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30.06.1998 00:00

Metallbausteine für neue Arzneimittel

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Der Contergan-Skandal der 60er Jahre hat deutlich gemacht, warum es enorm wichtig ist, sogenannte chirale Moleküle voneinander unterscheiden zu können. Solche Moleküle sind bis auf einen Punkt völlig identisch: Sie verhalten sich zueinander wie Bild und Spiegelbild.

    Im Fall von Arzneimitteln können Bild und Spiegelbild des gleichen Moleküls eine deutlich unterschiedliche Wirkung haben. Das Schlafmittel Contergan enthielt seinerzeit eine Mischung aus Bild und Spiegelbild des Wirkstoffs - es war nicht erkannt worden, daß das "Bild" zwar beruhigend wirkt, das "Spiegelbild" aber zu starken Mißbildungen der Leibesfrucht führt.

    Chemiker stehen also immer wieder vor der Herausforderung, die natürlicherweise vorkommende Chiralität von Molekülen gezielt nachzuahmen, um unerwünschte Wirkungen auszuschließen. Mit dieser Problematik beschäftigt sich Dr. Carsten Strohmann vom Institut für Anorganische Chemie der Universität Würzburg. Sein Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

    Doch bei den speziellen Verbindungen, mit denen er sich befaßt, kann sich Dr. Strohmann nicht an natürlichen Vorbildern orientieren: Seine chiralen, polaren Metallverbindungen sind aufgrund ihrer hohen Reaktivität in der Natur nicht bekannt. Also versucht der Würzburger Forscher, diese wichtigen Bausteine, die Chemiker zum Aufbau von Molekülen oft benötigen, verfügbar zu machen.

    Dabei geht er so vor, daß er das Metall in ein chirales Molekül einbettet, um die sogenannte chirale Information dann in einem Folgeschritt weitergeben zu können. Das Erschließen solcher chiralen Metall-Bausteine sei eine besondere Herausforderung, sagt Dr. Strohmann: Weil sie hochreaktiv sein sollen und dies auch sind, können sich die metallhaltigen Bausteine bei Luftkontakt sofort selbst entzünden.

    Als Anwendungsgebiet der chiralen Metall-Bausteine kommt die Synthese neuer Arzneistoffe und Katalysatorsysteme in Frage. Dr. Strohmann lotet die entsprechenden Möglichkeiten in Kooperation mit der Industrie aus.

    Weitere Informationen: Dr. Carsten Strohmann, Telefon und Fax (0931) 888-4613, E-Mail bzw. Internet:
    c.strohmann@mail.uni-wuerzburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www-anorganik.chemie.uni-wuerzburg.de/strohmann/index.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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