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03.08.2001 12:14

Mobil in Münster

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Die besonderen Bedürfnisse und Probleme von Menschen mit eingeschränkter Mobilität in Münster standen im Mittelpunkt eines einjährigen Projekts, das von studentischen Gruppen der Westfälischen Wilhelms-Universität und der Universität Dortmund durchgeführt wurde. Im münsterschen Institut für Geographie präsentierten die Studierenden jetzt die
    Ergebnisse ihrer Untersuchungen. Gäste der Veranstaltung waren Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes, des Sozialamtes, des Tiefbauamtes und des Amtes für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Münster, sowie Mitglieder der Arbeitsgruppe Stadtplanung und Verkehr der Kommission zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderung.

    Ein Jahr lang hatten sich die Dortmunder Studierenden unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Christian Holz-Rau und die Münsteraner Studierenden unter der Leitung von Dr. Carola Bischoff und Diplom-Geograph Peter Neumann mit dem Thema "Mobilität in der Stadt Münster" auseinandergesetzt und die Thematik aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Angeregt wurde das Projekt vom Sozialamt der Stadt Münster, das bereits mehrfach mit dem Institut für Geographie der Universität Münster zusammengearbeitet hatte. Schwerpunkt der meisten Teil-Projekte waren die baulichen oder sozialen Barrieren, die Menschen mit eingeschränkter Mobilität daran hindern, sich frei und selbstbestimmt im Stadtraum orientieren und bewegen zu können.

    Mobilitätseingeschränkte Menschen müssen ihre täglichen Wege intensiv planen, da die Architektur des öffentlichen Raumes auf sie bislang nur wenig Rücksicht nimmt und ihnen meist gesonderte Wege zumutet. Im Münsteraner Teil-Projekt "Navigationsdienste für Rollstuhlfahrer" wurde im Rahmen einer Diplomarbeit ein computergestützter und mobiler Navigationsdienst entwickelt, der es ortsfremden Rollstuhlfahrern ermöglichen soll, über den kürzesten, barrierefreien Weg zu ihrem Ziel Informationen zu erhalten und ihnen somit mehr Unabhängigkeit und
    Spontaneität ermöglicht.

    Mit der Frage, wie mobilitätseingeschränkten Menschen in Münster die selbstbestimmte Teilnahme am öffentlichen Leben erleichtert werden kann, beschäftigte sich das Projekt der Dortmunder Raumplaner. Es sollten planerische "Konzepte für mobilitätseingeschränkte Menschen" erarbeitet werden, die sich direkt an deren Bedürfnissen und an der konkreten baulichen Situation des Wohnumfeldes orientieren. Durch Ortsbegehungen in den Untersuchungsgebieten Gievenbeck und Südviertel,Literaturrecherchen und Interviews mit Experten der Thematik und Betroffenen in Münster erhielt die Gruppe einen Einblick in die Probleme. Anschließend wurden Lösungsvorschläge erarbeitet, wie zum Beispiel Empfehlungen zur Ausstattung von Linienbussen, Gestaltung von Bushaltestellen und Behindertenparkplätzen und allgemeine Planungsempfehlungen zur barrierefreien Gestaltung des öffentlichen Raums. In einem weiteren Schritt wurden Ideen entwickelt, wie diese Empfehlungen sinnvoll umgesetzt werden könnten.

    Auch Münsters Innenstadt ist nicht frei von Barrieren: Ausgerechnet der Prinzipalmarkt, die Einkaufs- und Flaniermeile im Stadtzentrum, stellt für Mobilitätseingeschränkte eine Barriere durch sein grobes Kopfsteinpflaster dar. Im Münsteraner Teilprojekt "Querungshilfen für den Prinzipalmarkt" wurden die Passantenströme auf dem Prinzipalmarkt mit einer Webcam aufgenommen, ausgewertet und Vorschläge erarbeitet, an welchen Stellendieser Straße Furten eingerichtet werden sollen, die den Bedürfnissen mobilitätsbehinderter Menschen entsprechen und ihnen gleichzeitig ermöglichen, gemeinsam mit allen anderen Passanten die Straße zu queren.

    Eine spezielle Frage zum Stadtbussystem in Münster wurde im Teil-Projekt "Bedarfsanalyse einer Direktverbindung der Stadtteile Gievenbeck, Roxel, Mecklenbeck" diskutiert. Da die Streckenführung der Stadtbusse in Münster vorwiegend vom Zentrum in die äußeren Stadtteile geführt wird, bestehen oft zwischen benachbarten Vororten keine direkten Busverbindungen. Das Projekt sollte nun mittels einer Befragung klären, ob für solch eine tangentiale Direktverbindung ein Bedarf in der Bevölkerung besteht und ob sie wirtschaftlich tragfähig sein würde. Die Ergebnisse der Untersuchung lassen an der Tragfähigkeit der untersuchten Verbindung zweifeln.

    Mit der aktuellen Thematik einer nachhaltigen Stadtentwicklung beschäftigte sich das Projekt "Nutzungsmischung und Verkehr" im Stadtteil Gievenbeck-Südwest. Basis einer Haushaltsbefragung war die Frage, inwieweit neue planerische Konzepte in einem neuem Wohnviertel verwirklicht wurden und wie diese angenommen werden. Es wurde festgestellt, dass in Gievenbeck-Südwest Ansatzpunkte für eine "Stadt der kurzen Wege" erkennbar sind und die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel einen bedeutenden Anteil des Verkehrs der Bewohner einnimmt.

    Das Teilprojekt "Virtuelle Mobilität" setzte sich mit dem modernen Informationsmedium Internet auseinander. Mit der Bürgerumfrage 2001 der Stadt Münster wurde zunächst untersucht, wie verbreitet dieses Medium unter den Münsteraner Bürgern ist und für welche Zwecke es genutzt wird. Dabei zeigte sich, dass Münster im bundesweiten Vergleich einen besonders hohen Anteil an Internet-Nutzern aufweist. Auch die offizielle Internetpräsenz der Stadt, das publikom-Stadtnetz für Münster, wird bereits von vielen Bürgern genutzt. Allerdings zeigten sich unterschiedliche Zugänge zum Medium Internet, die sich vor allem im Nutzungsspektrum und in der Hinwendung der Nutzer zu modernen Diensten abzeichneten. Routinierte, mit dem Medium vertraute Nutzer stehen Anfängern und vorsichtigen Nutzern gegenüber, was ein Hinweis darauf ist, dass die Förderung der Medienkompetenz der Nutzer besonders wichtig ist.

    Insbesondere für mobilitätsbeeinträchtigte Menschen bietet das Internet eine Erleichterung im Alltag. Da die reale Welt ihnen oft Barrieren in den Weg stellt und selbst einfachste Versorgungsgänge erschwert, wurde in einem weiteren Teilprojekt mittels einer zusätzlichen Befragung untersucht, ob das Einkaufen über das Internet für sie eine Alternative darstellt. In der Auswertung wurde deutlich, dass mobilitätseingeschränkte Menschen zu den "Online-Shoppern" gehören. Ihr Einkaufsverhalten unterscheidet sich wenig von dem der Menschen ohne Mobilitätsbeeinträchtigung, allerdings versorgen sie sich über das Internet etwas häufiger als andere mit Dingen des täglichen Bedarfs.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geowissenschaften, Gesellschaft, Medizin
    regional
    Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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