Die Universität zu Köln beabsichtigt, ein Zentrum für Biowissen-schaften zu errichten, in dem die Institute für Botanik, Entwick-lungsbiologie, Genetik und Zoologie zusammengefaßt werden. Ein solches Zentrum für Biowissenschaften würde in Köln ganz erhebli-che Vorteile mit vorhersehbar positivem Einfluß auf den Struktur-wandel am Arbeitsmarkt in der Region Köln mit sich bringen. Es wäre zugleich ein wichtiges Signal zum richtigen Zeitpunkt für den Standort Nordrhein-Westfalen. Auf einer Pressekonferenz stellten heute Rektor Professor Dr. Jens Peter Meincke und Kanz-ler Dr. Johannes Neyses das Projekt der Öffentlichkeit vor.
Der Fachbereich Biologie an der Kölner Universität besteht aus vier Instituten (Botanik, Entwicklungsbiologie, Genetik und Zoo-logie), die mit Ausnahme von Teilen des Instituts für Genetik in Gebäuden der 50er und 60er Jahre untergebracht sind. Bis auf we-nige teilsanierte Lehrstühle entsprechen weder die derzeitigen Laboratorien noch die Praktikums- und Seminarräume oder Hörsäle in Ausstattung, Art oder Größe den heutigen Anforderungen. Nichtsdestotrotz genießt das Biologiestudium in Köln hohe Attrak-tivität, die Anzahl der Bewerber liegt im Gegensatz zu den ande-ren Standorten in Nordrhein Westfalen seit Jahren zweifach über den tatsächlichen Zulassungszahlen. Überaus begehrt ist Köln auch bei Studienwechslern, die das Lehr- und Wissenschaftsangebot der Kölner Biologie bundesweit im Vergleich zu anderen Universitäten hoch einschätzen.
Grundlegend für den hohen Stellenwert von Köln ist neben der Breite der vertretenen Wissenschaftsrichtungen der hohe Anteil molekularbiologischer Forschung und Lehre sowie der im nationalen und internationalen Vergleich konkurrenzfähige und teilweise füh-rende wissenschaftliche Standard. Dieser Vorsprung der Universi-tät zu Köln begründet sich u. a. auf die visionäre Einrichtung des Instituts für Genetik im Jahre 1962 und dessen damals konzep-tionell gut angelegte räumliche wie personelle Ausstattung. Die-ser Standortvorteil ist angesichts der heutigen Anforderungen der modernen Biologie an Lehre und Forschung und der technologischen sowie der infrastrukturellen Entwicklung der vergangenen 35 Jahre mit den bestehenden Räumlichkeiten nicht mehr aufrechtzuerhalten.
Die moderne Biologie ist eine hochinterdisziplinäre Wissenschaft, die sich über einen rapiden Methodenwandel innerhalb der letzten drei bis vier Jahrzehnte weg von der beschreibenden Beobachtung hin zu den molekularen Grundlagen gewandt hat. Die strikte Tren-nung zwischen den klassischen Fachrichtungen geht durch den über-greifenden Einsatz der neuen biochemischen und molekularbiologischen Methoden zunehmend verloren, zumal sich auf molekularer Ebene zeigt, daß viele Prinzipien evolutionär konserviert, z.B. tierische Zellen Pflanzenzellen funktionell durchaus ähnlich sind. Neben den klassischen Fachrichtungen mit botanischen, zoo-logischen, genetischen oder entwicklungsbiologischen Fragestel-lungen gewinnen Verknüpfungen zur Medizin oder Agrarwissenschaft, wie Tier- und Pflanzenzüchtung, zunehmend an Bedeutung.
Methodisch bedingt und somit Wesen jeder Form moderner Biologie ist aber auch, daß sie mit allen sensiblen Feldern zu tun hat: z.B. Gefahrstoffverordnung, Gentechnik-Gesetz, Betäubungsmittelgesetz und Strahlenschutz. Gewisse Aspekte dieser im Vergleich zum Einbauzeitraum der Institute am Weyertal dramatisch gestiege-nen Anforderungen können zwar durch sehr restriktive Betriebsanweisungen abgemildert werden, andere fundamentale Mängel lassen sich aber ohne eine völlige Neukonzeption nicht abstellen. Be-reits die Zulassung als Genlabor der niedrigsten Sicherheitsstufe verlangt die Dekontaminierbarkeit von Wänden, Fußböden und La-borausstattungen. Was für die Laboratorien gilt, ist uneinge-schränkt übertragbar auf Praktikumsräume.
Ursprünglich war die Sanierung des Gebäudekomplexes am Weyertal für die Belange der Biologie bei laufendem Betrieb vorgesehen. Untersuchungen ergaben jedoch, daß die Gebäude aufgrund ihrer vertikalen Erschließung nicht bei laufendem Betrieb saniert wer-den können, sondern freigemacht werden müssen. Ein weiteres Kon-zept sah die Errichtung eines Erweiterungsbaues für die Genetik an den bereits vorhandenen Gebäudeteil für die Genetik auf dem Augustagelände an der Zülpicher Straße vor. Nach Umzug des Insti-tutes für Genetik in den Neubau war vorgesehen, daß die anderen Institute sukzessive ihre bisher genutzten Bereiche für eine Grundinstandsetzung freimachen sollten, in dem sie jeweils in die gerade auf ihre Belange zugeschnittenen, zuvor instandgesetzten Räume umziehen. Diese Variante hätte eine Trennung der Fachberei-che Biologie zur Folge. Die Biologie ist aber eine hochinterdis-ziplinäre Wissenschaft. Die Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler der gesamten Biologie an der Universität zu Köln haben sich daher für die Errichtung eines Zentrums für die Biowissen-schaften ausgesprochen.
Die besonderen Voraussetzungen Kölns als Standort für ein Biozen-trum wurden eindrucksvoll durch den Gewinn des BioRegio-Wettbewerbs des BMBF im Jahr 1996 dokumentiert. Die internationa-len Juroren aus Wissenschaft und Industrie bestätigen durch ihr Votum das hohe wissenschaftliche Potential in Köln und Umgebung und gleichzeitig die vorhandenen Perspektiven für die Umsetzung in der Biotechnologie.
Das Zentrum für Biowissenschaften soll unter Einbeziehung der vorhandenen Institute für Biochemie und Genetik auf dem Augusta-gelände an der Zülpicher Straße errichtet werden. Mit insgesamt 17.000 m² Hauptnutzfläche würden die Neubaukosten 183 Mio. DM be-tragen. Nach der Genehmigung des Gesamtkonzeptes wäre das Zentrum in drei bis vier Bauabschnitten zu realisieren. Dabei müßte mit dem Anbau für das Institut für Genetik an dem bereits bestehen-den Gebäude begonnen werden.
Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias
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