Das Metropolitan Museum of Modern Art in New York, die Max-Planck-Gesellschaft oder das Deutsche Archäologische Institut: Sie alle arbeiten bereits mit einer wegweisenden Software, die Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Informatik 8 (Theoretische Informatik) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) um Prof. Dr. Günther Görz entwickelt haben und die eine semantische Erschließung von Datenbanken ermöglicht. Such- und Rechercheprozesse werden damit wesentlich einfacher und inhaltlich umfassender.
Während herkömmliche Suchmaschinen die Datenbanken ausschließlich nach den eingegebenen Wörtern – also exakt festgelegten Zeichenketten – durchsuchen und alle anderen Informationen, die ebenfalls zu dem eingegeben Suchbegriff passen könnten, ausblenden, können die Nutzer mit der Software aus Erlangen die riesigen Datenmengen mit logischer Systematik durchforsten. Jetzt macht sich auch die Universität Oxford das Know-how zunutze. Unter Verwendung des an der FAU entwickelten Programms hat die englische Uni das Such-System CLAROS entwickelt, das weltweit Datenbanken zur Kunst der klassischen Antike vernetzt, etwa von Museen oder Kunstsammlungen.
„Stellen Sie sich vor, Sie suchen das Foto einer Vase, auf der Herkules zu sehen ist, mit einem Speer in der Hand“, führt Prof. Görz als Beispiel die Erlanger Forschungssoftware an. „Sie wissen allerdings nicht, ob es eine Vase mit diesem Motiv gibt oder wie eine solche Datei benannt sein könnte. Also beschreiben Sie dem Computer anhand wichtiger Eigenschaften einfach, wie das von Ihnen gewünschte Motiv gestaltet sein soll.“ Bei CLAROS können in verschiedenen Suchkategorien wie „Fundort“, „zeitliche Periode“ oder „Datenbank“ Suchbegriffe wie „Vase“ oder Abbildungen wie „Herkules“ angegeben werden. Das Programm listet dann nicht nur alle Bilder auf, die ein solches Motiv beinhalten, sondern zusätzlich auch Fotos von Vasen, auf denen Herkules mit anderen Waffen oder Werkzeugen zu sehen ist. Alternativ kann der Nutzer ein Bild bei CLAROS hochladen oder den Link zu einem Foto im Internet angeben, das der von ihm gesuchten Herkules-Vase sehr ähnlich ist. Auch in diesem Fall sucht das Programm dann Bilder, die zu dem angegeben Motiv passen. „Mit einer herkömmlichen Suchmaschine ist eine solche Vorgehensweise technisch nicht möglich“, sagt Görz.
Aber CLAROS kann noch mehr – zum Beispiel eine antike griechische Inschrift finden, von der sich die erste Hälfte in einem Museum in Athen befindet und die zweite Hälfte in einer Kunstsammlung in den USA. Beide Hälften sind zwar elektronisch verzeichnet und im Internet einsehbar. Es gibt aber keine gegenseitigen und damit ergänzenden Verweise. Die griechische Datenbank des Museums ist zudem nach einem anderen System aufgebaut als die amerikanische; die Beschreibung oder der Fundort der Inschrift sind nur auf Griechisch angegeben oder auf Englisch. Schnell stößt man an Grenzen beim Versuch, mit einer herkömmlichen Suchmaschine die beiden zueinander passenden Teile zu finden, da diese ausschließlich nach identischen Zeichenketten sucht, die es in diesem Fall nicht gibt. CLAROS kann die beiden Teile dagegen als zueinandergehörig identifizieren.
Die Funktionsweise von CLAROS
Grundlage von CLAROS ist das Conceptual Reference Model, kurz CRM. Unter CRM verstehen die beteiligten Wissenschaftler ein sehr allgemeines System aus Begriffen und Eigenschaften, mit dem Objekte beschrieben werden können. Besonders gut eignet sich das Modell für die Museumsdokumentation, weil es den universellen Zugang zu und den Austausch von vielen verschiedenen Daten ermöglicht. Inzwischen ist das CRM als internationaler Standard für die Museumsdokumentation anerkannt.
Lange Zeit existierte die Idee zu diesem System nur auf dem Papier. Für die Implementierung des Konstrukts in ein Computerprogramm nutzten Prof. Görz und sein Team die sogenannte „Web Ontology Language“, eine logische Programmiersprache, die für die Wissensrepräsentation und -verarbeitung im „Semantischen Web“ dient.
Zahlreiche Wissenschaftler nutzen das Erlanger Computerprogramm für eigene Projekte und entwickeln es weiter. Die von Prof. Görz entwickelte Software ist frei im Internet erhältlich.
Mehr Informationen gibt es unter http://erlangen-crm.org.
Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), gegründet 1743, ist mit 29.000 Studierenden, 590 Professorinnen und Professoren sowie 2000 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen an den Schnittstellen von Naturwissenschaften, Technik und Medizin in engem Dialog mit Jura und Theologie sowie den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Seit Mai 2008 trägt die Universität das Siegel „familiengerechte Hochschule“.
Weitere Informationen für die Medien:
Prof. Dr. Günther Görz
Tel.: 09131/85-28701 oder -28702
goerz@informatik.uni-erlangen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geschichte / Archäologie, Informationstechnik, Kunst / Design
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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