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24.06.2011 16:03

„Haskalah“ und die Geistes- und Sozialgeschichte des europäischen Judentums

Ulrike Jaspers Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    „Haskalah“ – die jüdische Aufklärung – bietet ein faszinierendes Beispiel einer der vielgestaltigen „Aufklärungen“ des 18. und 19. Jahrhunderts. Sie verkörpert zugleich ein einzigartiges Kapitel der Geistes- und Sozialgeschichte des europäischen Judentums, das für ein Verständnis der Modernisierung jüdischer Identität von entscheidender Bedeutung ist. Die vierte Internationale Konferenz zu „Jewish Enlightenment: Haskalah and Religion“ findet vom 3. (Sonntag) bis 6. Juli (Mittwoch) an der Goethe-Universität statt.

    Zu der Tagung werden 25 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Europa, Israel und den USA und 15 Promovierende im Bereich der jüdischen Geschichte auf dem Campus Westend der Goethe-Universität, Casino (Raum 1.801) erwartet. Auch die interessierte Öffentlichkeit ist zur Teilnahme eingeladen.

    Die jüdische Aufklärung umspannte einen Zeitraum von etwa 120 Jahren – von den 1770er bis zu den 1890er Jahren – und eine ganze Reihe sehr verschiedener jüdischer Gemeinschaften - von London und Amsterdam im Westen und Kopenhagen im Norden bis hin nach Vilnius und St. Petersburg im Osten. „Die internationale Haskalah-Forschung, insbesondere in den USA und in Israel, hat in jüngster Zeit eine enorme Blüte erlebt“, betont Prof. Christian Wiese, Organisator der Frankfurter Konferenz und seit Oktober 2010 Inhaber der Martin Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität. „Diese Forschung hat eine Vielzahl an Detailstudien zu unterschiedlichen Aspekten der intellektuellen Entwicklung und des sozialen Kontexts der jüdischen Aufklärung sowie neue Ansätze zur Interpretation der diversen Formen der Haskalah in West- und Osteuropa hervorgebracht.“

    Als eine der bedeutendsten Forschungsrichtungen im Bereich der modernen jüdischen Geistes- und Kulturgeschichte ist die Haskalah-Forschung in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit drei großen internationalen Konferenzen – 1994 in Oxford, 2000 in Jerusalem und 2006 in Wroclaw – zu unterschiedlichen Aspekten dieses Phänomens in Erscheinung getreten. Seitdem hat sich die Haskalah-Forschung weiter spezialisiert und ausdifferenziert und eine Vielzahl neuer Themengebiete und Forschungsperspektiven entwickelt, die nun an der Goethe-Universität in einer hochkarätig besetzten Nachfolgekonferenz aufgegriffen werden soll.

    Einer der wichtigsten dieser neuen Diskussionszusammenhänge, wie sie u.a. von David Sorkin (University of Wisconsin-Madison, USA) und Shmuel Feiner (Bar Ilan University, Tel Aviv, Israel) formuliert worden sind, betrifft die Thematik der Modernisierung und Säkularisierung des europäischen Judentums während des Zeitalters der Aufklärung. Die Frankfurter Tagung soll die komplizierte Beziehung von Haskalah und Religion ins Zentrum stellen und die Rolle der Haskalah im Prozess der Säkularisierung der jüdischen Gemeinschaft ausloten. Anstatt dabei den Blick, wie so häufig, vor allem auf die Berliner Haskalah zu richten, liegt ein besonderer Akzent auf der bisher vernachlässigten Forschung zur Haskalah in anderen Regionen Europas - vor allem in Frankreich, England, den Niederlanden, Italien, Polen, Litauen und Russland.

    Einen weiteren Schwerpunkt bilden Fragen der Gender-Forschung, der Beschäftigung mit den Sprachen und Literaturen, die mit der Haskalah verbunden sind (etwa die Entstehung des Neuhebräischen in Osteuropa) und der Erforschung der unlösbaren Zusammenhänge zwischen jüdischer und allgemeiner Aufklärung – im Spiegel dieser Themen soll dann auch das Verhältnis von Religion und Moderne insgesamt diskutiert werden.

    Teilnehmer der Konferenz werden die maßgeblichen Vertreter der gegenwärtigen internationalen Haskalah-Forschung sein. Der Organisator, Prof. Christian Wiese, konnte mit Prof. Shmuel Feiner, der im ersten Halbjahr 2012 als Humboldt-Preisträger an der Martin Buber-Professur zu Gast sein wird, einen der herausragenden Haskalah-Forscher der Gegenwart als Mitveranstalter gewinnen. „Wir möchten mit der Organisation dieser Konferenz der Goethe-Universität als Ort exzellenter Forschung im Bereich der jüdischen Geistes- und Philosophiegeschichte internationale Sichtbarkeit verleihen“, so Wiese. Die in Kooperation mit der Bar Ilan University und dem Centre for German-Jewish Studies an der University of Sussex gestaltete Konferenz ist daher zugleich auch Auftakt einer umfassenderen Strategie der internationalen Kooperation mit Universitäten in Israel, England und den USA, die in Zukunft auch zu gemeinsamen Forschungsprojekten führen soll.

    Informationen: Prof. Christian Wiese, Martin Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich Ev. Theologie, Campus Westend, Tel. (069) 798-33313, C.Wiese@em.uni-frankfurt.de; Romy Langeheine, Tel. (069) 798-33313, langeheine@em.uni-frankfurt.de


    Weitere Informationen:

    http://www.ev.theol.uni-frankfurt.de/buber/index.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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