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10.03.1997 00:00

Standort Deutschland besser als sein Ruf

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    45/97

    Standort Deutschland besser als sein Ruf

    Informationsdefizite der Kommunen

    In der Diskussion um den Standort Deutschland bleiben die vorhandenen Standortpotentiale vielfach unberuecksichtigt. Dabei ist die Raumausstattung deutscher Ballungszentren auch bei einer weiteren Globalisierung der Weltwirtschaft von entscheidender Bedeutung. Unter Beruecksichtigung sowohl gegenwaertiger als auch kuenftiger Entwicklungen im Produktionsbereich koennen deren Raumpotentiale als generelle Dispositionskostenvorteile fuer Industriebetriebe standortwirksam werden. Zu diesem Schluss kommt die von Dr. Werner Halver am Institut fuer Wirtschafts- und Sozialgeographie der Universitaet zu Koeln angefertigte Studie.

    Dr. Halver geht davon aus, dass letztlich die Betriebe selbst die Vorteile des Standortes erkennen muessen. Deshalb zieht der Koelner Wirtschaftsgeograph eigene Befragungen der Industriebetriebe bezueglich der Gueterverkehrseinrichtungen, des Arbeitsmarktes, der Zulieferbetriebe und der unternehmungsbezogenen Dienstleistungen im Raum Koeln und Leipzig heran.

    UEber zwei Drittel der Betriebe geben an, dass die Gueterverkehrseinrichtungen und der Arbeitsmarkt in der Region fuer sie eine unveraendert grosse Bedeutung als generelle Standortanforderungen haben. Der Vorsprung deutscher Ballungszentren im Bereich der Gueterverkehrserschliessung koennte sich gegenueber konkurrierenden Regionen noch vergroessern, wenn der Trend zur Verteuerung des Strassenverkehrs aufgrund der oekologischen Belastungen anhaelt. Zum einen verringert die zentrale Lage in Mitteleuropa die Transportkosten zu wichtigen Maerkten. Zum anderen ermoeglicht die Differenziertheit der Verkehrserschliessung Deutschlands ein Umsteigen auf die Schiene und die Binnenschiffahrt. Ein weiterer Ausbau der Verkehrswege ist somit zur Wahrung des Vorsprungs unabdinglich. UEber die Haelfte der Betriebe teilt mit, dass die Naehe zur Zulieferindustrie und zu unternehmungsbezogenen Dienstleistungen fuer sie sehr bedeutend oder bedeutend ist. Im diesem Zusammenhang sieht Dr. Halver in der Informationspolitik der Kommunen Defizite. Die Kommunen versaeumen es oftmals die Betriebe ueber Angebote von unternehmungsbezogenen Dienstleistungen, wie z.B. Transport- und Kurierdienste, rechtsberatende Dienste, Dienste der Berufs- und Wirtschaftsverbaende bzw. Handelskammern und Forschungsangebote der Hochschulen, in ihrer Region zu informieren. Der in Ballungsraeumen gelegene Standort koennte so nach aussen hin sein Profil schaerfen, um neue Unternehmen anzuwerben und alteingesessene Betriebe besser zu unterstuetzen.

    Der Koelner Raum gehoert nach Auffassung des Wirtschaftsgeographen zu den wichtigsten Wirtschaftsregionen Europas. Das Standortpotential befindet sich auf hohem technischen Niveau. Um so bemerkenswerter ist die Tatsache, dass die Leipziger Ergebnisse vier Jahre nach der Vereinigung tendenziell den Koelner Erhebungen gleichen. Nach vierzig Jahre Planwirtschaft ist der Leipziger Raum auch im Vergleich zu westdeutschen Ballungszentren - so Dr. Halver - mittlerweile wieder konkurrenzfaehig. Die Untersuchung macht zugleich deutlich, dass eine Aktivierung der oertlichen Standortpotentiale von Koeln und Leipzig nur durch eine spuerbare Verminderung der Arbeitskosten und Steuern stattfinden kann.

    Den Staedten und Gemeinden in Ballungsgebieten raet Dr. Halver ihre Industriepolitik nicht einseitig auf die Ansiedlung von sogenannten Zukunftsbranchen auszurichten. Die Studie zeigt auf, dass regionales Wachstum dort auch auf anderen Industriezweigen basieren kann, sofern sie im Strukturwandel entsprechende Anpassungen - meist hin zu mehr Spezialisierung und kapitalintensiveren Fertigungsverfahren - vollzogen haben. Auch sollten die Kommunen auf Subventionen verzichten. Diese ueberdecken lediglich die raeumlichen Anreizstrukturen, die ein modernes Stadtmarketing hervorheben sollte.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Fuer Rueckfragen steht Ihnen Dr. Werner Halver unter der Telefonnummer und Fax-Nummer 0221/313060 zur Verfuegung.

    Fuer die UEbersendung eines Belegexemplares waeren wir Ihnen dankbar.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Es wurden keine Sachgebiete angegeben
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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