Moderne Therapieverfahren, neue Behandlungsmethoden und der Einsatz medizintechnischer Geräte erfordern, dass sich die Spitzenmedizin von heute zunehmend mit ethischen Fragestellungen auseinandersetzen muss. Als erste Spezialklinik für Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen hat das Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, nach Abschluss einer einjährigen Pilotphase jetzt offiziell ein Klinisches Ethik-Komitee eingerichtet.
„Die spitzenmedizinische Versorgung unserer Patienten stellt Mediziner und Pflegekräfte täglich vor neue Herausforderungen“, betont Wilhelm Hecker, Geschäftsführer des HDZ NRW. „Mit den dabei oft schwierigen Fragestellungen lassen wir unsere Beschäftigten in ihrem Berufsalltag nicht alleine.“
In einem einjährigen Fortbildungsprogramm sind daher 30 Mitarbeiter darin ausgebildet worden, Ethik-Fallberatungen im Herz- und Diabeteszentrum anzuleiten und zu begleiten. Möglichst alle beteiligten Fachrichtungen und Berufsgruppen wurden einbezogen. In einem Forum beraten die Mitarbeiter je nach Bedarf die Schritte der Therapie eines Patienten ausschließlich nach ethischen Gesichtspunkten.
„Am Ende des Beratungsprozesses steht keine medizinische Entscheidung“, stellt Prof. Dr. Deniz Kececioglu, Chefarzt im Zentrum für Angeborene Herzfehler und Vorsitzender des Klinischen Ethik-Komitees, richtig. Vielmehr sei das gemeinsam getragene Einverständnis zur weiteren Behandlung und Versorgung des Patienten von wesentlicher Bedeutung.
An der Ausbildung zum Ethikberater haben sowohl Mediziner als auch Pflegekräfte, Psychologen, Sozialarbeiter, Physiotherapeuten und Juristen teilgenommen.
Im Rahmen ihrer gemeinsamen Ausbildung wurden Vereinbarungen dazu getroffen, wie der Kommunikationsprozess in ethischen Konfliktsituationen im HDZ NRW abläuft. Das Komitee wird zudem im Vorsitz mit begleitet von der Klinikseelsorgerin Pfarrerin Antje Freitag. Dr. Arnd May vom Zentrum für Angewandte Ethik in Recklinghausen hat die Etablierung des Komitees von Beginn unterstützt: “Ethikberatung garantiert, dass Spitzenmedizin nicht zur seelenlosen Apparatemedizin wird.“
Das Projekt „Ethik in Konfliktsituationen“ wurde im Rahmen des Qualitätsmanagements im HDZ NRW bereits vor drei Jahren begonnen, als der Handlungsbedarf zum Thema Ethik bei der Auswertung einer Mitarbeiterbefragung offensichtlich wurde. Michaela Porschitz, Qualitätsbeauftrage im Herz- und Diabeteszentrum NRW, hat die Projektarbeit koordiniert. „Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass ethische Fallberatungen zur Klärung von Konfliktsituationen beitragen, die sowohl den Patienten selbst als auch Angehörige und beteiligte Mitarbeiter betreffen können.“ Neben der Umsetzung allgemein moralischer Werte wie Menschenwürde, Autonomie, Verantwortung, Fürsorge und Vertrauen hat sich das Klinische Ethik-Komitee des HDZ NRW auch zum Ziel gesetzt, weitere Mitarbeiter zu sensibilisieren und fortzubilden.
Weitere Informationen:
Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
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Anna Reiss
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