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05.12.2002 09:30

Geopolitische Leitbilder für Europa

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Eine Forschergruppe des Instituts für Geographie der Universität Münster hat in Prag den Außenminister der Tschechischen Republik, Cyril Svoboda, sowie seinen Stellvertreter Jan Kohout und hochrangige Vertreter der großen Parteien des Landes getroffen. Die Gespräche sind Teil eines größeren Forschungsprojekts der von Prof. Dr. Paul Reuber geleiteten Abteilung für Politische Geographie, das die geopolitischen Leitbilder Europas von politischen Akteuren in Deutschland, Tschechien, Frankreich und Großbritannien untersucht.

    Schon der Fall der Berliner Mauer hat die politische Geographie Europas einschneidend verändert. Angesichts der geplanten Erweiterungen der Europäischen Union stellen viele Politiker die Frage nach dem, was politisch als Europa bezeichnet werden kann, vollkommen neu. Der Zündstoff der Debatte liegt dabei im Verhältnis zwischen Europa und der Europäischen Union. Die Interviews, die Prof. Reuber gemeinsam mit Dr. Günter Wolkersdorfer und Dipl. Geograph Michael Schott führte, drehen sich im Kern um folgende Fragen, die von den Politikern sehr unterschiedlich beantwortet werden: Wie weit reicht Europa? Und welcher Teil davon soll zukünftig die Europäische Union bilden? Welche Begründungen für den Einschluss oder Ausschluss einzelner Länder geben die befragten Politiker? Welche Konsequenzen bringt die Verlagerung der Schengen-Grenzen nach Osten?

    Solche und andere Fragen standen auch im Zentrum des Interviews mit dem tschechischen Außenminister Svoboda. In freundlicher und offener Atmosphäre wurde dabei von Minister Svoboda besonders herausgestellt, dass der Integrationsprozess Europas mit der bevorstehenden Erweiterung um zehn Kandidaten im Jahr 2004 vollendet sei. Europa müsse sich dann vor allem auf die Vertiefung der Gemeinschaft und die Verteidigung christlich-demokratischer Werte konzentrieren. Die Europäische Union könne so eine Brücke zwischen den USA und Russland sein und wäre gleichzeitig für den globalen Wettkampf gestärkt.

    Darüber hinaus betonte der tschechische Außenminister die zentrale und positive Bedeutung Deutschlands für den Zusammenhalt in Europa. Seit der Wiedervereinigung sei Deutschland de facto das bedeutendste und mächtigste Land der Gemeinschaft. Wenn sich die wirtschaftliche und politische Situation erholt habe, werde Deutschland diese Schlüsselrolle in Europa auch wahrnehmen können.

    In den kommenden Wochen wird das Team um Prof. Reuber alle in Prag geführten Interviews und Gespräche intensiv analysieren. Dabei geht es vor allem darum, mit Hilfe einer kritischen Perspektive den strategischen Charakter der jeweiligen Vorstellungen von Europa zu beleuchten. Nicht selten wird bei einer solchen Herangehensweise schnell die weltanschauliche Einseitigkeit geopolitischer Weltbilder deutlich. Im Zentrum der kritischen Perspektive steht deshalb nicht die Suche nach den "richtigen" Grenzen für Europa und die EU. Vielmehr soll die Art und Weise herausgearbeitet werden, mit der versucht wird, das Europa des neuen Jahrtausends zu ordnen.

    Diese Arbeiten müssen in den kommenden Wochen zügig vorangebracht werden, denn am 20. Januar steht bereits ein Besuch bei Europa-Kommissar Günter Verheugen in Brüssel auf der Tagesordnung, bevor im kommenden Frühjahr weitere Gespräche in London und Paris geplant sind.

    Weitere Informationen auf den Internet-Seiten des Instituts für Geographie (www.uni-muenster.de/Geographie) und des Arbeitskreises Politische Geographie (www.politische-geographie.de).


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-muenster.de/Geographie/musterseite.htm


    Bilder

    Der tschechische Außenminister Svoboda (links) empfing Prof. Dr. Paul Reuber.
    Der tschechische Außenminister Svoboda (links) empfing Prof. Dr. Paul Reuber.

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften, Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Der tschechische Außenminister Svoboda (links) empfing Prof. Dr. Paul Reuber.


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