Am Mittwoch, 20. November, wurde der britische Historiker Sir Ian Kershaw mit dem diesjährigen Meyer-Struckmann-Preis für geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung ausgezeichnet. Der renommierte Historiker ist Autor zahlreicher bedeutender Studien zur Ge-schichte des Nationalsozialismus. Der Vorsitzende der Meyer-Struckmann-Stiftung, Prof. Dr. Dres. h.c. Gert Kaiser, und der Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Bruno Bleckmann, überreichten ihm die Urkunde.
Die Meyer-Struckmann-Stiftung ehrt damit das Lebenswerk eines Autors, der die Geschichte der deutschen Katastrophe im Nationalso-zialismus in zahlreichen Büchern behandelt und gedeutet hat. Sie haben sowohl in der englischen Originalfassung als auch in den re-gelmäßig vorgelegten deutschen Übersetzungen breite Beachtung gefunden.
Nach Einschätzung der Jury hat Kershaw es in seiner 1999 vorgeleg-ten maßgeblichen zweibändigen Biographie „Hitler 1889 - 1936“ und „Hitler 1936 - 1945“ verstanden, Aufstieg und Machtstellung des Diktators vor dem deutschen gesellschaftlichen Hintergrund der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zu erklären. In seiner Monographie „Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg“ (2008) zeigt er seine Meisterschaft in der Einbindung der deutschen Geschichte in das europäische und globale Geschehen, indem er unter anderem auch die für Deutschland und die Welt relevanten Entscheidungen nicht-deutscher Akteure (von Mussolini bis Roosevelt) in der kriegsentscheidenden Phase 1940 - 1941 verständlich macht und die Bedeutung der jeweiligen nationalen Milieus dabei nachzeichnet.
Mit seiner 2011 vorgelegten Monographie „Das Ende. Kampf bis zum Untergang. NS-Deutschland 1944/45“ hat Ian Kershaw das Thema des gesellschaftlichen Rückhalts der nationalsozialistischen Herr-schaft erneut aufgegriffen und die erste umfassende Geschichte des Funktionierens nationalsozialistischer Herrschaft im Untergangszenario zwischen Juli 1944 und Mai 1945 verfasst. Weitere Monographien von Ian Kershaw behandeln den Hitler-Mythos, die Sympathie mit dem Hitler-Regime im England der 30er Jahre und die For-schungskontroversen um die Erklärung des NS-Staats.
Sir Ian Kershaw, 1943 in Oldham, Lancashire, geboren, studierte in Liverpool und Oxford. Nach Tätigkeiten an den Universitäten Manchester, Bochum und Nottingham lehrte er bis zu seiner Emeritierung 2008 als Professor für Neuere Geschichte an der Universität Sheffield. Sir Ian Kershaw ist Träger des Bundesverdienstkreuzes.
Die Jury des Meyer-Struckmann-Preises, der neben dem Dekan der Philosophischen Fakultät und dem Vorsitzenden der Meyer-Struckmann-Stiftung weitere Vertreter der Fakultät und der Stiftung angehören, würdigt mit ihrer Entscheidung ausdrücklich auch die Verbindung von umfassender wissenschaftlicher Recherche einerseits und schriftstellerisch herausragender historiographischer Qualität andererseits, die alle Werke des Preisträgers auszeichnet. Prof. Dr. Christoph Nonn erklärte in seiner Laudatio: „Man kann sich auch hierzulande ein Beispiel daran nehmen, wie Ian Kershaw sich seinem Gegenstand nähert: mit Leidenschaft und mit kritischer Distanz; mit narrativem Schwung, so dass man selbst den dicksten Wälzer nicht mehr aus der Hand legen möchte, und mit messerscharfer Analyse; klar und einfach in der Sprache, aber hochdifferenziert und komplex, was den Inhalt angeht.“
Meyer-Struckmann-Stiftung
Die Meyer-Struckmann-Stiftung fördert Wissenschaft und Forschung, insbesondere im Bereich der Kultur- und Geisteswissenschaften. Die Mittel stammen aus dem Nachlass des Stifters, Fritz Meyer-Struckmann, Bankier in Essen. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wird jährlich von einer Jury vergeben, die sich aus Mitgliedern der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Vertretern der Stiftung zusammensetzt. Die Jury entscheidet in jedem Jahr neu über das Forschungsfeld, aus dem der Preisträger / die Preisträgerin zu bestimmen ist.
2013 verleiht die Philosophische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zum achten Mal die Auszeichnung. Preisträger 2006: Prof. Dr. Hartmut Böhme, Berlin; Preisträger 2007: Prof. Dr. Shmuel Feiner, Israel; Preisträger 2008: Prof. Dr. Harald Weinrich, München; 2009 Prof. Dr. Herfried Münkler, Berlin, 2010: Prof. Dr. Horst Bredekamp, Berlin, 2011:Prof. Dr. Jan Dirk Müller, München und 2012: Prof. Dr. Ursula Wolf, Mannheim.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften
überregional
Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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