Am 19. und 20. Oktober treffen sich auf Schloss Atzelsberg bei Erlangen international renommierte Wissenschaftler und Mediziner aus den USA und Europa, um ihre neuesten Ergebnisse zum Thema "immunologische Toleranz" auszutauschen und zu diskutieren. Das Symposium wird von Mitgliedern des von dem medizinischen Mikrobiologen Prof. Röllinghoff geleiteten DFG-Sonderforschungsbereiches 263 veranstaltet, die aus mehreren Kliniken und Instituten der Universität Erlangen-Nürnberg an diesem Thema arbeiten.
Die immunologische Toleranz bezeichnet den Zustand des Immunsystems, körpereigene Substanzen und Gewebe als solche zu erkennen, aber nicht zu bekämpfen. Lediglich beim Eindringen von fremden Organismen, wie Bakterien oder Viren, soll das Immunsystem aktiviert werden und die Krankheitserreger möglichst schnell eliminieren.
Leider kann es auch zur unerwünschten Aktivierung des Immunsystems kommen. Dramatische Auswirkungen für die Betroffenen haben die sogenannten Autoimmunerkrankungen. Hierbei akzeptiert das Immunsystem der Patienten körpereigene Bestandteile von Organen nicht mehr als zum Körper gehörig, sondern behandelt diese wie eingedrungene Krankheitserreger. Dies hat zur Folge, dass das Immunsystem solange ein Organ bekämpft, bis schließlich der vermeintliche Eindringling beseitigt ist. Als Konsequenz gehen dabei bestimmte Organfunktionen verloren.
Bei der Zuckerkrankheit, dem Diabetes, betrifft dies die Insulinproduktion in der
Bauchspeicheldrüse. Hierbei gilt es jedoch den Altersdiabestes, der die Folge einer nachlassenden Organfunktion im Alter darstellt, vom jugendlichen Diabetes zu unterscheiden, der eine Autoimmunerkrankung ist, die sich meist schon im Kindesalter entwickelt. In beiden Fällen kann die fehlende Insulinproduktion durch Injektion von gentechnisch hergestelltem Insulin sehr gut ausgeglichen werden. Allerdings wird hierbei nur Ersatz für das fehlende Insulin bereitgestellt, die Krankheit jedoch nicht geheilt.
Eine der entscheidenden Fragen bei der Entwicklung von Therapien gegen solche Autoimmunerkrankungen, wie jugendlicher Diabetes, Multiple Sklerose, Gesichtsrose (Lupus), Rheumatoide Arthritis und viele andere, ist deshalb darauf gerichtet, zu verstehen, wie das Immunsystem überhaupt zu dieser Fehlfunktion gelangen konnte. Autoimmundefekte sind meist sehr spezifisch auf ein Organ beschränkt, die sonstigen Abwehrfunktionen gegen Krankheitserreger aber völlig intakt. Die Auslöser von Autoimmunerkrankungen sind bisher nicht eindeutig definiert und werden auch in Atzelsberg wieder ein wichtiger Gegenstand der Vorträge sein.
Die meisten der bisher angewandten Autoimmuntherapien sind auf eine generelle Unterdrückung des Immunsystems beschränkt. Deshalb ist das Ziel von neu zu entwickelnden Therapieformen die spezifische Beseitigung des Immundefekts, das heißt, der Wiederherstellung der immunologischen Toleranz gegen das fälschlich als Eindringling erkannten Organs. Bei solchen unerwünschten Immunreaktionen werden in Zukunft sicherlich nicht mehr nur pharmakologisch wirksame Chemikalien zum Einsatz kommen, sondern vermehrt auch komplexere gentechnisch hergestellte Moleküle wie hormonartige Botenstoffe (Zytokine) und Antikörper sowie auch ganze Zellen mit immunsuppressiver Wirkung, ähnlich einer Eigenbluttherapie. An dieser Entwicklung sind auch die Mitglieder des Erlanger Sonderforschungsbereiches maßgeblich beteiligt.
Die Erlanger Forscher hoffen, dass die neuen Erkenntnisse, die auf dem Symposium vorgestellt werden, einen Weg weisen werden, der den Einzug neuer Tehrapieformen in die klinische Anwendung eröffnet.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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