Auf dem Deutschen Schmerzkongress in Berlin wird heute, Donnerstag, 8. Oktober 2009, eine wissenschaftliche Arbeit von Dr. Frank Seifert, dem Medizinstudenten Georg Kiefer und Privatdozent Dr. Christian Maihöfner aus der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen (Direktor Prof. Dr. Stefan Schwab) mit dem ersten Preis der Kategorie "Klinische Forschung" des Förderpreises für Schmerzforschung 2009 ausgezeichnet.
Die Forscher hatten festgestellt, dass es eine Veranlagung für das komplex-regionale Schmerzsyndrom (CRPS) gibt. Ein Risikofaktor für die Krankheit sei ein verändertes inneres Schmerzempfinden. Der mit 7.000 Euro dotierte Preis wird jährlich von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. vergeben. Stifterin ist die Grünenthal GmbH (Aachen).
CRPS-Patienten bereitet oft schon eine leichte Berührung mit einem Wattebällchen heftigste Schmerzen. Bei CRPS zieht eine eigentlich harmlose Verletzung an Hand oder Fuß schwere Folgen nach sich: Durchblutungsstörungen, Ödeme, Hautveränderungen, Schmerzen und schließlich motorische Funktionseinschränkungen. Die zugrunde liegenden Mechanismen der Schmerzverarbeitung haben die Forscher nun näher untersucht. Sie fanden heraus, dass es möglicherweise eine Veranlagung gibt, die das CRPS-Risiko erhöht.
Eingeschränkte Schmerzhemmung
Der Körper ist normalerweise in der Lage, die Verarbeitung von Schmerzreizen anzupassen. Im Rückenmark und Hirnstamm ist sowohl eine Verstärkung als auch eine Abschwächung der Weiterleitung von Schmerzreizen aus dem Körper ins Gehirn möglich. Diese so genannte innere bzw. endogene Schmerzmodulation untersuchte die Arbeitsgruppe an Patienten mit CRPS und gesunden Kontrollpersonen.
Die Forscher verabreichten dazu allen Probanden wiederholt schmerzhafte elektrische Reize auf den Handrücken. Dies führt gleichzeitig zu einer Gewöhnung an diesen Reiz, d. h. zu einer verminderten Schmerzreizverarbeitung, und zu einer verstärkten Empfindlichkeit gegenüber mechanischen Reizen. Sie stellten fest, dass bei CRPS-Patienten an beiden Händen, der betroffenen und der nicht-betroffenen, der Gewöhnungseffekt deutlich weniger stark messbar war als bei Gesunden. Außerdem waren die Areale mit stärkerer Empfindlichkeit gegen mechanische Reize an der CRPS-betroffenen Hand erheblich vergrößert. "Diese Befunde weisen auf eine veränderte Aktivität der endogenen Schmerzmodulation bei CRPS-Patienten hin", folgern die Preisträger. Da die Veränderung nicht mit der Dauer oder der Schwere des CRPS in Verbindung standen, vermuten sie in einer veränderten Schmerzmodulation einen von vorn herein vorhandenen Risikofaktor für CRPS.
Die Arbeitsgruppe (Leitung: PD Dr. Christian Maihöfner) beschäftigt sich bereits seit Jahren mit Ursachen und neuen Therapieansätzen für Nervenschmerzen. Unterstützt werden die Arbeiten insbesondere durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Weitere Informationen für die Medien:
PD Dr. Christian Maihöfner
Tel.: 09131/85-33001
christian.maihoefner@uk-erlangen.de
Pressestelle des Universitätsklinikums
Johannes Eissing
Tel.: 09131/85-36102
johannes.eissing@uk-erlangen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Personalia
Deutsch
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