Bei einer fortgeschrittenen Leberfibrose kann das Organ seine vielfältigen Aufgaben im menschlichen Körper auf die Dauer nicht mehr erfüllen, weil Narbengewebe gesundes Organgewebe verdrängt. Die mögliche Folge: Organversagen. Eine Studie von Tamar Mchedlidze und Dr. Stefan Wirtz, Medizinische Klinik 1(Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) am Universitätsklinikum an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), kann erstmals nachweisen, dass Interleukin 33 – ein bestimmter Botenstoff des Immunsystems – die Entstehung von Leberfibrose begünstigt. Eine Medikamententherapie, die genau auf dieses Molekül abzielt, könnte demnach vor der gefürchteten Lebererkrankung schützen.
Ihre Erkenntnisse haben die Forscher jetzt in der Fachzeitschrift Immunity veröffentlicht.*
Chronische Lebererkrankungen sind eine der führenden Todesursachen in den USA – und auch in Deutschland steigen die Erkrankungszahlen. Meist stirbt der Patient an einer Zirrhose, dem Endstadium einer Leberfibrose: einer Erkrankung, die häufig in der Folge chronischer Lebererkrankungen entsteht und bisher nicht heilbar ist. Bei der Leberfibrose häuft der Körper schädliche Ablagerungen von Bindegewebe in der Leber an, die das Organ schließlich zum Versagen bringen können.
“Im Moment sind die Therapie-Optionen für schwere Leberfibrosen extrem eingeschränkt – vor allem lässt sich die Erkrankung nicht heilen“, erklärt FAU-Forscher Stefan Wirtz die Herausforderung. „Wir haben nun erstmals einen neuen immunologischen Faktor identifizieren können, der zur Entstehung dieser Erkrankung beiträgt – das eröffnet uns ganz neue und aussichtsreiche Wege für eine Behandlung oder sogar Prävention.“
Untersuchungen in der Vergangenheit hatten bereits die Vermutung nahegelegt, dass Leberfibrose in irgendeiner Weise mit einer anormalen Immunantwort der Leber in Verbindung zu bringen ist – doch bislang weiß die Medizin kaum etwas über die Moleküle und Zellen, die an der Erkrankung beteiligt sind. In ihrer Studie haben Wirtz und sein Team belegt, dass der Interleukin-33-Spiegel im Blut bei Leberpatienten deutlich höher ist als bei gesunden Probanden. Auf Basis dieser Beobachtung haben die Wissenschaftler an präklinischen Modellen überprüft, ob die Injektion von Interleukin-33 zu einer erhöhten Ablagerung von ECM-Eiweißen in der Leber führt – und konnten ihre These bestätigen. Genetische Veränderungen dagegen, die zum Fehlen von Interleukin-33 führten, schützten überwiegend vor der Krankheit. Die Forscher haben weiterhin festgestellt, dass Interleukin 33 bestimmte Immunzellen namens ILC2 aktiviert, die bislang nie mit Lebererkrankungen assoziiert worden waren.
“Interleukin 33 könnte sich als ein neuer ‘Biomarker’ erweisen, mit dem sich Leberfibrose bei Patienten schon im Frühstadium diagnostizieren ließe”, erläutert Stefan Wirtz. “Damit könnte man durch entsprechende Lebensführung ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung möglicherweise verhindern.“ Besonders wichtig aber, so Wirtz, sei die Erkenntnis, dass ein Medikament, das ganz gezielt Interleukin-33 oder die Immunzellen ILC2 ins Visier nimmt, Fibrose und chronischen Lebererkrankungen sogar vorbeugen könnte.
Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), gegründet 1743, ist mit über 35.000 Studierenden, 640 Professuren und rund 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine der größten Universitäten in Deutschland - und, wie aktuelle Erhebungen zeigen, eine der erfolgreichsten und forschungsstärksten. So liegt die FAU beispielsweise im aktuellen Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) auf Platz 10 und gehört damit in die Liga der deutschen Spitzenuniversitäten. Neben dem Exzellenzcluster „Engineering of Advanced Materials“ (EAM) und der im Rahmen der Exzellenzinitiative eingerichteten Graduiertenschule „School of Advanced Optical Technologies“ (SAOT) werden an der FAU derzeit über 30 koordinierte Programme von der DFG gefördert
Die Friedrich-Alexander-Universität bietet rund 156 Studiengänge an, darunter fünf Bayerische Elite-Master-Studiengänge und über 32 mit dezidiert internationaler Ausrichtung. Keine andere Universität in Deutschland kann auf ein derart breit gefächertes und interdisziplinäres Studienangebot auf allen Qualifikationsstufen verweisen. Durch über 500 Hochschulpartnerschaften in 62 Ländern steht den Studierenden der FAU schon während des Studiums die ganze Welt offen.
*doi.org/10.1016/j.immuni.2013.07.018
Weitere Informationen für die Presse:
Dr. Stefan Wirtz
Tel.: 09131/85-35882
stefan.wirtz@uk-erlangen.de
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