Taucht ein Dopingverdacht auf, will keiner etwas gewusst haben – weder der Sportler noch seine Betreuer oder die Hersteller der verbotenen Mittel. Ganz anders war es in der Antike: Bereits damals wurde bei Wettkämpfen gedopt – mit Stierblut, Alkohol, Mohn oder Pilzen. Und im Gegensatz zu heute genossen die Hersteller leistungssteigernder Substanzen damals vermutlich ein hohes gesellschaftliches Ansehen. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) aufgrund von Ausgrabungen der antiken Stadt Magnesia am Mäander in der heutigen Türkei.
Immer wieder wird im Zusammenhang mit Doping in der Antike die Alraunwurzel erwähnt. Diese giftige Pflanze – lateinische Bezeichnung Mandragora – galt in der Antike als Zaubermittel, dem ganz unterschiedlichen Kräfte zugeschrieben wurden. FAU-Historiker haben gemeinsam mit türkischen Kollegen der Universität Ankara einen sehr konkreten Hinweis darauf gefunden, dass die Leistung mit Hilfe von Mandragora gesteigert wurde. Bei Ausgrabungen im ehemals griechischen Stadion Magnesia im Südwesten der Türkei sind die Forscher auf zahlreiche Inschriften gestoßen, mit denen Podeste und Sitzbänke versehen sind. In einem besonders repräsentativen Abschnitt des Stadions, nämlich im Stadionrund und dort zum Teil auf Ehrensitzen, haben die Forscher eine Inschrift für eine Gruppe gefunden, die sich als Mandragoreitoi bezeichnet. Ein Dorf in der Nähe von Magnesia wurde Mandragoreis genannt – nach der Pflanze, die dort angebaut wurde: Mandragora. Prof. Dr. Boris Dreyer, Professur für Alte Geschichte, ist sich sicher, dass sie dieses Privileg erhielten, weil sie mit ihrer Ware einheimischen Sportlern zu Erfolgen verholfen haben: „Mit Doping hatten die Griechen ganz offensichtlich keine Probleme.“
Neben den Alraun-Züchtern wurden die besonders attraktiven Plätze in den oberen Reihen beispielsweise von Priestern und städtischen Beamten belegt, es gab Ehrensitze für Repräsentanten anderer Städte und Provinzen, spezielle Bereiche für Gartenpfleger, Brotbäcker, Vogelverkäufer und politische Aktionsgruppen. „Diese Beschriftungen, die in ihrer Art und in ihrem Erhaltungszustand ohne Beispiel sind, geben uns Aufschluss darüber, wie die Sport- und Kulturveranstaltungen organisiert waren und welche gesellschaftliche Stellung die Besucher hatten“, erklärt Dreyer.
Das antike Stadion von Magnesia
Ab dem zweiten Jahrhundert v. Chr. war das hufeisenförmige Stadion von Magnesia, das Platz für 30.000 Besucher bot und rund 200 Meter lang war, Austragungsort von Laufwettbewerben, Boxkämpfen, Pferderennen und möglicherweise von Gladiatorenspielen zu Ehren der Stadtgöttin Artemis und anderer Götter. Im Jahr 1984 startete die Universität Ankara unter der Leitung von Prof. Dr. Orhan Bingöl die Ausgrabung des unter mehreren Metern Lehm verschütteten Bauwerks. Auch wenn noch nicht das gesamte Stadion freigeräumt ist, haben die Forscher inzwischen klare Vorstellungen von dessen Aufbau: So war die Anlage in 27 Kerkides – in heutigen Stadien würde man von Blöcken sprechen – mit je 26 Sitzreihen unterteilt, die aus 39 Zentimeter hohen Marmorblöcken bestanden. Seit dem Jahr 2011 ist Boris Dreyer an der Analyse der Inschriften und Symbole im Stadion Magnesia beteiligt.
Informationen für die Medien:
Prof. Dr. Boris Dreyer
Tel.: 09131/85-25768
boris.dreyer@gesch.phil.uni-erlangen.de
Die Luftaufnahme zeigt die Außmaße des zum Teil freigelegten Stadions von Magnesia, das in der Antik ...
Foto: Orhan Bingöl
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Bauwesen / Architektur, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Sportwissenschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
Die Luftaufnahme zeigt die Außmaße des zum Teil freigelegten Stadions von Magnesia, das in der Antik ...
Foto: Orhan Bingöl
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