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13.06.1997 00:00

Strahlen spüren Krankheiten auf

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    95/97

    Strahlen spueren Krankheiten auf Nutzen-Risiko-Abschaetzung der Strahlendiagnostik

    Die Gefahren der Roentgen- und Nuklearmedizin werden von der OEffentlichkeit oft ueberbewertet. Ihre nuetzlichen Seiten geraten dabei oft in den Hintergrund. Im Extremfall bringt diese Haltung dem Patienten gesundheitlichen Schaden ein. Professor Dr. Schicha, Direktor der Klinik und Poliklinik fuer Nuklearmedizin der Universitaet zu Koeln, plaediert anhand einer Studie fuer eine differenzierte Betrachtung dieses Teilgebietes der Medizin. Es gilt zum einen zu verhindern, dass sich Patienten dringend erforderlicher Strahlendiagnostik entziehen; zum anderen darf diese nicht massenhaft von AErzten eingesetzt werden, falls kein wesentlicher Nutzen zu erwarten ist. Der Einsatz von Roentgenstrahlen in der Medizin ermoeglichte es erstmals, das Innere des menschlichen Koerpers sichtbar zu machen, ohne diesen zu verletzen. In den 50er und 60er Jahren dieses Jahrhunderts wurde diese Moeglichkeit durch Einfuehrung der Nuklearmedizin, bei der zur Diagnose und Therapie bestimmter Erkrankungen radioaktive Substanzen eingesetzt werden, erweitert. Zwischenzeitlich ist die anfaengliche Begeisterung ueber solcherlei Moeglichkeiten der Befuerchtung gewichen, die Strahlenbelastung bei einer solchen Diagnose koenne dem Patienten eher schaden als nutzen. Nach Ansicht des Koelner Nuklearmediziners geht dies soweit, dass Kommunikationsprobleme zwischen OEffentlichkeit und Wissenschaft bewusst ausgenutzt werden, um durch eine undifferenzierte Betrachtung ein "Horrorszenario" zu entwerfen. Wenn von "Kollektivdosen", von "Kollektivrisiken" und von jaehrlich 20.000 bundesdeutschen Krebstoten infolge strahlenmedizinischer Verfahren die Rede ist, verunsichert dies Patienten und AErzteschaft gleichermassen. Dass diese Diagnoseverfahren aber auch eine immense Chance bieten, Leben zu retten, wird leicht vergessen. Dabei zaehlt heute die Strahlenuntersuchung in der medizinischen Praxis nicht grundsaetzlich zum "Routineprogramm". Zunaechst wird in der sogenannten Stufendiagnostik mit Hilfe von gaengigen Verfahren, wie EKG oder Bluttests, ein Befund erstellt. Erst bei Verdacht auf eine Erkrankung, die eine Spezialuntersuchung erforderlich macht, kommt die Strahlenmedizin zum Einsatz. Hierbei ist das Risiko einer gesundheitlichen Beeintraechtigung von verschiedenen Faktoren abhaengig, beispielsweise vom Alter des Patienten. Bei Kindern und Jugendlichen ist die Wahrscheinlichkeit, eines Tages strahlungsbedingt an einem Tumor oder einer genetischen Veraenderung zu erkranken wesentlich hoeher als bei aelteren Patienten. So wird man besonders bei juengeren Menschen auf Strahlendiagnostik verzichten, falls die Indikation es nicht unbedingt erfordert. Aber dass die Strahlenmedizin nicht nur mit Risiken verbunden ist, laesst sich besonders eindrucksvoll am Einzelfall zeigen. Beispielsweise wuerde fuer einen Patienten mit Lungenembolie eine versaeumte Behandlung eine lebensbedrohliche Gefahr darstellen. Es ist moeglich, mit Hilfe von genauen Berechnungen den Nutzen, den dieser Patient von einer strahlenmedizinischen Untersuchung haette, konkret in Zahlen auszudruecken. Fuer einen fuenfzigjaehrigen Patienten ist im geschilderten Fall der Nutzen 1500fach hoeher als das Risiko, bei einem fuenfjaehrigen sogar 1700fach, wobei hier die hoehere Lebenserwartung des Kindes zum Tragen kommt. Jeder Patient wird dieses minimale Risiko, dessen Folgen weit in der Zukunft eintreten wuerden, gegenueber dem betraechtlichen realen Nutzen in der Gegenwart gerne vernachlaessigen. Zusaetzlich tragen gesetzliche Richtlinien und Empfehlungen nationaler und internationaler Strahlenschutzkommissionen zur Verminderung dieses Risikos und Steigerung des Nutzens bei. Professor Schicha betont aber auch, dass nicht zuletzt die Qualitaet der medizinischen Ausbildung zur optimalen Nutzung der Strahlendiagnostik beitraegt.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Fuer Rueckfragen steht Ihnen Professor Dr. Harald Schicha unter den Telefonnummern 0221/478-4050, 478-5054 und der Fax-Nummer 0221/478-4395 zur Verfuegung.

    Fuer die UEbersendung eines Belegexemplares waeren wir Ihnen dankbar.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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