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15.08.2013 16:07

Archäologen der Freien Universität finden weitgehend erhaltenes Kettenhemd eines römischen Soldaten

Carsten Wette Stabsstelle für Presse und Kommunikation
Freie Universität Berlin

    Archäologen der Freien Universität Berlin ist bei ihren Ausgrabungen auf dem römisch-germanischen Schlachtfeld vom Harzhorn in Niedersachsen ein herausragenden Fund gelungen. Bei der Erkundung des Areals bei Kalefeld im Landkreis Northeim nördlich von Göttingen fanden die Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Meyer das Kettenhemd eines römischen Soldaten. Erstmals wurde damit auf einem römisch-germanischen Schlachtfeld ein so gut erhaltener Körperpanzer freigelegt.

    Für Medienvertreter stehen unter

    www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2013/fup_13_232/index.html

    Pressefotos zur Verfügung. Sie sind honorarfrei bei Nennung der Quellen

    Clemens Fiedler bzw. Detlef Bach, Winterbach.

    Durch das am Körper getragene Stück der Ausrüstung werde die Rekonstruktion einer individuellen Geschichte im Kampfgeschehen möglich, eine Nahaufnahme des Krieges, betonte Michael Meyer, Professor für Prähistorische Archäologie an der Freien Universität Berlin.

    Das Kettenhemd, das in mehreren Fragmenten gefunden wurde, besteht aus Tausenden kleiner Kettenglieder mit einem Durchmesser von etwa sechs Millimetern. Das Eisen in den Ringen ist allerdings weitgehend zersetzt. Kettenhemden wurden von römischen Soldaten unterschiedlicher Ränge beim Kampf getragen. Germanische Krieger verzichteten in der Regel auf diesen Schutz; in germanischen Bestattungen finden sich jedoch immer wieder Reste dieser aufwendig hergestellten Panzer. Bemerkenswert ist zudem nicht nur der Fund, sondern auch die Position, in der das Stück ausgegraben wurde: Es liegt unmittelbar am Rand des Ortes mit dem vermutlich intensivsten Kampfgeschehen, das auf dem Harzhorn nachgewiesen werden konnte.

    „Für das Schlachtfeld am Harzhorn stellt dieser Fund etwas grundlegend Neues dar“, sagte Michael Meyer. „Erstmals liegt ein nahezu vollständiges Teil einer persönlichen Ausrüstung vor.“ Das Kettenhemd sei einem verwundeten Römer möglicherweise von seinen Kameraden ausgezogen worden, weil diese seine Wunden versorgen und ihn aus dem Kampfbereich bergen wollten, erklärte Meyer. Es sei vorstellbar, dass das Hemd zurückgeblieben sei. Denkbar sei aber auch, dass es von Germanen nach den Kämpfen gezielt an einer Stelle niedergelegt worden sei – als Hinweis darauf, dass dieser Ort bei den Kämpfen eine besondere Bedeutung gespielt habe.

    Die Ausgrabungen galten in diesem Jahr den Randbereichen einer der Hauptkampfzonen. Damit sollte geklärt werden, wie weit sich die Kämpfe erstreckten und ob verschiedene Kampforte, die bislang ermittelt werden konnten, zusammengehören oder ob sie isolierte Auseinandersetzungen zeigen. Das römisch-germanische Schlachtfeld ist einer der am besten erhaltenen Orte römisch-germanischer Konflikte. Seine Entdeckung 2008 war eine Sensation, denn bisher war man davon ausgegangen, dass es nach der Varusschlacht im Jahr 9 n. Chr. keine römische Militärpräsenz in Germanien mehr gegeben hat. Der Schauplatz eines Kampfes im 3. Jahrhundert n. Chr. wird seit 2008 unter der Leitung von Michael Meyer in Kooperation mit der Niedersächsischen Landesarchäologie und den Archäologen des Landkreises Northeim erforscht.

    Es ist geplant, das gefundene Kettenhemd nach der vollständigen Ausgrabung und der wegen des Erhaltungszustands aufwendigen Reinigung und Restauration in der Niedersächsischen Landausstellung in Braunschweig 2013 zu zeigen. Die Ausstellung mit dem Titel „Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn“ ist ab 1. September 2013 im dortigen Landesmuseum zu sehen. Sie präsentiert eine umfassende Auswahl aus den insgesamt 2700 Fundstücken der fünfjährigen Grabungsarbeiten und stellt mit zahlreichen Leihgaben aus zehn europäischen Ländern die Ereignisse im Kontext der römisch-germanischen Geschichte des krisengeschüttelten 3. Jahrhunderts dar.

    Weitere Informationen
    Dr. Nina Diezemann, Presse und Kommunikation, Freie Universität Berlin, Telefon 030 838 / 73190, E-Mail: nina.diezemann@fu-berlin.de oder presse@fu-berlin.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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