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19.04.2002 12:42

Kampf der Kulturen

Brigitte Nussbaum Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Geowissenschaftler der Universität Münster untersuchen geopolitische Leitbilder nach dem Ende des Kalten Krieges

    Mit dem Ende des Kalten Krieges galten plötzlich die altvertrauten Kategorien nicht mehr. Die damals konstruierten und recht einfach gestrickten Gegensätze wie "West/Ost" oder "Kapitalismus/Kommunismus" machten einem Geflecht komplizierter politischer Zusammenhänge Platz. Neue Leitbilder bildeten sich, die sich als Denkschablonen für diese geopolitische Unübersichtlichkeit auf der Weltbühne anboten. "Vereinfachte Landkarten sind für das menschliche Denken und Handeln unentbehrlich", meinte beispielsweise Samuel Huntington in seinem Buch "Kampf der Kulturen". Doch wie problematisch und verführerisch die Konstruktion solch simpler Weltbilder sein kann, zeigte sich spätestens nach den Anschlägen vom 11. September, als Politiker und Medien im Rückgriff auf den Kampf der Kulturen erneut ein "Reich des Bösen" aufzubauen suchten. "Es waren nur wenige Attentäter, doch der Kampf gegen den Terrorismus wurde teilweise zum Kampf gegen den Islam und so zum Kampf gegen ganze Völker hochstilisiert", sagt Prof. Dr. Paul Reuber vom Institut für Geographie der Universität Münster.

    Gegen derartige Simplifizierung wendet sich die Politische Geographie, die in Münster seit kurzem durch Prof. Reuber vertreten wird. "Unser Ziel ist es, herauszufinden, wie solche geopolitischen Leitbilder erschaffen werden und wie sie in Konflikten um Macht und Raum wirken", erläutert er. Dabei werde das Territorium erst als soziale und politische Konstruktion, als Träger von symbolischer Bedeutung, wirksam. Deshalb gehe es darum, zu zeigen, was hinter Metaphern wie der vom "Kampf der Kulturen" oder vom "Reich des Bösen" stecke, indem man ihre mehr oder weniger subtile Rhetorik offen legt und die dahinter liegenden politischen Interessen untersucht.

    Darüber hinaus untersucht die Politische Geographie in Münster das Dreieck von Gesellschaft, Macht und Raum auch an lokalen und regionalen Konflikten. Ein laufendes Projekt analysiert beispielsweise Konflikte um ökologische Ressourcen in Nordostthailand. Die DFG finanziert ein weiteres Projekt, das die aktuellen geopolitischen Leitbilder Europas aus der Perspektive unterschiedlicher politischer Akteure analysiert. "Im Zentrum des Interesses steht dabei die Frage, welche Grenzen und inneren Gliederungen in konkurrierenden territorialpolitischen Raumvorstellungen entworfen werden und welchen strategischen politischen und ökonomischen Interessen sie dienen", so Reuber.

    In den kommenden Jahren will er diese Inhalte auch verstärkt in der Lehreraus- und weiterbildung vermitteln. Denn die Analyse geopolitischer Weltbilder sei ein Beispiel für das, was guter Unterricht will: Die Schüler zu einem kritischen, selbstverantwortlichen Blick auf ihre Welt anzuleiten.


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-muenster.de/Geographie/institut/arbeitsgruppen/ag_sozialgeographi...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften, Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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