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02.04.2002 16:26

Waren die Kelten Barbaren?

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Zu der historischen und zugleich aktuell-brisanten Sonderausstellung der Universität Leipzig unter dem Titel "fromm, fremd, barbarisch. Die Religion der Kelten" (13.4. bis 15. 6. 2002) findet am 11. April 2002, 11 Uhr, im Vortragsraum der Universitätsbibliothek, Beethovenstr. 6, ein Pressegespräch mit Frau Prof. Dr. Sabine Rieckhoff, Historisches Seminar, Ur- und Frühgeschichte, und Prof. Dr. Hans-Ulrich Cain, Institut für klassische Archäologie, statt.

    Die Wanderausstellung wird nach der Leipziger Universitätsbibliothek an folgenden Orten gezeigt:
    Archäologiepark Belginum bei Morbach/Hunsrück (29.6. - 31. 8. 2002),
    Städtische Museen Heilbronn (13.9 - 17. 11. 2002),
    Kantonales Museum für Urgeschichte(n) Zug, Schweiz (30. 11. 2002 - 4. 2. 2003) und
    Museen der Stadt Hanau, Schloß Steinheim (18.2. - 15. 4. 2003).

    Die Kelten (oder Gallier) sind zu allen Zeiten schwarz-weiß gesehen worden, sei es in leuchtendem, sei es in abschreckendem Licht. Auch in postmodernen Zeiten beschwören die Medien einerseits das esoterische Bild einer heilen ganzheitlichen Druiden-Welt, während andererseits mit dem Gespann "Asterix und Obelix" Klischees gepflegt werden, die schon Aristoteles über die Kelten verbreitet hatte.
    Die Sonderausstellung der Universität Leipzig möchte den Wurzeln dieses ambivalenten Keltenbildes in der griechisch-römischen Antike nachgehen.

    Ausgangspunkt der Ausstellung sind die Grabungen des Leipziger Instituts für Ur- und Frühgeschichte in der keltischen Stadt Bibracte - Mont Beuvray (Burgund, Frankreich). Bibracte war im 1. Jh. v. Chr. der Sitz der einzigen historisch bekannten Druiden. Diese geheimnisumwitterte Priesterschaft kannte nur die mündliche Überlieferung, so dass man originäre Erkenntnisse über die Religion der Kelten allein durch archäologische Funde gewinnen kann. Daher präsentiert die Ausstellung eine Auswahl einzigartiger Götterbilder, Opfergaben und Zeremonialgeräte wie z. B. das goldene Kultbäumchen von Manching und die Holzskulptur aus Fellbach-Schmiden. Mehr als 30 Museen Frankreichs (u. a. Autun, Bibracte, Lyon und Paris), der Schweiz (Bern, Biel und Zug) und Deutschlands (z. B. Berlin, Dresden, Mainz, München und Stuttgart) haben für die Wanderausstellung einige ihrer besten Exponate zur Verfügung gestellt, Objekte aus einer ebenso frommen wie fremdartigen Welt, die durchdrungen war von Mythen und Magie und die einen auch heute noch faszinierenden Kunststil geschaffen hat.

    Die griechischen und römischen Nachbarn hatten die Kelten jedoch ganz anders erlebt: als grausame Feinde, die Städte plünderten und Heiligtümer entweihten. In der historischen Erinnerung der Mittelmeerwelt galten sie als Barbaren schlechthin, als das Sinnbild der Bedrohung der Zivilisation. Die Präsentation von Abgüssen aus dem Leipziger Antikenmuseum macht am Beispiel der kulturell und künstlerisch imposantesten Monumente aus griechischen Heiligtümern nachvollziehbar, wie unverblümt die Kelten im öffentlichen Raum als pietätlose Feinde dargestellt wurden.

    "fromm - fremd - barbarisch" - je nachdem wo der eigene ethnisch-ethische Standort liegt und wie der eigene historische Blickwinkel beschaffen ist, können die Kelten als zutiefst religiöse Menschen oder im Gegenteil als gottlose Schänder der Zivilisation erscheinen.
    Das Thema der Leipziger Ausstellung ist brisant. Es erzählt die Geschichte der Feindbilder als Geschichte der religiösen Identität und konfrontiert die Besucher und Besucherinnen mit einer Erfahrung, die auch als ein Spiegel der eigenen Gegenwart verstanden werden darf.

    Weitere Informationen: Frau Prof. Dr. Sabine Rieckhoff
    Telefon: 0341 97 37051
    E-Mail:rieckhoff@uni-leipzig.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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