Mit einer Tagung zum Thema "Die aufgegebene Aufklärung" am Freitag, 1. März, und Samstag, 2. März 2002 verabschiedet das Institut für Pädagogik Prof. Dr. Wolfgang Sünkel, seit 1971 Lehrstuhlinhaber für Pädagogik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Tagung in der Erlanger Orangerie versteht sich dabei nicht als Bilanzierungsveranstaltung, sondern als Auftakt, das Projekt der Aufklärung im Sinne des Geehrten fortzusetzen.
Für viele ist das vor über zweihundert Jahren begonnene Projekt der Aufklärung umstritten oder gar endgültig gescheitert. Enttäuscht wird registriert, wie die Hoffnung auf eine vernünftige Ausgestaltung des Zusammenlebens durch Fanatismus, Roheit und Barbarei erschüttert wird. Andererseits wird das Scheitern auch als eigentliche Befreiung des Menschen erlebt - diesmal aus ganz anderen Zwängen. Durch die Macht der Vernunft seien nämlich emotionale, intuitive und kreative Potentiale des Denkens und Handelns systematisch vernachlässigt und verdrängt worden. Enttäuschung und Erleichterung verstellen jedoch gleichermaßen den Blick auf das eigentliche Problem: Aufklärung, Vernunft und Emanzipation können stets in ihr Gegenteil verkehrt werden. Dies ist nicht nur eine bittere historische Erkenntnis, sondern zugleich eine Einsicht der Vernunft in ihre eigenen Grenzen.
Für die Pädagogik ergeben sich neue Aufgaben. Idee und Vorstellung von ihr lassen sich nur als Vernunftbegriff denken. Geht die Aufklärung verloren, kommt der Pädagogik ihr Sinn abhanden. Denn allein Kants kategorischer Imperativ beziehungsweise dessen Weiterentwicklungen bezeichnen den Anspruch der Pädagogik adäquat.
In den Vorträgen der Tagung sollen vor diesem Hintergrund an neuralgischen Punkten in Geschichte und Gegenwart die Möglichkeiten und Grenzen von Aufklärung realistisch und nüchtern bestimmt und Perspektiven für eine moderne Pädagogik aufgezeigt werden.
Die Vorträge im einzelnen:
Freitag 1. März 2002
10.00 - 10.45 Uhr
Eckart Liebau (Dekan der Philosophischen Fakultät I)
Laudatio
11.00 - 12.00 Uhr
Christoph Lüth (Universität Potsdam)
Die Aufklärung der Sophisten als Traditionsbruch und Reaktionen Platons - Zum Beginn der Erziehungstheorie in der griechischen Aufklärung
13.15 - 14.15 Uhr
Käte Meyer-Drawe (Universität Bochum)
"Sklaverei und Tändelei". Kant zu den Grenzen von Erziehung und Bildung
14.15 - 15.15 Uhr
Wolfgang Sünkel (Universität Erlangen-Nürnberg)
Aufklärung und bürgerliche Gesellschaft
15.45 - 16.15 Uhr
Alfred Langewand (Universität Flensburg)
Hölderlins "Sokrates und Alcibiades" bei Herbart - Druckfehler und Erinnerungslücken
16.45 - 17.45 Uhr
Helmut Heid (Universität Regensburg)
Kann man zur Verantwortlichkeit erziehen?
Samstag, 2. März 2002
9.15 - 10.15 Uhr
Eva Matthes (Universität Augsburg)
Die aufgegebene Aufklärung: Höhere Schulen im NS-Staat
10.15 - 11.15 Uhr
Caroline Hopf (Universität Erlangen-Nürnberg)
"Bey so aufgeklärten Zeiten..." - Zur Erziehung Wolfgang Amadeus Mozarts
11.30 - 12.00 Uhr
Michael Winkler (Universität Jena)
Drei Worte zur Zukunft
Organisation und Moderation: Johanna Hopfner und Michael Winkler
Weitere Informationen:
PD Dr. Johanna Hopfner
Institut für Pädagogik der Universität Erlangen-Nürnberg
Tel.: 09131/ 85 -22337
johanna.hopfner@rzmail.uni-erlangen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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