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20.07.1998 00:00

Wirtschaftspädagogik: Dialog von Lehrenden und Lernendenin der beruflichen Bildung

Dr.rer.pol. Dipl.-Kfm. Ragnwolf Knorr Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Künftige Team-Mitarbeiter zu schulen, die Verantwortung dafür übernehmen, daß die Zusammenarbeit funktioniert; die sich verständlich machen können und die Äußerungen anderer angemessen deuten; die Konflikte austragen, aber auch Beschlüsse gemeinschaftlich fassen und dazu stehen - nach moderner Auffassung ist dies ein unverzichtbarer Bestandteil der beruflichen Bildung. Diesem Anspruch gegenüber wirkt der Unterricht in Berufsschulen zum größten Teil recht konventionell: der Lehrer fragt, die Schüler sollen anworten. Können die heute gefragten Fähigkeiten auf diese Weise gefördert werden? Warum nicht, sagten sich Wirtschaftpädagogen an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg und gingen daran, die vertraute Unterrichtsform unter neuen Gesichtspunkten zu überprüfen. In einem DFG-geförderten Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Dieter Euler wird seit Anfang 1998 untersucht, ob und wie das Lehrgespräch zur sozial-kommunikativen Kompetenz beitragen kann. Projektmitarbeiterinnen sind Dr. Angela Hahn und Dipl.-Hdl. Anette Klebl.

    "Sozialkompetenz" kursiert als Schlagwort seit mehreren Jahren in Kreisen der Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsforschung. Wirtschaftliche, technische und arbeitsorganisatorische Entwicklungen haben die Anforderungen an die berufliche Bildung erhöht. Neben der Vermittlung von Fachkenntnissen und methodischem Wissen soll der Unterricht, um auf die Anforderungen des Berufs adäquat vorzubereiten, nun gleichermaßen auf Sozialkompetenz abzielen.

    Die wirtschaftspädagogische Forschung steckt bezogen auf diese Zielsetzung in den Anfängen. Erste Schritte, näher zu bestimmen, was unter "Sozialkompetenz" verstanden werden soll, sind getan. Als didaktisches Mittel zur Förderung dieser Fähigkeit in Schule und Betrieb wird in erster Linie "Gruppenarbeit" diskutiert, eingebettet in Argumentationen zu handlungsorientiertem Unterricht und selbstgesteuertem Lernen. Soziale Kompetenz ließe sich demnach am besten in der Interaktion von Schülern untereinander ausbilden.

    Unbeachtete Potentiale

    Ohne sich gegen diesen Trend wenden zu wollen, ist es Anliegen des Forschungsprojekts, eine Unterrichtsform zu untersuchen, die weniger offensichtlich Potentiale zur Förderung von Sozialkompetenzen bereithält, die aber nach wie vor die gängige Methode in der Unterrichtspraxis beruflicher Schulen darstellt: das dialogorientierte Lehrgespräch.

    Die Fragestellung des Projekts eröffnet eine neue Perspektive auf diese Form des Unterrichts. Die Vermittlung von Inhalten steht hier bisher in der grundlegenden didaktisch-methodischen Literatur, aber auch in der praktischen Unterrichtsplanung stark im Vordergrund. Elemente der Kommunikatonsstruktur werden nur insofern aufgegriffen, als sie der Förderung kognitiver Lernziele nützen könnten - je nach theoretischer Ausrichtung etwa als Verstärkungstechniken oder aber als Handlungen, die dem Aufbau kognitiver Strukturen dienen und somit intellektuelle Aufgaben und Probleme bewältigen helfen.

    Demgegenüber geht der Projektansatz davon aus, daß dem Lehrer als Kommunikationspartner ein zentraler Stellenwert zukommt und daß das Lehrgespräch, das über längere Zeit hinweg im Berufsschulunterricht ständig eingesetzt wird, auch sozial-kommunikative Handlungskompetenzen beeinflußt. Eine systematisch-qualitative Analyse dieser Unterrichtsform soll Aufschluß darüber geben, inwiefern spezifische Ausprägungen und Akzentuierungen des Dialogs zwischen Lehrenden und Lernenden die Sozialkompetenz fördern können.

    Vorarbeiten zur Präzisierung des Zielkonstrukts "Sozialkompetenz" liegen vor. Mehr als 40 Teilkompetenzen wurden erschlossen, die in den Kategorien Kooperationsfähigkeit, Koordinationsfähigkeit und Dialogfähigkeit zusammengefaßt sind und nun zu einzelnen Gesprächshandlungen in Beziehung gesetzt werden sollen. Für letztere müssen allerdings zunächst Abgrenzungen erarbeitet werden. Zu diesem Zweck wird auf Literatur und auf Videosequenzen über Lehrgespräche in kaufmännischen Berufsschulen zurückgegriffen.

    * Kontakt:
    Prof. Dr. Dieter Euler, Lehrstuhl für Pädagogik, insb. Wirtschaftspädagogik,
    Lange Gasse 20, 90403 Nürnberg, Tel.: 0911/53 02 -322, -352, Fax: 0911/53 02 -354,
    E-Mail: euler@wiso.uni-erlangen.de
    Internet: www.wiso.uni-erlangen. de/WiSo/BWI/WiPd/seiten/dfgkurz.htlm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Pädagogik / Bildung, Wirtschaft, fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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