Prof. Robert Fenge erklärt, welche Folgen der demographische Wandel für die soziale Sicherung hat
Der demographische Wandel stellt uns vor große Herausforderungen. Die gute Nachricht ist: im Durchschnitt stieg die Lebenserwartung in Deutschland jedes Jahr um 2,6 Monate. „Man lebt also mit jedem Jahr, das man später geboren wurde, um knapp drei Monate länger“, sagt Professor Robert Fenge, Volkswirt an der Universität Rostock und Forschungsgruppenleiter am Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demographischen Wandels.
Aber die Folgen für die Sozialversicherungs- und Rentensysteme sind erheblich. Der Altenquotient, also das Verhältnis von Über-65jährigen zu den 20- bis 65jährigen, wird sich bis 2060 verdoppeln. Das heißt, wenn heute drei Beitragszahler in die Rentenkasse einzahlen, müssen sie damit einen Rentner finanzieren. 2060 werden drei Beitragszahler für zwei Rentner aufkommen müssen. Für das Rentensystem bedeutet das, entweder müssen sich die Beitragssätze verdoppeln oder das Rentenniveau muss sich halbieren. Was kann man tun? „Man wird über das Renteneintrittsalter nachdenken müssen“, sagt Prof. Fenge. Der schon beschlossene Anstieg von 65 auf 67 Jahre bis zum Jahr 2029 bedeutet, dass die Alterskohorten jedes Jahr im Durchschnitt erst 1,3 Monate später abschlagsfrei in Rente gehen können. „Das längere Leben von durchschnittlich 2,6 Monaten wird also zur Hälfte das Erwerbsleben und zur anderen Hälfte den Ruhestand verlängern, um eine gerechtere Lastverteilung zwischen jungen und alten Generationen zu erreichen“, erklärt Fenge. „Klar ist aber, dass die demographische Alterung nicht im Jahr 2029 aufhören wird“, so der Volkswirt weiter. „Eine Formel für die automatische Anpassung des Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung würde die Gründe für den Anstieg transparenter und nachvollziehbarer machen, im Gegensatz zu willkürlich erscheinenden Entscheidungen der Politik“.
Ein aktuelles Thema ist die drohende Altersarmut bei Geringverdienern. „Die viel diskutierten Zusatzrenten wie Garantierente oder Lebensleistungsrente zerstören die bestehende Rentensystematik“, erläutert Fenge. Das System beruht darauf, dass derjenige mehr Rente ausgezahlt bekommt, der auch mehr Beiträge eingezahlt hat. Dieses Äquivalenzprinzip ist zentral für ein effizientes und gerechtes Rentensystem. Fenge erklärt, unter welchen Bedingungen die Riesterrente ein Mittel gegen Altersarmut sein könnte. „Erst wenn sie nicht voll auf die Grundsicherung im Alter angerechnet wird, ist die Riesterrente auch für Geringverdiener attraktiv.“ Außerdem sollte sie nach Meinung von Fenge obligatorisch sein, um Mitnahmeeffekte bei der Förderung der freiwilligen Riesterrente zu vermeiden. „Gerechter wäre es, wenn die Fördermittel gezielt die Riesterrenten der Niedrigeinkommensbezieher subventionierten, die sich diese Rente sonst nicht leisten können“, meint Fenge.
TV-Tipp
Zu diesen spannenden Fragen gibt Prof. Robert Fenge in einem 45minütigen Fernsehinterview des Bayerischen Rundfunks fundierte Antworten eines Wissenschaftlers, der sich mit den Folgen des demographischen Wandels auf die Sozialsysteme seit vielen Jahren beschäftigt. Sendetermin ist der 23. April 2013 um 21.00 Uhr auf BR alpha (alpha forum).
Kontakt:
Prof. Dr. Robert Fenge
Universität Rostock
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Finanzwissenschaft
Fon: +49 (0)381 498 4339
Mail: robert.fenge@uni-rostock.de
Presse+Kommunikation
Dr. Ulrich Vetter
Fon: +49 (0)381 498 1013
Mail: ulrich.vetter@uni-rostock.de
Web: www.uni-rostock.de
Prof. Dr. Robert Fenge
Uni Rostock
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