Göttingen – Wer seinen Lebenspartner nach einem angenehmen Körpergeruch aussucht, sorgt dafür, dass seine Kinder mit einem starken Immunsystem gesünder leben können. Dies ist eines der Ergebnisse der Forschungen des Biologen Prof. Manfred Milinski, Direktor des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön, über die er am Sonntag bei der Tagung der GDNÄ – Die Wissensgesellschaft (Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte) in Göttingen berichtete.
Körpergeruch, so der Wissenschaftler, spielt bei der Partnerwahl – beim Menschen wie im Tierreich – eine ganz entscheidende Rolle. Dabei wirken sich im individuellen Körpergeruch Gene aus, die für eine wichtige Komponente des Immunsystems verantwortlich sind, die sogenannten MHC-Allele. Fremder Körpergeruch wird als angenehm empfunden, wenn die Immungene besonders unterschiedlich von den eigenen sind. Kinder eines Paares, das über die Gerüche harmoniert, haben durch die Mischung der unterschiedlichen Gene dann ein besonders starkes Immunsystem.
Dass Mäuse Unterschiede des MHC-Systems riechen können, ist bereits seit längerem bekannt. Milinski ließ Frauen den Geruch von benutzten T-Shirts von 140 männlichen Probanten beurteilen. Dabei zeigte sich, dass auch Menschen die Immungene riechen können und deutliche Unterschiede zum eigenen Immunsystem als besonders angenehm empfinden. Selbst das eigene Parfüm wählen die meisten Menschen so aus, dass es zu ihrem Immunprofil passt. Untersuchungen in England hätten sogar gezeigt, berichtete Prof. Milinski bei der GDNÄ-Tagung in Göttingen, dass Paare, bei denen zur Zeit der Partnerwahl diese Fähigkeit blockiert war – durch Schwangerschaft oder durch ältere Versionen der Antibabypille – höhere Scheidungsraten zu verzeichnen hatten als Paare, die in der entscheidenden Zeit die Immungene riechen konnten.
Für die Evolutionsbiologie, so Max-Planck-Direktor Prof. Milinski, können diese Ergebnisse eines der großen Rätsel lösen: Warum gibt es Sex? Denn eigentlich biete asexuelle Fortpflanzung deutliche Vorteile: „Söhne sind aus Sicht der Evolution ein überflüssiger Luxus und die Evolution hätte eigentlich im Sinne der Optimierung das männliche Geschlecht schon längst eliminieren müssen“, sagte Prof. Milinski. Dennoch pflanzten sich die meisten Tierarten sexuell fort, denn durch die Vermischung von unterschiedlichen Immunkomponenten können sie sich an die gefährlichste Umweltveränderung anpassen, der alle Lebewesen seit Urzeiten ausgesetzt sind: die furiosen Attacken von sich ständig wandelnden Krankheitserregern. Das könne aber nur funktionieren, wenn die Sexualpartner die Unterschiede der Immungene auch bemerken können, etwa durch den Körpergeruch, damit er sich bei der Partnerwahl – auch unterbewusst – entscheidend auswirkt.
Die Tagung der GDNÄ – Die Wissensgesellschaft in Göttingen steht unter dem Motto „Gesellschaft braucht Wissenschaft – Wissenschaft braucht Gesellschaft“. Bis Dienstag sprechen rund 50 Forscher und Experten aus anderen Bereichen über Wechselwirkungen von Wissenschaft und Gesellschaft an den Beispielen Mobilität, Kommunikation und Interaktion.
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Prof. Manfred Milinski, Direktor des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön
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