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11.10.2001 16:58

Sprecherwechsel über Satzmelodie gesteuert

Msc Michel Philippens Communication
Niederländische Organisation für wissenschaftliche Forschung - NWO

    Im Rahmen eines von der Niederländischen Forschungsorganisation NWO finanzierten Projekts wurde entdeckt, wie Sprecher des Niederländischen die Satzmelodie nutzen, um anzudeuten, dass sie am Wort bleiben möchten. Die Satzmelodie hat vor allem dann Effekt, wenn dem Satzbau zufolge die Äußerung eines Sprechers eigentlich abgeschlossen wäre.

    In einem normalen Dialog wechselt die Sprecherrolle äußerst schnell. Dabei stellt sich die Frage, wie die Sprecher eigentlich signalisieren, dass der andere das Wort ergreifen kann. Normalerweise werden die entsprechenden Informationen dem Satzbau entnommen. Die Satzmelodie hat nur eine unterstützende Funktion.

    Eine Ausnahme von dieser Regel stellt jedoch die von der Leidener Sprachwissenschaftlerin Dr. Johanneke Caspers entdeckte melodische Form dar. Es gibt nämlich im Verlauf eines Dialogs Momente, in denen ein Sprecher am Ende eines abgerundeten Satzes einige Zehntelsekunden Pause machen möchte, ohne dem anderen die Übernahme der Gesprächsführung zu erlauben. In solchen Augenblicken kann ein Sprecher über die Satzmelodie erreichen, dass er weiter am Wort bleibt, und zwar indem er die Tonhöhe der letzten betonten Silbe erhöht und bis zu der kurzen Pause beibehält. Caspers fand außerdem heraus, dass diese Intonationstechnik im Englischen ähnlich eingesetzt wird.

    Bei entsprechenden Tests wurden Versuchspersonen kurze Tonfragmente eines Dialogs vom Tonband vorgespielt. Die Gesprächsausschnitte wurden immer an den Stellen unterbrochen, an denen die Sprecherrolle wechselte oder an denen einer der beiden Sprecher eine kurze Pause einlegte. Die Versuchspersonen mussten bei jedem Fragment angeben, ob sie erwarteten, dass der Sprecher fortfährt oder dass der Gesprächspartner das Wort ergreift. Die Versuchspersonen konnten ferner mutmaßen, ob der andere eventuell lediglich mit einem zustimmenden Zwischenwurf ("mm" oder "ja") reagieren würde.

    Bei Fragmenten von Sätzen, die grammatisch unvollständig waren, war fast immer der Satzbau ausschlaggebend. Unabhängig von der Intonation der Sprecher glaubte fast niemand, dass nach der kurzen Gesprächspause der andere die Sprecherrolle übernehmen würde. Bei abgeschossenen Sätzen aber spielte die Satzmelodie eine viel größere Rolle. Dann hatte die Steigerung der Tonhöhe mit dem Ziel, am Wort zu bleiben, großen Einfluss. Auf Grund der Steigerung der Tonhöhe erwarteten 91 Prozent, dass der Sprecher das Wort behalten würde, eventuell nach einem bestätigenden Zwischenwurf des Gesprächspartners. Bei normaler Intonation waren nur 34 bis 54 Prozent dieser Meinung.

    Nähere Informationen:
    Dr. Johanneke Caspers (Universität Leiden, Geisteswissenschaftliche Fakultät, Phonetisches Labor)
    T +31-71-527 2325 (Büro) oder -576 5847 (privat)
    F +31-71-527 2615
    E-Mail: j.caspers@let.leidenuniv.nl


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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