idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.12.2010 10:33

Sicherheit für den Verkehr – Belastung für die Umwelt

Ralf Garten Presse- und Informationsstelle
Hochschule Osnabrück

    Einsatz von Streusalz ökologisch und ökonomisch problematisch

    Der Winter 2009 ist noch in bester Erinnerung, da schlägt das Winterwetter in diesem Jahr erneut zu. Glatte Straßen werden mit Mengen an Streusalz befahrbar gehalten. Aber was bedeutet der enorme Streusalzeinsatz für die Umwelt?

    Pünktlich zur Weihnachtszeit 2009 kam die große Kälte und brachte jede Menge Schnee und Eis mit sich. Dauer und Intensität des Schneefalls führten dazu, dass nahezu sämtliche Vorräte an Streusalz in den Städten erschöpft waren. Autofahrer waren froh über jedes Gramm, das verteilt werden konnte. Erhöhte das Salz doch die Chance, sein Ziel unversehrt zu erreichen. Für die Umwelt jedoch bedeutet die Verwendung von Streusalz eine starke Belastung – besonders für Pflanzen und Bäume. Durch den salzhaltigen Sprühnebel im Autoverkehr kommt es nicht nur zu Verätzungen am Blattwerk. Das Salz wird auch über das Wurzelwerk aufgenommen, reichert sich in den Blättern an und führt dort zu nachhaltigen Schäden.

    Die Schäden an den Pflanzen werden zumeist im Spätsommer sichtbar. Betroffen sind vorwiegend Bäume im unmittelbaren Straßenrandbereich. „Auffällig sind die Folgewirkungen des Streusalzes insbesondere bei Kastanien, Linden und Ahornen“, erläutert Dr. Helmut Meuser, Professor für Bodenschutz und Bodensanierung an der Hochschule Osnabrück. „Viele Blätter sind bereits im August abgestorben oder weisen Gelbfärbungen – so genannte Chlorosen auf – die vornehmlich bei Nährstoffungleichgewichten entstehen. Oftmals können die Pflanzen durch den hohen Salzgehalt im Boden nur unzureichend Wasser und Nährstoffe aufnehmen“, so Meuser weiter. Das Resultat ist die typische Dreifarbenfolge Braun-Gelb-Grün an den Blättern, die auf Salzschädigungen hinweisen. Problematisch ist, dass insbesondere jene Baumarten den Straßenrand und Alleen säumen, die nur eine sehr geringe Salztoleranz aufweisen und somit besonders anfällig für Schädigungen sind.
    Für die Streuung verwendet wird fast ausschließlich Kochsalz (Natriumchlorid). Das Streusalz bewirke, dass essentielle Nährstoffe wie Magnesium und Kalium durch das Natrium ausgetauscht werden und für die Pflanzen nicht mehr verfügbar sind. Zudem wird das sogenannte osmotische Potential, das für die Aufnahme von Wasser aus dem Boden wichtig ist, durcheinander gebracht. Die Pflanze kann im Extremfall sogar verdursten.

    Doch nicht nur ökologische Schäden werden durch das Streusalz verursacht. Auch ökonomisch sorgt es für Probleme. Das Natrium im Streusalz beispielsweise bewirkt, dass das Bodengefüge gelockert wird, was zu gefährlichen Bodenabtragungen bzw. Böschungsschäden führen kann. Besonders sichtbar ist dies bei Landstraßen und solchen Verkehrswegen, die auf Böschungen liegen. „Das salzhaltige Wasser fließt hier im Randbereich ab und versickert in den Boden. Dort wird er gelöst und es können bereits nach zwei Jahren erhebliche Straßenschäden auftreten“, unterstreicht der Bodenwissenschaftler. Darüber hinaus wirkt das Salz korrosiv, denn es greift Autos und sämtliche Einrichtungen im Straßenrandbereich an, auch Beton. Hinzu kommen pflegerische und verkehrssichernde Maßnahmen, um das durch Übersalzung entstandene Totholz zu entfernen.

    In Deutschland wird seit den 1950er Jahren mit Salz gestreut. Die Schädigungen, die dadurch hervorgerufen wurden, haben zwischenzeitlich eine Umkehr in Richtung Splitt bewirkt. Der Druck der Versicherungswirtschaft, höhere Kosten und eine angeblich vergleichbar schlechte Ökobilanz des Rollsplitts haben in den letzten Jahren allerdings zu einer Renaissance des Einsatzes von Streusalz in deutschen Kommunen geführt. Jährlich werden rund 2 Mio. Tonnen Salz auf deutschen Straßen verteilt.
    „Letztendlich sind die ökonomischen Schäden, die durch Streusalz bewirkt werden, nur schwer zu ermessen. Wo möglich empfiehlt es sich daher, das Salz erheblich zu reduzieren und stattdessen auf Rollsplitt oder Sand zurückzugreifen. Dass das Salz ökologisch weitaus bedenklicher ist und nachhaltigere Schäden hervorruft als das Splitt ist hingegen eindeutig. “, ergänzt Prof. Meuser.
    Das Splitt löst den Schnee zwar nicht auf, sorgt aber ebenso gut dafür, dass man wohlbehalten sein Ziel erreicht.


    Bilder

    Winterdienst Osnabrück im Einsatz
    Winterdienst Osnabrück im Einsatz
    Winterdienst Osnabrück / Genehmigung durch: Eigenbetrieb Stadtservice Osnabrück, Abteilung Straßenunterhaltung; Ansprechpartner: Kurt Santjer
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Winterdienst Osnabrück im Einsatz


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).