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20.08.2012 12:33

Leipziger Projekt untersucht Lehnwortschatz der ägyptischen Sprache

Susann Huster Pressestelle
Universität Leipzig

    In zwei Jahrtausenden ägyptischer Sprachgeschichte scheint der Sprachwandel des Ägyptischen kaum durch Sprachkontakt motiviert gewesen zu sein. Dann, im 4. Jh. v.Chr., etablierte sich in Ägypten eine hellenistische Königsdynastie, und Griechisch wurde zur Sprache der Herrschaftselite, der Verwaltung und der höheren Bildung. Die Einwirkung der griechischen Kontaktsprache auf das Ägyptische wird nun am Ägyptologischen Institut –Georg Steindorff- der Universität Leipzig im Projekt "Database and Dictionary of Greek Loanwords in Coptic" erforscht.

    Das Ägyptische, eine der am frühesten und am längsten bezeugten Sprachen der Menschheit, veränderte sich in den 2000 Jahren von der Pyramidenzeit bis in die Mitte des 1.Jahrtausends v.Chr. zwar erheblich, jedoch kaum oder wenig durch Sprachkontakt motiviert. Nach der Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen (331 v.Chr.) etablierte sich die makedonische Dynastie der Ptolemäer; maßgebliche Institutionen des Staates und der Gesellschaft wurden griechischsprachig und blieben dies auch während der ersten Jahrhunderte n.Chr., als Ägypten eine Provinz des römischen Reiches war.

    Die Bilanz des jahrhundertelangen griechisch-ägyptischen Sprachkontakts tritt im Koptischen zutage, der mit den Buchstaben des griechischen Alphabets und ägyptischen Zusatzzeichen geschriebenen jüngsten Sprachstufe des Ägyptischen (4.-14. Jh. n.Chr.). Mehr als 4500 griechische Wörter der meisten Wortarten und Wortfelder bereicherten den ägyptischen Wortschatz dieser Zeit. "Wir haben es mit einem der am breitesten und dichtesten bezeugten Fälle intensiver lexikalischer Entlehnung in der Antike und insofern mit einem Referenzfall der historischen Sprachwissenschaft zu tun", sagt Tonio Sebastian Richter, der Leiter des Projekts.

    Dieser gewaltige Lehnwortschatz stellt eine kardinale Aufgabe der ägyptischen und griechischen Wortforschung dar, zumal die koptische Lexikographie sich bislang auf den koptischen Wortschatz beschränkte, der etymologisch auf den älteren ägyptischen Wortschatz zurückgeht: "Wie ein Duden, der nur germanische Wörter zuließe und etwa lateinische Lehnwörter wie Wein, Fenster und Mauer ausspart", so Richter.

    Während einer vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst geförderten Pilotphase wurden im Projekt "Database and Dictionary of Greek Loanwords in Coptic" am Ägyptologischen Institut -Georg Steindorff- der Universität Leipzig von April 2010 bis März 2012 die konzeptuellen und technischen Voraussetzungen geschaffen, um den griechischen Lehnwortschatz im Ägyptisch-Koptischen vollständig zu dokumentieren und tiefgreifend zu analysieren. In einem auf zwölf Jahre angelegten Langfrist-Vorhaben der Deutschen Forschungsgemeinschaft soll nun ab Herbst 2012 diese große lexikographische Aufgabe in Angriff genommen werden. Außer griechischen Lehnwörtern im Koptischen sollen auch griechische Wörter im vorkoptischen Ägyptisch und arabische Lehnwörter im späteren Koptisch erfasst werden. Damit wird die Online-Datenbank, die das DDGLC-Projekt erarbeitet, reichlich 1500 Jahre kontakt-induzierten Sprachwandels im ägyptischen Wortschatz dokumentieren.

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    Weitere Informationen:
    PD Dr. Sebastian Richter
    Telefon: +49 341 97-37019
    E-Mail: sebricht@rz.uni-leipzig.de
    www.uni-leipzig.de/~egypt


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie
    regional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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