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10.03.2003 16:08

Werben mit der "Wende"

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Gesamtdeutsche Werbung als Geschichtsquelle: Leipziger Nachwuchshistoriker legt Publikation im Leipziger Universitätsverlag vor, in der untersucht wird, wie Erwartungen und Ängste im Zusammenhang von Mauerfall, "Wende" und Wiedervereinigung benutzt wurden.

    Um Emotionen und Wünsche zu wecken, greift Werbung gern auf aktuelle Ereignisse zurück. Wie auch Mauerfall, Wende und Wiedervereinigung von Marketing-Machern benutzt wurden, schildert ein neues Buch aus der Reihe "Geschichte - Kommunikation - Gesellschaft" des Leipziger Universitätsverlags: "Werben mit der Wende". Der junge Historiker Alexander Roth untersucht darin, wie gesamtdeutsche Erwartungen und Ängste benutzt wurden, um Produkte in Szene zu setzen.

    "Die Einheit wird teuer - Sixt bleibt günstig" warb etwa jener Autovermieter, der noch heute regelmäßig auf besonders provokante Art seine Angebote zum Streit-Thema macht. Nur eine von rund 20 Kampagnen, die in dem Band vorgestellt und analysiert werden. Und die den 27-jährigen Autor zu teils überraschenden Ergebnissen führen: Wenn etwa FIAT keine zwei Wochen nach dem Mauerfall in einer Anzeige Vorurteile gegenüber dem "gemeinen Ossi" verarbeitet, die sich erst Monate später in Umfragen bestätigten; wenn das Bundespresseamt eine Comic-Version Ludwig Erhards ins Rennen schickt - oder wenn der Radiosender SWF3 blödelt: "Na gut, ihr seid das Volk - und wer ist das Radio?" Besondere Beachtung findet eine Kampagne der Colonia-Versicherung, bei der die Meinung der DDR-Bürger abgefragt wurde: "Wollen wir eine oder zwei Fußball-Bundesligen?" oder "Welche Hymne soll es sein?" Die Ergebnisse sollten veröffentlicht werden, versprach das Unternehmen - und erhielt 500.000 Einsendungen netto! Jeder sechste Teilnehmer erläuterte seine Antwort ausführlich, viele schrieben seitenlange Essays. Was die Marketing-Experten völlig überraschte - denn natürlich ging es nur um die Adressen der potenziellen Kunden. Alles andere wanderte irgendwann in den Reißwolf.

    Abgesehen von der Originalität des Materials ist "Werben mit der Wende" ein gelungenes Beispiel für die teils noch skeptisch beäugte Geschichtsquellengattung Werbeanzeige. Dass die Arbeit zudem nicht nur bei Historikern, sondern auch bei Werbe-Experten auf Interesse stößt, zeigt die Unterstützung des Bundesverbands der Kommunikationsagenturen.

    Weitere Informationen: Leipziger Universitätsverlag
    Telefon: 0341 990044-0
    E-Mail: info@univerlag-leipzig.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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