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24.11.2011 09:34

FAU treibt Spitzenforschung mit neuer Initiative voran

Pascale Anja Dannenberg Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) will sich verstärkt als Ort etablieren, an dem neue Ideen frühzeitig erkannt und in Spitzenforschung umgesetzt werden. Deshalb hat die FAU jetzt die „Emerging Fields Initiative“ (EFI) ins Leben gerufen und fördert damit vielversprechende Forschungsprojekte, die von international führenden Expertinnen und Experten der Universität Erlangen-Nürnberg getragen werden. Im Zentrum der EFI stehen innovative, interdisziplinär angelegte Forschungsprojekte, die hohes Potenzial haben, sich aber noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium befinden.

    Gerade solche fächerübergreifende Vorhaben in der Entstehungsphase neuer Themenfelder (der so genannten „Emerging Fields“) werden die Wissenschaft in besonderem Maße voran bringen. In der ersten EFI-Förderrunde wurden sechs FAU-Spitzenforschungsprojekte in einem Wettbewerbsverfahren ausgewählt, die von der Universität über zwei Jahre mit insgesamt 4,4 Millionen Euro gefördert werden. Drei weitere herausragende Projekte, die bereits im Rahmen anderer Förderprogramme mit großen Beträgen finanziert werden, erhalten eine ideelle Förderung.

    Die „Emerging Fields Initiative“, mit der exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FAU unterstützt werden, ermöglicht es der FAU noch schneller, effektiver und vor allem unbürokratisch auf neue Herausforderungen in der Forschung reagieren. Das Förderprogramm zielt darauf, Strukturen zu schaffen und finanzielle Mittel bereitzustellen, die es herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf allen Karrierestufen – vom Doktoranden bis zur zum Professor – erlauben, an hochaktuellen neuartigen Forschungsgebieten zu arbeiten. Auf diese Weise sollen zudem exzellente Forscherinnen und Forscher für die FAU gewonnen und strategische Allianzen mit hochrangigen Partnern ausgebaut werden. Für die hohe Qualität der geförderten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, der Ideen und Forschungsansätze bürgt ein strenger Auswahlprozess. „Wir erhoffen uns bahnbrechende wissenschaftliche Leistungen und innovative forschungsbasierte Lehrkonzepte“, sagt FAU-Präsident Grüske. „Zugleich wollen wir damit Internationalisierung, Nachwuchsförderung und Gleichstellung in hohem Maße stärken.“

    Die „Emerging Fields“ der FAU:

    Tissue/Organ Engineering mit selbst-assemblierenden Proteinen und bioaktiven Biomaterialien: Ein neuer Therapieansatz für die Regenerative Medizin
    (Kooperation von Technischer, Naturwissenschaftlicher und Medizinischer Fakultät, Koordinator: Prof. Dr. Aldo R. Boccaccini)

    Ziel des Gesamtprojektes ist die grundlegende Erforschung und Entwicklung von zellbasierten Organstrukturen und einer darauf aufbauenden kompletten Regeneration geschädigter Organe, z.B. von Knochen mit integrierten Gefäßen. Basierend auf der Kombination von neuen Herstellungsverfahren für dreidimensionale Gerüststrukturen mit bioaktiven Materialien, spezifischen Wachstumsfaktoren und patienteneigenen Zellen soll die mikroanatomische Struktur von Knochen und Blutgefäßen nachgebildet werden. So sollen in Zukunft neue intelligente Therapien durch den Einsatz von maßgeschneiderten Biomaterialien sowie die Herstellung von kompletten Organen bzw. Organbestandteilen im Labor oder direkt im OP am bzw. im Patienten möglich werden. Durch diese Kombination wird die komplizierte und langwierige Kultivierung der Organe entfallen.

    Bio-Objects and Bio-Subjects. Exploring the Interface of Science, Technology and Society
    (Kooperation von Philosophischer, Technischer, Naturwissenschaftlicher, Medizinischer sowie Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlicher Fakultät, Koordinator: Prof. Dr. Peter Dabrock)

    Naturwissenschaftliche und technologische Spitzenforschung vollzieht sich zunehmend in einem engen Geflecht von ökonomischer Erwartungshaltung und medialer Inszenierung. Einen solch tiefgreifenden Veränderungsprozess und die daraus resultierende Folgen zu antizipieren und vor dem Hintergrund der Vertrauenserwartung der Öffentlichkeit zu bearbeiten ist Ziel des Projektes „‚Bio-Objects‘ and ‚Bio-Subjects‘. Exploring the Interface of Science, Technology and Society“. Das Projekt führt dabei alle fünf an der FAU bestehenden Fakultäten unter dieser Themenstellung zusammen und wird in enger Kooperation mit internen und externen Spitzenforscherinnen und Spitzenforschern durchgeführt.

    Taxation, Social Norms, and Compliance: Lessons for Institution Design
    (Kooperation von Medizinischer sowie Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlicher Fakultät, Koordinatorin: Prof. Dr. Veronika Grimm)

    Die Globalisierung der Wirtschaft sowie die Liberalisierung von Wirtschaft und Finanzmärkten eröffnen Steuerzahlern zunehmend die Möglichkeit, ihre Steuerlast durch geschickte Planung oder auch durch Steuerhinterziehung zu senken. Diese Entwicklungen gefährden aktuell die Akzeptanz des Steuersystems, mit entsprechenden Rückwirkungen auf die Kooperationsbereitschaft der Steuerzahler und die Steuerehrlichkeit. In der einschlägigen Forschung wurden diese Zusammenhänge bislang kaum thematisiert. Das Projekt will nun umfassende Erkenntnisse darüber gewinnen, wie sich die Ausgestaltung des Steuersystems auf Steuermoral und -ehrlichkeit auswirkt und welche Details die Wahrnehmung des Steuersystems prägen. Die zugrunde liegenden Fragen sind beispielsweise, welche Faktoren für die Akzeptanz einer bestimmten Steuerart und des Steuersystems als Ganzes von Bedeutung sind, welche Folgen der Grad an Akzeptanz für die Steuermoral hat und wie sich vor diesem Hintergrund die bestehenden Institutionen optimieren lassen.

    Neurotrition
    (Kooperation von Naturwissenschaftlicher und Medizinischer Fakultät, Koordinatorin: Prof. Dr. Monika Pischetsrieder)

    Neurotrition beschreibt die Wechselwirkung zwischen Nahrung (Nutrition) und Gehirnfunktion (Neurofunction). Nahrungsbestandteile und Nahrungsformen können die Gehirnfunktionalität und die Gehirnaktivität modulieren, während andererseits das Aktivitätsmuster im Gehirn die Qualität und die Quantität der Nahrungsaufnahme beeinflusst. Unklar ist in beiden Fällen allerdings das Wie. Das Neurotrition-Projekt will deshalb naturwissenschaftliches, medizinisches und medizintechnisches Know-how der FAU bündeln, um Neurotrition systematisch auf mehreren funktionellen Ebenen zu untersuchen. So soll herausgefunden werden, wie durch Nahrungswirkstoffe einerseits unsere Gehirnfunktionalität beeinflusst wird und wie andererseits neurophysiologische Vorgänge die Menge und die Auswahl aufgenommener Lebensmittel beeinflussen.

    Quanten-Geometrie
    (Naturwissenschaftliche Fakultät, Koordinator: Prof. Dr. Thomas Thiemann)

    In der Geometrie treffen sich die Forschungsinteressen der Physik und der Mathematik. Bestes und bekanntestes Beispiel dafür ist Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie, die aus physikalischer Sicht die Gravitation (Schwerkraft) beschreibt und dafür unter anderem die (Pseudo-)Riemannsche Geometrie, ein Teilgebiet der Differentialgeometrie, benutzt. Die Allgemeine Relativitätstheorie beschreibt die Natur allerdings nur unvollständig, da sie die Quantentheorie nicht einbezieht. Die Vereinigung von Quantentheorie und Allgemeiner Relativitätstheorie zur Quantengeometrie gilt als eine der größten Herausforderungen der modernen Grundlagenphysik und nichts Geringerem ist das Erlanger Forschungsprojekt gewidmet. Eine erfolgreiche Theorie der Quantengeometrie hat das Potential, unser Naturverständnis dort zu erweitern, wo die klassische Allgemeine Relativitätstheorie versagt, unsere Kenntnis des Kosmos auf größten und kleinsten Skalen zu vertiefen und neue mathematische Zusammenhänge aufzudecken.

    Medicinal Chemistry: Redox-Active Small Inorganic Molecules as Biological Mediators and Therapeutic Drugs
    (Kooperation von Medizinischer und Naturwissenschaftlicher Fakultät, Koordinatorin: Prof. Dr. Ivana Ivanovic-Burmazovic)

    Chronische Entzündungen, Schmerzen und Alterserscheinungen sind wichtige Faktoren bei vielen Autoimmun- und Infektionskrankheiten. Moderne Zytokin-Hemmer („Biologicals“) haben zwar die Behandlung von Entzündungen bei Autoimmunkrankheiten verbessert, bringen aber auch erhebliche Nachteile mit sich. Sie sind sehr teuer, werden mit infektiösen Komplikationen in Zusammenhang gebracht und verlieren durch neutralisierende Antikörper an Wirksamkeit. Im Rahmen des Forschungsprojektes sollen daher neue anorganische Verbindungen für die therapeutische Behandlung von Entzündungen entwickelt werden. Preiswerte, anorganische bioaktive Metall- und Schwefel-basierte kleine Moleküle sind vielversprechende neue Ansätze für die Behandlung von chronisch-entzündlichen Erkrankungen in einer alternden Bevölkerung.

    Die folgenden drei Projekte erhalten eine ideelle Förderung der Universität:

    Next generation solar power
    (Kooperation von Naturwissenschaftlicher und Technischer Fakultät, Koordinator: Prof. Dr. Dirk Guldi)

    Der stetig wachsende Energiebedarf hat zu einem signifikanten Anstieg bei der Erforschung und Entwicklung alternativer, nicht-fossiler Brennstoffe geführt. Das Forschungsprojekt „Next generation solar power“ hat es sich zum Ziel gesetzt, eine bahnbrechende Plattform zu entwickeln, um chemische Brennstoffe unter Verwendung der Solarenergie zu produzieren. Dabei setzt das neue Zentrum auf künftige Generationen der Photovoltaik, die Nanoröhren Metalloxid-Architektur (nanotubular metal oxide architecture, NMOA) für die solare Wasserspaltung sowie auf künstliche Blätter (artificial leaves, AL). Letztlich sollen so mit höchster Effizienz und maximaler ökologischer Nachhaltigkeit Kraftstoffe und Strom hergestellt werden, deren Energiekosten mit denen der aktuellen Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen vergleichbar sind.

    Energietragende Stoffe
    (Kooperation von Naturwissenschaftlicher und Technischer Fakultät, Koordinator: Prof. Dr. Peter Wasserscheid)

    Die Energiebereitstellung aus regenerativen Quellen (Sonne, Wind) im großen Maßstab erfordert neue Technologien zur Energiespeicherung. Ein attraktiver Ansatz diese technische Herausforderung zu meistern, ist die Nutzung sogenannter „Energietragender Stoffe“. Diese werden an einem „energiereichen“ Ort, zu einer „energiereichen“ Zeit aufgeladen und geben die gespeicherte Energie am Ort und zur Zeit des Energiebedarfs wieder ab. Besonders interessant sind Diesel-artige Wasserstoffträger, die in unserer bereits vorhandenen Energieinfrastruktur (Tankschiff, Tankstelle etc.) gehandhabt werden können und eine dezentrale Energiespeicherung ermöglichen. Zentrale wissenschaftliche Fragestellungen beziehen sich auf die Stoffauswahl, die Optimierung der Prozessschritte und die Bewertung der Energieeffizienz.

    Mit diesen beiden Projekten baut die FAU ihre Position als einer der führenden Standorte für Energieforschung weiter aus.

    Hochenergie-Astroteilchenphysik und Dunkle Materie
    (Naturwissenschaftliche Fakultät, Koordinator: Prof. Dr. Uli Katz)

    Das Erlangen Centre for Astroparticle Physics (ECAP) widmet sich der Forschung im Grenzbereich zwischen Astrophysik, Teilchenphysik und Kosmologie. ECAP liefert maßgebliche Beiträge zu führenden Experimenten der Neutrino‑, Gamma‑ und Röntgenastronomie und entwickelt neue Detektoren zum Teilchen‑ und Strahlungsnachweis. Seit kurzem werden diese Aktivitäten durch theoretische Forschung im Bereich der Quantengravitation ergänzt.

    Weitere Informationen:

    Dr. Esther Schnetz
    Tel.: 09131/85-26388
    esther.schnetz@zuv.uni-erlangen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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