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02.10.2002 10:26

Soziologen diskutieren "Entstaatlichung und soziale Sicherheit"

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    31. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie tagt vom 7. - 11. Oktober in Leipzig. Pressegespräche finden am Eröffnungs- und am Abschlusstag an der Universität Leipzig statt.

    2000 Soziologen und Soziologinnen aus Deutschland, aus Frankreich und der Ukraine, Italien, Finnland, aus Australien, Malaysia und Kanada werden erwartet, Plenen, Arbeitsgruppen und Postersessions, Mittagsvorlesungen, Abendveranstaltungen und Stadtrundgänge haben Termin und Ort, der Abstractband zu 500 Vorträgen ist gedruckt, die Internetseite zählt über 50 000 Zugriffe, 60 Betreuer und Betreuerinnen sind eingewiesen, der Oberbürgermeister Leipzigs, Wolfgang Tiefensee (SPD), lädt zum Empfang und die Moritzbastei zur Party - wenn am 7. Oktober im Leipziger Gewandhaus der 31. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) eröffnet wird, dann steht nur eins noch zur Debatte: Das Thema. "Entstaatlichung und soziale Sicherheit" bietet für Prof. Jutta Allmendinger, Vorsitzende der DGS, "eine Fülle von Ansatzpunkten, an die wir letztes Jahr in dieser Schärfe noch nicht denken konnten". Für Prof. Georg Vobruba, Dekan der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie der Universität Leipzig, geht es darum, "das Spannungsverhältnis zwischen Stabilität und Veränderung in der Gesellschaft" auszuloten. Gemeinsam mit Prof. Kurt Mühler trägt Prof. Vobruba vor Ort die Verantwortung für den Kongress - nach dem Soziologen-Tag 1991 das zweite Ereignis dieser Ausdehnung und Art in der Universitätsstadt.
    Drei Jahre liegen zwischen Idee und Konferenz - eine Zeit, die sowohl für den Vorstand der DGS als auch für das Leipziger Institut verbindend war. Das Thema, sagt Prof. Georg Vobruba, "haben wir gemeinsam erfunden". Am Leipziger Institut für Soziologie wurde der Bereich umrissen, im Vorstand der DGS das konkrete Thema entworfen. In dem steckt, jedenfalls für den Leipziger Soziologen und das Organisationsteam, etwas "Prekäres, Kippliges". Passend zu diesem Verständnis ist den Veranstaltern vor Ort "ihr" Logo und Layout zugeflogen: Eine weiße Wippe - in der Balance - auf blauem Grund. Prof. Vobruba nennt sie "Lieblingskind", und freut sich auf die Eröffnung am 7. Oktober im Gewandhaus - eine Videoprojektion bringt die Wippe - alle zehn Sekunden auf- und niedergehend - auf die Bühne. Neugierig ist er, wie die Gäste das aushalten.
    Erstmals auf einem Soziologie-Kongress - seit 1910 gibt es Soziologie-Kongresse in Deutschland - setzt Leipzig nicht allein eine Leitformel, sondern stellt ein "Themenpapier" vor. Es skizziert nicht allein die Dimensionen des Themas, sondern formuliert zugleich den Anspruch der Disziplin, Fragestellungen wieder aufzugreifen, die in den letzten Jahrzehnten vor allem von den politischen Wissenschaften und in der Ökonomik besetzt wurden. "Die Soziologie schaltet sich damit in eine Reihe von aktuellen Debatten ein, die zum einen das Verhältnis von Staat, Markt und Zivilgesellschaft thematisieren und zum anderen die Voraussetzungen gesellschaftlicher Ordnung und individueller Entfaltungschancen betreffen", heißt es im Themenpapier. Bereits ein erster Blick auf die Leitbegriffe "Entstaatlichung" und "soziale Sicherheit", auf ihre geographische, territoriale Dimension und auf ihre funktionelle, sachliche Ebene zeigt rasch und klar die Verantwortung der deutschen Soziologie: Den eigenen Weg zu Fragen von Globalisierung und Regionalisierung, von Individualität und Zivilgesellschaft zu suchen, zu finden und ihn auch zu gehen.
    Um den Anspruch umzusetzen, haben Vorstand der DGS und lokale Veranstalter die "Leuchttürme" wie Festvortrag, Mittagsvorlesungen und Abendveranstaltungen zusammen geplant: Claus Offe, Professor für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin, wird zur Eröffnung über "Freiheit, Sicherheit, Effizienz", die "Spannungen im Wertedreieck von Arbeitsgesellschaft und Wohlfahrtsstaat" referieren; mit Blick auf die "Ausdifferenzierung der Hochschullandschaft" wird sich Prof. Jutta Allmendinger den "Fragen an die Soziologie" zuwenden (beide: 7. Oktober, Gewandhaus). Der Frage nach dem "Ende des mäzenatischen Staates?" werden Julian Nida-Rümelin, der scheidende Staatsminister für Kultur und bald wieder Philosophieprofessor in Göttingen, Martin Roth, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, sowie Thomas Flierl, Berliner Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur, nachgehen (9. Oktober, 18 Uhr, Hörsaal 19). Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, stößt zum Forum über "Globalisierung ohne Wohlfahrtsstaaten" (10. Oktober, 18 Uhr, Hörsaal 19). Peter Marcuse, Professor an der Columbia Universität New York, diskutiert in der Ad-hoc-Gruppe "Social Policy and Crime Policy in New York, London, Paris and Berlin" (11. Oktober, 9 Uhr, Hörsaal 15). Und Jan Philipp Reemtsma, Unternehmer und Stifter aus Hamburg, geht der "Entstaatlichung der kriegerischen Gewalt" nach (11. Oktober, 12 Uhr, Hörsaal 19).
    Das ausgedehnte wissenschaftliche Programm wurde dezentral organisiert - heißt, von den Sektionen der DGS übernommen. "Man kann einen Kongress dieser Größenordnung nicht von oben machen", erläutert Prof. Vobruba. Das Vorgehen hat ihm schon eine Überraschung beschert: Wenn er den Abstractband, der die Mehrzahl der über 500 Vorträge anreißt, zur Hand nimmt, dann kommt der Leipziger Professor ins Staunen - ob der Fülle, die es gelungen ist einzufangen. Die Frage allerdings, "ob das Anregungspotential ausreicht, einen spannenden Kongress zu machen", die bleibt ihm - und sie wird sich klären, im Laufe der fünf Kongresstage bis zum 11. Oktober.
    Die, das will Prof. Georg Vobruba nicht vergessen wissen, ohne das unermüdliche Orgbüro am Institut, ohne die verlässliche touristische Infrastruktur Leipzigs und ohne tatkräftige Sponsoren wie Infratest Sozialforschung München oder Electric Paper Lüneburg kaum Gestalt angenommen hätten. Durchaus beflügelt von der Gemeinsamkeit in Spaß und Empfinden der letzten drei Jahre zieht er sein persönliches Resümee: "Ich kann das Organisieren von Soziologie-Kongressen jedermann empfehlen."

    Pressekonferenzen:
    Montag, 7. Oktober, 10.30 Uhr, Universität Leipzig, Rektorat, Neuer Senatssaal, Ritterstr. 26
    Freitag, 11. Oktober, 14 Uhr, Universität Leipzig, Rektorat, Raum 320, Ritterstr. 26

    Koordination:
    Universität Leipzig, Institut für Soziologie, Dipl.-Soz. Susan Ulbricht, Tel.: 0341 / 9 73 56 48
    Fax: 341 / 9 73 56 69, E-Mail: dgs2002@sozio.uni-leipzig.de

    Ansprechpartner Medien:
    Christian Werner, M. A., Mediendienst Ost, Tel.: 0341 / 12 87 24 20 oder 0177 / 3 91 09 77
    E-Mail: chwerner@mediendienst-ost.de

    Internet:
    www.dgs2002.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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