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05.12.2001 11:38

Deutliches West-Ost-Gefälle bei Unternehmungsgründungen

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Bei den Gründungsaktivitäten besteht ein deutliches Gefällen zwi-schen West- und Ostdeutschland. Dabei zeigt sich, daß im Osten Deutschlands die Gründungsquote nicht nur geringer ist; vielmehr ist auch das dortige Gründungsklima ein wichtiger Erklärungsfak-tor für das niedrige Niveau der Gründungsaktivitäten. Beispiels-weise glauben deutlich weniger Personen in Ostdeutschland, daß sich in den nächsten sechs Monaten gute Gelegenheiten für eine Unternehmungsgründung ergeben. Zu diesen Ergebnissen gelangt eine Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialgeographischen Instituts der Universität zu Köln unter der Leitung von Professor Dr. Rolf Sternberg.

    179/2001

    Deutliches West-Ost-Gefälle bei Unternehmungsgründungen
    Start-Ups nicht repräsentativ

    Bei den Gründungsaktivitäten besteht ein deutliches Gefällen zwi-schen West- und Ostdeutschland. Dabei zeigt sich, daß im Osten Deutschlands die Gründungsquote nicht nur geringer ist; vielmehr ist auch das dortige Gründungsklima ein wichtiger Erklärungsfak-tor für das niedrige Niveau der Gründungsaktivitäten. Beispiels-weise glauben deutlich weniger Personen in Ostdeutschland, daß sich in den nächsten sechs Monaten gute Gelegenheiten für eine Unternehmungsgründung ergeben. Zu diesen Ergebnissen gelangt eine Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialgeographischen Instituts der Universität zu Köln unter der Leitung von Professor Dr. Rolf Sternberg.

    Ähnlich stellt sich die Situation dar, wenn die Beurteilung von Gründungschancen nach Bundesländern betrachtet wird. Hierbei be-legt das Saarland die Spitzenposition, gefolgt von Hamburg und Schleswig Holstein. Nordrhein-Westfalen ist erst auf dem siebten Platz hinter Baden Württemberg und Bayern zu finden. Die ostdeut-schen Staaten nehmen durchweg die letzten Plätze ein.

    Die Angst zu scheitern ist eine der Gründe dafür, daß in Deutsch-land weit weniger Unternehmen gegründet werden, als in anderen Industrieländern. Auch wenn die Gründungsaktivitäten in Deutsch-land seit dem Jahr 2000, parallel zum Niedergang der New Economy in Deutschland, rückläufig sind, sind die typischen New-Economy-Start-Ups nicht repräsentativ für das Deutsche Gründungsgesche-hen.

    Während in Deutschland mehr als 50 Prozent der Bevölkerung die Gründung eines eigenen Unternehmens aus Angst vor dem Scheitern erst gar nicht in Betracht zieht, liegt dieser Prozentsatz in den übrigen westeuropäischen Industriestaaten nur bei ca. 35 Prozent, in den USA sind es sogar nur ca. 20 Prozent. Zu diesem Ergebnis paßt, daß in Deutschland der Anteil derjenigen, die ein Unterneh-men gründen, weil sie über keine Erwerbsalternative verfügen, weit höher ist, als in den anderen westeuropäischen Industrie-staaten und in den USA. So kommen in Deutschland auf einen "Not-gründer" lediglich 2,6 Gründer, die eine Geschäftsidee ausnutzen möchten. Die entsprechende Relation liegt in Westeuropa bei 1:5,3 und erreicht in den USA den Wert 1:8,3.

    Auffallend ist auch, daß in Deutschland etwas mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen als Gründer aktiv werden. Das weibliche Gründerpotential ist nach Auffassung der Kölner Wirtschaftsgeo-grafen bei weitem nicht ausgeschöpft. Im internationalen Ver-gleich ist der Anteil der Gründerinnen vor allem in den Ländern hoch, die gründungsaktiver sind.

    Positiv bewerten die Kölner Wirtschaftsgeographen insbesonders die Finanzbedingungen sowie die physische Infrastruktur für Grün-der. So bekommen öffentliche Förderprogramme in Deutschland eine bessere Bewertung als in anderen Industriestaaten. Deutlich schlechter schneidet Deutschland dagegen bei gründungsbezogenen Aus- und Weiterbildungsaktivitäten ab. Auch zeigt sich, daß die gesellschaftliche Bewertung von Selbständigkeit, Eigeninitiative und Unternehmertum in Deutschland deutlich ausgeprägt ist, als in den anderen westlichen Industriestaaten. Demgegenüber bewerten die Kölner Wirtschaftsgeographen die Gründungsförderungspolitik in Deutschland als hervorragend. Sie nimmt Platz eins unter den 26 untersuchten Staaten ein.

    Nach Auffassung der Kölner Wirtschaftsgeographen können die Grün-dungsaktivitäten in Deutschland nur durch Verbesserung der Rah-menbedingungen nachhaltig erhöht werden. Der New-Economy-Boom der vergangenen Jahre hat nach ihrer Auffassung ein positives Unter-nehmer- und Gründerimage verfestigt und gleichzeitig den Attrak-tivitätsgewinn der Selbständigkeit als Alternative zur abhängigen Beschäftigung verdeutlicht. Diese positiven Effekte des New-Economy-Booms sollten Politik und Unternehmen nach Auffassung der Kölner Wirtschaftsgeographen nutzen, um langfristig ein grün-dungsfreundliches Klima in Deutschland zu schaffen.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Für Rückfragen steht Ihnen Professor Dr. Rolf Sternberg unter der Telefonnummer 0221/470-2372, der Fax-Nummer 0221/470-5009 und un-ter der Emailadresse agj05@uni-koeln.de zur Verfügung.
    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web (http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.html).
    Für die Übersendung eines Belegexemplares wären wir Ihnen dank-bar.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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