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01.04.1998 00:00

Hilfe für die Helfer

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    59/98

    Hilfe fuer die Helfer

    Mitarbeiter der Rettungsdienste brauchen besseren Schutz vor Stress

    Mitarbeiter im Rettungsdienst sind durch ihre Taetigkeit in hohem Masse gestresst. Die schwierige Situation der Helfer ist, nicht zuletzt durch Fernsehsendungen wie "Notruf", ins Bewusstsein einer breiten OEffentlichkeit gerueckt. In verschiedenen Arbeitsbereichen werden, etwa fuer Mitarbeiter der Industrie oder Angestellte, bereits Stressbewaeltigungsprogramme angeboten. Weniger profitable Arbeitsbereiche, zu denen auch der nichtaerztliche Rettungsdienst zaehlt, sind von solchen Angeboten bisher weitgehend ausgeschlossen. Dr. Marc Guy Lucas untersuchte am Psychologischen Institut der Universitaet zu Koeln die Hintergruende fuer die Entstehung und die Auswirkungen von Stress auf die Gesundheit der Mitarbeiter in diesem Arbeitsbereich. Gleichzeitig zeigt er Wege zur Verbesserung der Situation auf.

    Die Anforderungen an einen Rettungsassistenten sind hoch. Er muss seelisch und koerperlich ueberdurchschnittlich belastbar sein. Doch selbst der staerkste Helfer ist bei der Verarbeitung des Erlebten seelisch ueberfordert, wenn geeignete Nachbereitungsmoeglichkeiten fehlen. Eine staendige UEberforderung muss auf Dauer zum Nachlassen der anfangs hohen Motivation fuehren. Sie kann bei bestimmten Veranlagungen oder ungesunder Lebensweise sogar in einer koerperlicher Erkrankung enden. Diese Prozesse entwickeln sich ueber lange Zeitraeume hin. Es ist erschreckend, so der Koelner Psychologe, dass sich tatsaechlich bereits nach zwei bis fuenf Jahren Taetigkeit im Rettungsdienst bei vielen Mitarbeitern Schaedigungen der Gesundheit durch Stress feststellen lassen. Die koerperliche und seelische Belastung in der taeglichen Arbeit wurde durch das Koelner "Vitasport System" gemessen. Es handelt sich hierbei um ein tragbares Geraet zur elektronischen Messung des Stresses.

    Bei der Frage nach dem Grad der Belastung des Retters ist nicht unerheblich, wo er taetig ist. Ein Helfer in der Stadt ist generell in hoeherem Masse dem Stress ausgesetzt, als sein Kollege auf dem Land. Dr. Lucas begruendet dies zum einen mit der vermehrten Zahl an Einsaetzen in staedtischen Gebieten. Zum anderen fuehrt die fast staendige Anwesenheit eines Notarztes bei den Rettern in der Stadt zu deren geringeren Entscheidungsfreiheit, was wiederum den persoenlichen Stress erhoeht. Es sind vor allem soziale Aspekte, die Einfluss auf das Stressgeschehen haben. Als Beispiele fuer eine Beeinflussung im positiven Sinne sind hier vor allem die Zufriedenheit des Mitarbeiters mit den Kollegen, dem Vorgesetzten und dem Notarzt zu nennen, sowie ein hohes Mass an persoenlicher Kompetenz und die Moeglichkeit eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen. Einen eher geringen Einfluss auf die Hoehe des Stresses haben hingegen, egal ob in der Stadt oder auf dem Land, die hohe koerperliche Belastung, die Ausstattung der Fahrzeuge und die Ausruestung der Helfer.

    Als Reaktion der Betroffenen auf die Belastungen nennt der Koelner Psychologe vor allem zwei unterschiedliche Verhaltensmuster. Hochqualifizierte Rettungsbedienstete mit hohen Anspruechen kapseln sich von ihren Kollegen eher ab und erfahren so weniger Zuwendung, was sie wiederum unzufriedener macht. Weniger kompetente Retter zeigen vermehrt aengstlich-nervoese Gefuehle und koerperliche Beschwerden wie etwa Kopf-, Ruecken- oder Leibschmerzen, Schlaflosigkeit oder Konzentrationsstoerungen.

    Um die Gesundheit der Helfer im Rettungsdienst zu foerdern und den Stress abzubauen, sollten, so Dr. Lucas, verschiedene Massnahmen ergriffen werden. Er schlaegt vor, das Angebot von Fortbildungsmassnahmen zu besonders hoch belastenden Einsatzarten, wie zum Beispiel "Kindernotfaelle" oder "Gespraeche mit Angehoerigen am Einsatzort", zu verstaerken. Selbsthilfegruppen und die Zusammenarbeit mit professionellen Anbietern psychologischer Hilfeleistungen koennten eine weitere wichtige Unterstuetzung in Krisensituationen darstellen. Eine Erweiterung des Sportangebotes und Kurse zum Entspannungstraining wuerden zur Erhaltung des koerperlichen Wohlbefindens beitragen. Nicht zuletzt dienten Seminare zur Stressbewaeltigung zum besseren Umgang mit den hohen Belastungen in diesem Beruf.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Fuer Rueckfragen steht Ihnen Professor Stephan unter der Telefonnummer 0221/470-2413 und den Fax-Nummern 0221/470-5964 und 470-6143 zur Verfuegung.

    Fuer die UEbersendung eines Belegexemplares waeren wir Ihnen dankbar.

    Presse- und Informationsstelle der Universitaet zu Koeln, Albertus-Magnus-Platz 1, 50923 Koeln, Tel. 0221 470 2202, Fax 0221 470 5190


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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