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20.05.1998 00:00

Kein Abschied von der Volluniversität

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Rektor Professor Meincke gab Jahresrückblick

    Köln, den 20. Mai 1998 - 'Ein Abschied von der Volluniversität ist ... von uns - so lange dies nicht die Finanzen erzwingen - weder beabsichtigt noch geplant. Wir sehen aber dennoch Schwerpunktsetzungen innerhalb der unverändert zu erhaltenen Fachgebiete, die die gebündelten Leistungen unserer Universitäten noch deutlicher hervortreten lassen.' Mit diesen Worten wandte sich Rektor Professor Dr. Jens Peter Meincke auf der heutigen Jahresfeier der Universität zu Köln gegen Absichten, die in den vergangenen Wochen unter dem Stichwort 'Abschied von der Volluniversität' in den Medien gehandelt wurden.

    'Die Fächervielfalt gehört vielmehr' - so der Kölner Rektor weiter - 'zum Bild der Universität unverzichtbar hinzu, weil die Universität ihrer Idee nach auf die Erkenntnis des Ganzen, auf die Gesamtheit der Wirklichkeit und der sich abbildenden Wissenschaften abzielt und nicht nur einzelne zusammenhängende Ausschnitte in ihrer Vereinzelung zu erfassen sucht.' Die bloß individuelle Leistung eines Fachgelehrten hat nach Auffassung von Rektor Professor Meincke einen viel zu flüchtigen Charakter und kann die dauernde Bedeutung eines Fachs im Gefüge der Universität nicht hinreichend charakterisieren. Dessen ungeachtet hat sich das Rektorat der Universität zu Köln seit Beginn seiner Amtszeit vor einem Jahr für eine verstärkte Kooperation mit den benachbarten Universitäten eingesetzt. Dieses Bemühen ist jedoch nicht darauf gerichtet, die Universität jeweils auf einzelne Fächer zu beschränken.

    Stellung nahm Professor Dr. Meincke auch zu der Frage, inwieweit die Universität ihre Lehre so umorganisieren muß, daß sie für vom Ausland kommende Studenten attraktiver wird. 'Über diese Frage wird - das ist jedem bekannt - eine Art Stellvertreterdiskussion geführt. Man spricht von Ausländern, sucht aber nur nach einem Hebel, um das Studium für Inländer abzuwandeln. Als Allheilmittel werden zur Zeit die angloamerikanischen Bachelor- und Masterstudiengänge angepriesen.' Der Rektor befürchtet, daß nach der gerade abgeschlossen Reform aller Prüfungsordnungen aufgrund der sogenannten 'Eckdatenverordnung' demnächst eine neue Welle aufwendiger Ordnungs-Diskussionen auf die Universitätsgermien zukomme. 'Man könnte fast meinen, daß es zur Hauptaufgabe der Universität werden soll, in immer wieder neuen Anläufen immer wieder veränderte Studien- und Prüfungsordnungen zu entwerfen!'. In diesem Zusammenhang erinnert Rektor Professor Meincke auch daran, daß für das Studium allein die Studierenden zuständig sind. 'Sie tragen mit dieser Zuständigkeit ein hohes Maß an Verantwortung für die Effektivität der Universität insgesamt. Die Studierenden sind nicht Kunden eines Dienstleistungsbetriebs, der von den Professoren und den Mitarbeitern entfaltet wird, sondern sie sind Mitglieder der Kooperation Universität und gehören daher zu dem Betrieb Universität selbst dazu.'

    Stellung nahm Rektor Professor Meincke auch zur gegenwärtig grassierenden Evaluationseuphorie. Zumindest in den geisteswissenschaftlichen Disziplinen sei zu beobachten, daß Gutachter ganz unterschiedliche Methoden favorisieren; zugleich sei zu beobachten, daß 'die Stärke von geisteswissenschaftlichen Gutachtern gelegentlich vielleicht eher in der Kritik als in der positiven Würdigung von Vorhaben liegt, so daß sie sich wesentlich leichter auf Ablehnung als auf Anerkennung von Forschungsvorhaben zu verständigen vermögen.' Nach Auffassung von Professor Meincke sollten bei Gutachtern sogar Konkurrenzgesichtspunkte und Gesichtspunkte persönlicher Abneigung nicht vollkommen unterschätzt werden.

    Im Anschluß auf den Rückblick auf das vergangene Jahr überreichte der Rektor Professor Meincke Altrektor Professor Dr. Wolf Isselhard die Universitätsmedaille. Mit dieser Medaille würdigt die Universität den Einsatz von Professor Isselhard in wichtigen Ämtern der Selbstverwaltung der Universität als Rektor, Prorektor und zum wiederholten Male als Dekan, für sein langjähriges ehrenamtliches Wirken als Geschäftsführer des Vereins der Freunde und Förderer der Universität sowie für seine wissenschaftlichen Arbeiten vor allem auf dem Gebiet der experimentellen Untersuchung zu Organveränderungen im Zusammenhang mit Durchblutungsstörungen und Transplantationen. Der 1930 in Leverkusen geborene Wissenschaftler studierte in Köln Medizin. 1964/65 empfing er für seine Habilitationsschrift den Preis der Hochhausstiftung. 1970 übernahm er als ordentlicher Professor an der Universität zu Köln den Lehrstuhl für Experimentelle Chirurgie. Hauptforschungsgebiete Professor Isselhards sind der Herzstoffwechsel, das Verhalten von Geweben und Organen in Mangelsituation und bei der Erholung sowie die Organkonservierung für die Organtransplantation. Er war Sprecher des SFB68 'Kardiovaskuläre Restitution und Organsubstitution' von 1970 bis zum Abschluß 1983. Im akademischen Jahr 1972/73 sowie vom Wintersemester 1986/87 bis zum Sommersemester 1991 stand der Wissenschaftler seiner Fakultät als Dekan vor. Von 1973 bis 1975 bekleidete Professor Isselhard das Amt des Rektors der Kölner Universität. 1989 übernahm Professor Isselhard die Geschäftsführung des Vereins der Freunde und Förderer der Universität. 1993 wurde ihm von der 'Japanese Society for the Promotion of Science' (JSPS) ein 'Research Award' verliehen.

    Die Jahresfeier schloß mit dem Festvortrag von Professor Dr. Wolfgang Frühwald, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 1992 bis 1997 und Professor für Germanistik an der Universität München, zu dem Thema 'Modernisierung und Rebellion - zu Geschichte und Gegenwart der antiautoritären Bewegung in Deutschland (seit 1968)'.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches, Personalia, Wissenschaftliche Tagungen, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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