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12.07.2002 11:14

Warum Kleiderläuse bald nicht mehr Kaninchenblut saugen müssen

Ilka Seer Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Freie Universität Berlin

    Projekt zur Zucht von Läusen über künstliche Membranen an der Freien Universität Berlin.

    Parasitologen züchten Kleiderläuse, um u.a. Arzneimittel gegen Läuse des Menschen auf ihre Wirksamkeit zu testen. Kleiderläuse sind blutsaugende Parasiten des Menschen und können mehrere Fiebererreger übertragen. Bereits 1948 gelang es, einen Kleiderlausstamm an Kaninchen zu füttern. Seit dieser Zeit dient das Kaninchen in der Forschung als Ersatzwirt zur Zucht der Läuse. Tierschutzorganisationen üben an dieser Blutfütterung seit Jahren Kritik. Deshalb werden derzeit im Rahmen eines Forschungsprojekts Kleiderläuse in vitro über künstliche Membranen ernährt und gezüchtet. Das Projekt wird von der Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET) des Bundesinstitutes für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) unterstützt.

    Die Kleiderlaus (Pediculus humanus corporis) kann auch über Membranen mit Humanblut ernährt werden. Dies ergaben Untersuchungen von Dr. Birgit Habedank vom Institut für Parasitologie und Internationale Tiergesundheit der Freien Universität Berlin, die dafür nicht geeignete oder überlagerte Blutkonserven des Deutschen Roten Kreuzes verwendete. Eine dauerhafte Zucht der Kleiderlaus setzt jedoch ein geeignetes Nährmedium voraus, das unter Laborbedingungen kontinuierlich zur Verfügung steht. Dabei wird angestrebt, auch langfristig unabhängig von freiwilligen Blutspendern zu bleiben. Zur Zeit werden Untersuchungen durchgeführt, um ein geeignetes Nährmedium zur Fütterung der Läuse zu entwickeln. Hierzu gehört es zum Beispiel zu prüfen, inwieweit die Läuse konservierungs- und lagerungsbedingte Änderungen wesentlicher Blutkomponenten akzeptieren und wie die bisher übliche tägliche Parasitenfütterung an Membranen auf vier bis fünf Tage pro Woche reduziert werden kann.

    Dazu müssen die Kleiderläuse mit der so genannten In-vitro-Fütterung über wenigstens zehn Generationen überprüft werden. Untersucht wird dabei, wie sich diese Kleiderläuse in ihrer Entwicklung und in ihrer Sensibilität gegenüber an Kaninchen ernährten Kleiderläusen unterscheiden. Ziel des Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Eberhard Schein ist es, ein Verfahren zur Zucht der Kleiderläuse zu entwickeln, um die Blutfütterung der Kleiderläuse an Kaninchen langfristig zu ersetzen und eine tierschutzgerechte Zucht bzw. Massenzucht dieser Humanparasiten zu ermöglichen.

    Die Blutfütterung von Kleiderläusen an Kaninchen kann, auch aufgrund des Tierschutzgesetzes, bisher nur in sehr wenigen Laboratorien praktiziert werden. Eine Zucht der sehr nah verwandten und im Gegensatz zur Kleiderlaus in Deutschland weit verbreiteten Kopflaus ist bisher überhaupt nicht möglich. Der internationalen Forschung stehen daher keine Parasiten für Labortests zur Verfügung. So konzentrieren sich viele Studien weniger auf grundlegende Forschungen, sondern z.B. auf epidemiologische Studien, wie die Verbreitung der Parasiten und der von ihnen übertragenen Erreger. Zahlreiche Publikationen weisen bereits darauf hin, dass Kopfläuse des Menschen zunehmend gegen die zugelassenen Medikamente Resistenzen aufweisen. Für die Entwicklung neuer Wirkstoffe und moderner Bekämpfungsverfahren sind Laborzuchten dieser Erreger unerlässlich. Daher müssen solche In-vitro-Forschungen weiterhin durch Fördermittel unterstützt werden, um auf diesem Wege tierschutzgerecht Kleiderläuse in großer Zahl bereitstellen zu können. Nur so sind wesentliche Fortschritte in der Entwicklung moderner, für Mensch und Umwelt unschädlicher Bekämpfungsmittel oder -verfahren zu erzielen.

    Weitere Informationen erteilen Ihnen gern:
    Dr. Birgit Habedank und Prof. Dr. Eberhard Schein, Institut für Parasitologie und Internationale Tiergesundheit der Freien Universität Berlin, Königsweg 67, 14163 Berlin, Tel.: 030 / 838-62324, E-Mail: habedank@zedat.fu-berlin.de und schein@vetmed.fu-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     


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