Gesetze, Richtlinien, Vorschriften etc.) unterstützen die Durchführung von Ökobilanzen und Kosten-Nutzen-Analysen.

    Die große Schwachstelle bei der Durchführung der umweltökonomischen Bewertung ist die Unsicherheit in Ökobilanzen und externen Umweltschutzkosten, verursacht durch die Unsicherheit bei den Sachbilanzdaten, den Gewichtungsfaktoren und den Äquivalenzkoeffizienten. Die Ergebnisse können deshalb erheblich schwanken bzw. verfälscht werden. Die Zuverlässigkeit der umweltökonomischen Bewertung von Produkten und Prozessen wird somit in Frage gestellt.

    Theorie der unscharfen Mengen

    Eine gute Möglichkeit für die Fehlermodellierung stellt die Fuzzy-Set-Theorie dar, die mit ihrer mathematischen Basis, der Theorie der unscharfen Mengen, einen neuen Ansatz beim Aufstellen, Interpretieren und Verrechnen von unscharfen Daten bildet. Die Fuzzy-Set-Theorie und deren Definition des Begriffes der Möglichkeit schaffen die theoretische und formale Grundlage, auf der die gesetzlichen Anforderungen und die naturwissenschaftlichen Daten zur umweltökonomischen Bewertung zueinander in Beziehung zu setzen sind.

    Ziel des Forschungsprojektes ist die Bereitstellung einer Methode zur umweltökonomischen Bewertung von Produkten und Prozessen, bei der durch die Unterstützung der Fuzzy-Set-Theorie die Unsicherheit bei Ökobilanzen und die externen Kosten miteinbezogen werden können.

    Der Bilanzrahmen und die Systemgrenzen der betrachteten Produkte oder Prozesse werden festgelegt. Die Parameter für die Modellierung unsicherer und unscharfer Informationen aus der Sachbilanz (Energie- und Massenströme) und die Gewichtungsfaktoren werden mit Hilfe der Methoden aus der Fuzzy-Set-Theorie zum Zwecke der Erstellung einer Ökobilanz und zur Ermittlung von externen Umweltkosten verarbeitet. Im dritten Arbeitsschritt wird das fuzzygestützte Konzept zur Verarbeitung von unsicheren sachbilanzbezogenen Kosteninformationen und unsicheren Äquivalenzkoeffizienten für das Ermitteln der externen Umweltkosten des Produktes oder Prozesses entwickelt. Da beide Bewertungen parallel erstellt werden, auf dieselben Eingangsinformationen zurückgreifen und dieselbe Modellierungs- und Auswertemethode verwenden, sind ökologische und ökonomische Bewertung miteinander verkettet.

    Am Beispiel von Produkten und Prozessen wird diese Methode erprobt. Dabei lassen sich die Umweltbelastungen systematisch, glaubwürdig und mit höherer Transparenz erfassen, auswerten und monetarisieren. Anschließend können Produkte und Prozesse unter ökologisch-ökonomischen Gesichtspunkten miteinander verglichen werden.

    Kontakt:
    Prof. Dr.-Ing. Albert Weckenmann, Dipl.-Ing. Lindita Bushi
    Lehrstuhl Qualitätsmanagement und Fertigungsmesstechnik
    Nägelsbachstr. 25, 91052 Erlangen
    Tel.: 09131/85 -26521, Fax: 09131/85 -26524
    E-Mail: qfm@qfm.uni-erlangen.de.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Elektrotechnik, Energie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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