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17.11.1997 00:00

Archälogische Sensation

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    upm-Pressemitteilung der Universitaet Muenster 456/97 - 17. November 1997

    Archaeologen der Universitaet Muenster machten einmaligen Fund Erste Kultstaette der Mithras-Mysterien im Osten entdeckt

    Einen einmaligen Fund haben Mitarbeiter der Forschungsstelle Asia Minor der Universitaet Muenster gemacht: In einer Hoehle am Fusse des Siedlungshuegels der antiken Stadt Doliche in der heutigen Tuerkei stiessen sie auf die erste bekanntgewordene Kultstaette der Mithras-Mysterien im Osten. Derartige Kultstaetten, "Mithraeum" genannt, wurden bisher nur in Italien sowie in den westlichen und noerdlichen Provinzen des Imperium Romanum gefunden.

    Mithras war im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus eine der wichtigsten Gottheiten im roemischen Reich. Urspruenglich als Bewahrer des Rechts und als Prinzip des Lichts im Osten verehrt und damit schon frueh in die Naehe des Herrscherkults gerueckt, wurde aus der Lichtgestalt Mithras in der Kaiserzeit eine Erloesergestalt. Im Zentrum der mithraeischen Lehre steht die Toetung eines Stieres, durch dessen Blut neues Leben entstehen soll. "Bisher konnte nicht geklaert werden, wie aus der Mithrasverehrung ein Mithrasmysterium wurde", erlaeutert Dr. Engelbert Winter in der neuesten Ausgabe von "Muensters Universitaets-Zeitung" (MUZ) das Interesse der Forscher an der neuentdeckten Kultstaette. Die Frage, wie der Mysterienkult in den Westen gelangt ist, kann nun durch die Entdeckung in Kommagene einer Loesung naehergebracht werden. Gerade in dieser Landschaft hat die Mithras-Verehrung in Verbindung mit dem Herrscherkult eine lange Tradition, Mithras gehoerte in hellenistischer Zeit zu den vier Hauptgoettern Kommagenes. Der Mysterienkult konnte hier allerdings noch nicht nachgewiesen werden.

    Das jetzt entdeckte Mithras-Relief liefert auch einen Beleg fuer die tiefe Konkurrenz zwischen den beiden Erloeserreligionen Mithras- Kult und Christentum: Der Kopf des Gottes wurde abgeschlagen und durch ein Kreuz ersetzt. Noch immer sichtbar sind unter dem Stier, der von Mithras besiegt wird, seine Attribute - ein Hund, eine Schlange, ein Skorpion und zu beiden Seiten Fackeltraeger. Das Mithrasrelief ist nicht der einzige Wandschmuck in der Kultstaette: Die Inschrift "LE IV" deutet darauf hin, dass sich hier Soldaten der Legio Scythia verewigt haben. Diese roemische Legion war zwischen 66 nach Christus und dem Ende des dritten Jahrhunderts in der Naehe stationiert, ein erster Hinweis auf die Datierung des Heiligtums.

    Doliche, in dem die neu entdeckte Kultstaette liegt, ist der Wissenschaft seit langem bekannt. Ein Dorfbewohner machte Winter und seine Kollegin Dr. Anke Schuette bei ihren Untersuchungen des antiken Siedlungshuegels auf die Hoehle aufmerksam, deren Eingang zugewuchert war. Der Eingangsbereich und die Kulthalle sind insgesamt etwa 40 Meter lang, der Boden ist an vielen Stellen verschuettet. Im Kultraum befinden sich zahlreiche Nischen, an der Stirnwand findet sich das etwa zwei Meter hohe Mithras-Relief. Der Gesamtkomplex ist eines der groessten bisher entdeckten Mithraeen im gesamten Imperium Romanum. Fuer das naechste Jahr haben die beiden Wissenschaftler die Freilegung der Hoehle geplant.

    Hinweis fuer Redaktionen: Weitere Informationen erhalten Sie von Hochschuldozent Dr. Engelbert Winter, Forschungsstelle "Asia Minor" an der Universitaet Muenster, Telefon 0251/83 2 4901, Fax 0251/83 3 4902, e-mail schwert@uni- muenster.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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