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07.11.2002 14:18

Ernst Jünger: Politik - Mythos - Kunst

Klaus Walter Stabsstelle Hochschulkommunikation
Philipps-Universität Marburg

    Ernst Jünger ist vom 13. bis 15. November 2002 ein internationales Symposium der Philipps-Universität im Schloss Rauischholzhausen (Landkreis Marburg-Biedenkopf) gewidmet. Veranstalter ist Dr. Lutz Hagestedt vom Institut für Neuere deutsche Literatur und Medien an der Marburger Universität.

    Die literaturwissenschaftliche Forschung hat sich in den letzten Jahren intensiv Ernst Jünger (1895-1998) zugewandt. Entscheidende Impulse gingen dabei unter anderem von Karl Heinz Bohrer (Die Ästhetik des Schreckens, 1978), Hans-Harald Müller (Der Krieg und die Schriftsteller, 1986) und Helmut Lethen (Verhaltenslehren der Kälte, 1994) aus. Sie haben Jünger und sein AEuvre für eine Rezeption erschlossen, die an literarische Avantgarden einerseits, an konservative Weltbilder anderseits anknüpfen konnte. Man erkannte in Jünger plötzlich einen Autor, dessen Werk die Literaturgeschichte von der literarischen Moderne über die Restauration der Adenauerzeit bis hin zur Neuen Innerlichkeit widerspiegelte und der in seiner Person die großen ideologischen Linien und Verwerfungen des 20. Jahrhunderts repräsentierte. Obwohl Jünger immer umstritten blieb, wurde er doch in weiten und heterogenen Teilen unserer Gesellschaft konsensfähig: für die Neuen Rechten mit ihrem kulturhegemonialen Anspruch ebenso wie für Linksintellektuelle oder die Repräsentanten Frankreichs und Deutschlands, den Sozialisten François Mitterand und den Christdemokraten Helmut Kohl, die sich zu Jüngers Geburtstagen in dessen Wohnort trafen. Über Jünger und sein Werk war es möglich geworden, Aufschluss für das Selbstverständnis der Bonner (und dann auch: der Berliner) Republik zu gewinnen oder das gemeinsame europäische Erbe zu beschwören. Elliot Neaman (A Dubious Past, 1992) nannte dieses Phänomen ein "comeback on all fronts".

    Mittlerweile gibt es kaum einen anderen Autor der jüngeren Literaturgeschichte, dem soviel lebhaftes Forschungsinteresse entgegengebracht wird wie diesem. Biographien und Bibliographien erscheinen, Dissertationen, Briefwechsel, die "Politische Publizistik" der 20er und 30er Jahre, ein Ernst-Jünger-Stipendium des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten, in Frankreich und Deutschland ausgeschrieben, fördert monographische Arbeiten junger Nachwuchswissenschaftler.

    Das Symposium führt Forscherpersönlichkeiten zusammen, die sich mit dem Autor in einschlägigen Arbeiten befasst haben und weiterhin befassen, doch noch nicht die Gelegenheit hatten, ihre Einzelinteressen in einem derartigen Rahmen auszutauschen. Ferner bekommen hier sehr viele junge Wissenschaftler erstmals die Gelegenheit, ihre Forschungserträge zu präsentieren. Von dem Symposium erwartet der Antragsteller wichtige Impulse für die Jüngerforschung und für ihre Öffnung nach außen und das Aufbrechen der Stereotypen der Jünger-Forschung. Interdisziplinäre Ansätze (Kultur- und Medientheorie, Aspekte der Kunst- und der Zeitgeschichte) lassen anschlussfähige Fragestellungen erwarten und sich nach mehreren Aspekten bündeln:

    In einem ersten Vortrags- und Diskussionsblock geht es vor allem um Jüngers Moderne-Kritik und seinen ästhetischen Eskapismus. Damit verbunden sind Fragen nach wissenschaftlichen und ästhetischen Konstruktionen von "Realität" und Wahrnehmung.

    Ein zweiter Block tangiert übergreifende Zusammenhänge, die mit kulturellen Wertkonflikten verbunden sind: Identitätsprobleme im Widerstreit der großen Ideologien des 20. Jahrhunderts, "Texturen" zwischen Politik und Literatur, Mythos und Psychoanalyse. In einem dritten Teil werden exemplarisch notwendige Beziehungen für das Verständnis von Jüngers Werk erörtert und Brücken zum Denk- und Literatursystem der Moderne geschlagen.
    Die Publikation der Beiträge ist vorgesehen.


    Weitere Informationen:

    http://staff-www.uni-marburg.de/~hagested/frameset_juenger.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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