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25.06.2002 08:33

Ein Handbuch für Friesen aus Bayern

Heidi Kurth Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Einstmals wurde Friesisch entlang der ganzen Nordseeküste gesprochen. Die Jahrhunderte gingen jedoch nicht spurlos vorüber. Heute ist das Friesische eine Minderheitensprache. Nur noch rund 400.000 Sprecher in den Niederlanden, 10.000 in Nordfriesland und wenige in Sprachinseln nahe Oldenburg können sich auf Friesisch verständigen. Dem Erhalt dieses kulturellen Erbes widmet sich das "Handbuch des Friesischen", das vom Erlanger Germanisten Prof. Dr. Horst Haider Munske herausgegeben wurde. Damit wird der hohen Reputation der Dialektologie in Erlangen erneut Rechnung getragen.

    "Das Handbuch soll den Bewohnern der Frieslande ihr historisches Erbe vor Augen führen und sie zu selbstbewusster Pflege von Sprache und Literatur anregen", beschreibt Prof. Munske die Zielrichtung des Handbuchs, das sich neben den Wissenschaftlern explizit an die Mitglieder der Sprachgemeinschaft richtet. Seit dem Erlass der "Europäischen Charta für Regional- und Minderheitensprachen" ist Sprachenpflege ein erklärtes politisches Ziel. Und auch die Unterstützung der Wissenschaft kommt keine Minute zu früh. "In Deutschland kämpft die Sprache um ihr Überleben", weiß Munske. Im Saterland bei Oldenburg ist das Ostfriesische bereits nahezu ausgestorben. Auf den nordfriesischen Inseln Sylt, Föhr, Amrum und dem gegenüberliegendem Festland geht die Zahl der Sprecher zurück, obwohl Friesisch an vielen Schulen noch unterrichtet wird. Zudem ist die dem Englischen und Niederdeutschen verwandte Sprache Studienfach an mehreren norddeutschen Universitäten - und Forschungsgegenstand an der Universität Erlangen-Nürnberg. Schließlich gehört die Beschäftigung mit Minderheitensprachen zum obligatorischen Lehr- und Forschungsrepertoire an Prof. Munskes Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Sprachwissenschaft und Mundartkunde. Der Sprachwissenschaftler kann zudem auf eine lange Beschäftigung mit dem Friesischen verweisen. Bereits 1970 hatte Munske in seiner Habilitationsschrift friesische Rechtsquellen untersucht.

    Um die Erforschung der eigenständigen norseegermanischen Sprache hatte sich schon Jakob Grimm, der Begründer der Germanistik in seiner Grammatik 1822 verdient gemacht. Mit dem zweisprachigen "Handbuch des Friesischen / Handbook of Frisian Studies" wird jetzt die erste systematische Gesamtdarstellung der Frisistik vorgelegt. Die 79 Artikel behandeln auf 850 Seiten alle wesentlichen Aspekte von den Runenzeugnissen über das Altfriesische im Mittelalter bis zum Friesischen als heutige Minderheitensprache mit den west-, ost- und nordfriesischen Dialekten in den Niederlanden und Deutschland. Einleitende Artikel geben ausführliche Informationen über die heutigen Institutionen und Aktivitäten der Forschung und der Sprachpflege. Übersichtsartikel zur Geschichte und zur Archäologie der Küstenregion runden die Darstellung ab. Vor rund acht Jahren hatte Prof. Munske den ersten Entwurf für ein einbändiges Handbuch vorgelegt. 45 Wissenschaftler aus Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Skandinavien haben als Autoren mitgearbeitet. Die langjährige Arbeit wurde von der Ferring Stiftung auf Föhr und der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit einer Mitarbeiterstelle gefördert. Die Manuskripterstellung wurde an Munskes Lehrstuhl maßgeblich von Helga Vieten geleistet.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Horst Haider Munske
    Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Sprachwissenschaft
    Tel.: 09131/ 85 -29353
    htmunske@phil.uni-erlangen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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