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06.08.2001 16:55

Radioaktivität als Therapie

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Die Behandlung mit radioaktiven Substanzen hat sich insbesondere bei gut- und bösartigen Erkrankungen der Schilddrüse seit vielen Jahren als Alternative zu medikamentöser Therapie und Operation durchgesetzt. Am Universitätsklinikum Münster (UKM) erfolgt diese nebenwirkungsarme Behandlung auf der Therapiestation der Klinik für Nuklearmedizin. Seit der 1988 übernommenen Klinikleitung durch Prof. Dr. Dr. Otmar Schober wurde soeben auf dieser nach dem Wegbereiter der Nuklearmedizin und späteren Nobelpreisträger Georg von Hevesy benannten Station die 10.000 Patientin behandelt.

    Neben der so genannte Radiojod-Therapie bei Schilddrüsenerkrankungen bestehen auch bei einigen anderen bösartigen Erkrankungen, wie beispielsweise Neuroblastomen und Knochenkrebs bei Kindern, Nebennierentumoren, schmerzhaften Knochenmetastasen und Tumorbefall der Bauch oder der Brustfellhöhle, Behandlungsmöglichkeiten mit offenen radioaktiven Stoffen. Das am häufigsten eingesetzte Verfahren auf der über zwölf Betten verfügenden Station ist jedoch die Radiojod-Therapie bei Schilddrüsen-Erkrankungen. Das radioaktive Jod wird als Kapsel verabreicht und vom Körper wie natürliches Jod der Nahrung verstoffwechselt. Aus dem Magen gelangt es über den Verdauungstrakt in den Blutweg und von dort zur Schilddrüse, wo es - wie das natürliche Jod - von den Schilddrüsen-Zellen gespeichert wird. Aufgrund der abgegebenen Strahlung mit einer Reichweite von zirka einem halben Millimeter werden gezielt krankhafte Schilddrüsen-Zellen zerstört.

    Die Radiojod-Therapie ist nach Angaben der münsterschen Nuklearmediziner eine schonende, nebenwirkungsarme Maßnahme, die dann eingesetzt wird, wenn kein zwingender medizinischer Grund für eine Operation der Schilddrüsen-Erkrankung vorliegt und medikamentöse Maßnahmen nicht oder nicht mehr sinnvoll sind. Entgegen der Meinung aus früheren Jahren wird heute keine feste Altersgrenze für den Einsatz der Radiojodtherapie gesehen, so dass auch Kinder und Jugendliche behandelt werden können. Wie die Mediziner betonen, bestehen bei Patienten mit bösartigen Schilddrüsen-Erkrankungen bestehen heute überwiegend gute Aussichten auf eine vollständige Heilung. Die Radiojod-Therapie sei bei den meisten Formen des Schilddrüsen-Krebses zwingend erforderlich, um ein Wiederauftreten des Tumors zu verhindern.

    Die Radiojod-Therapie muss in Deutschland aus strahlenschutzrechtlichen Gründen auf einer nuklearmedizinischen Therapiestation durchgeführt werden, um die radioaktiven Ausscheidungen der Patienten in speziellen Abklinganlagen aufzufangen. Hierdurch wird die Umweltbelastung mit Radioaktivität verhindert. Im übrigen handelt es sich bei der nuklearmedizinischen Therapiestation um eine normale Krankenhaus-Station mit der Einschränkung, dass Besucher in der Regel nicht empfangen werden können, um diese keiner unnötigen Strahlung auszusetzen. Die Behandlungsdauer richtet sich nach der Menge des verabreichten radioaktiven Jods. Wenn der Grenzwert der vom Patienten abgegebenen Strahlung eine gewisse Schwelle unterschreitet, kann die Entlassung ohne jegliche Einschränkung erfolgen. In der Regel ist dies nach wenigen Tagen der Fall.

    Da die Radiojod-Therapie inzwischen eine breite Akzeptanz erlangt hat, sind die Betten der nuklearmedizinischen Therapie-Station des UKM mit nahezu hundert Prozent ausgelastet. Die Wartezeiten auf ein Therapie-Bett haben sich jedoch zwischenzeitlich durch die Lockerung der Strahlenschutz-Bestimmungen verkürzt. Mit steigender Tendenz in den letzten Jahren werden zur Zeit zirka 1000 Patienten pro Jahr behandelt.


    Weitere Informationen:

    http://medweb.uni-muenster.de/institute/nuklear/index.html


    Bilder

    Die 10.000. Patientin (unten links) mit Schwester Sabine Fabian (unten rechts)sowie (oben von links) Stationsleiterin Eva Busack, Oberärztin Dr. Christiane Franzius und Assistenzarzt Markus Löffler
    Die 10.000. Patientin (unten links) mit Schwester Sabine Fabian (unten rechts)sowie (oben von links) ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Organisatorisches
    Deutsch


     

    Die 10.000. Patientin (unten links) mit Schwester Sabine Fabian (unten rechts)sowie (oben von links) Stationsleiterin Eva Busack, Oberärztin Dr. Christiane Franzius und Assistenzarzt Markus Löffler


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