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04.11.2014 13:46

„Elternbegleiter“ mildern soziale Ungleich­heiten und fördern frühkindliche Bildung

Blandina Mangelkramer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Kindern aus benachteiligten Familien frühzeitig eine Chance auf positive Bildungs- und Entwicklungsprozesse zu geben, indem speziell qualifizierte „Elternbegleiter“ die Eltern sensibilisieren und anregen – dies war das Ziel des Bundesprogramms „Elternchance ist Kinderchance“. Hinter der Bildungsmaßnahme steckte mehr: Nicht nur Gutes zu tun, sondern auch zu prüfen, wie die Umsetzung gelungen und wie groß der Lerngewinn für die Beteiligten ist. Der Lehrstuhl für Psychologische Diagnostik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und das Deutsche Jugendinstitut e.V. (DJI) München haben das Bundesprogramm wissenschaftlich evaluiert und legen nun die Ergebnisse vor.

    FAU-Wissenschaftler Prof. Dr. Mark Stemmler sagt: „Das Bundesprogramm leistet einen wichtigen Beitrag dazu, soziale Ungleichheiten zu reduzieren.“

    Bildung beginnt in der Familie und kann bei Kindern nicht früh genug ansetzen – besonders dann, wenn sozial benachteiligte und bildungsferne Familien sowie Migranteneltern im Mittelpunkt stehen. Ein Ratschlag im Elterncafé, eine wichtige Information auf dem Spielplatz, ein „Gewusst-was“ beim Kuchenbacken oder schlichtweg die kulturell angemessene Begrüßungsformel – Eltern, die von qualifizierten Fachkräften begleitet werden, wissen die Zusammenarbeit mit den Elternbegleitern sehr wohl zu schätzen und betrachten das Verhältnis zu ihnen als „vertrauensvoll“. „99 Prozent der Eltern sind mit ihrer Elternbegleiterin bzw. ihrem Elternbegleiter zufrieden, die überwiegende Mehrheit ist sogar sehr zufrieden“, sagt Prof. Dr. Mark Stemmler vom FAU-Lehrstuhl für Psychologische Diagnostik. Vor allem das Wissen und Engagement der Elternbegleiter sowie niederschwellige Beratungs- und Förderangebote stießen bei den Befragten auf große Akzeptanz und Lob.

    Grundsteine der frühkindlichen Bildung
    Die Evaluation des Bundesprogramms zeigt außerdem, dass die Arbeit der fortgebildeten Fachkräfte auf fruchtbaren Boden fällt. „Familien, die Kontakt zu Elternbegleitern haben, nutzen insgesamt mehr Angebote zur Förderung und Bildung der Kinder als Eltern ohne Elternbegleitung“, berichtet Prof. Dr. Mark Stemmler. „Damit legen die Eltern Grundsteine der frühkindlichen Bildung.“ So handelt es sich zum Beispiel um Angebote zur Sprachförderung oder naturwissenschaftlich-technische Angebote. Die begleiteten Eltern werden angeregt und darin bestärkt, ihrerseits als Bildungsbegleiter der Kinder zu handeln und Möglichkeiten zur Förderung ihrer Kinder besser zu erkennen und zu nutzen. „Die Elternbegleitung funktioniert am besten, wenn die Begleiter selbst einen Migrationshintergrund haben“, so der FAU-Wissenschaftler. „Sie tragen dazu bei, Ängste zu reduzieren und Mut zu machen.“

    Elternbegleiter als Dreh- und Angelpunkt
    Im Bundesprogramm „Elternchance ist Kinderchance“ wurden zwischen 2011 und 2014 rund 4300 Fachkräfte, die in der Familienbildung tätig sind – etwa Sozialpädagogen, Erzieher oder Sozialarbeiter – zu Elternbegleitern weiterqualifiziert. „Sie fungieren als Dreh- und Angelpunkt“, erläutert Prof. Dr. Mark Stemmler. Aufgrund der diagnostischen Kenntnisse, die sie dabei erworben haben, wussten sie zum Beispiel Sprachdefizite bei Kindern schnell zu erkennen und entsprechend zu handeln. Die Elternbegleiter unterstützten die Eltern in Bildungsfragen, wurden zu Vertrauenspersonen und waren speziell für Eltern mit hohem Beratungsbedarf stets erreichbar und in deren Alltag präsent.

    Das Forscherteam aus FAU-Wissenschaftlern und dem Deutschen Jugendinstitut in München hat das Bundesprogramm dabei in drei Teilbereichen untersucht. Während die FAU-Wissenschaftler sich darauf konzentrierten, inwiefern die Eltern und Kinder vom Programm profitieren, untersuchte das DJI die Fortbildungsmöglichkeit als solche sowie 100 parallel geförderte Modellstandorte „Elternbegleitung plus“.

    Finanziert wurde das Bundesprogramm aus Mitteln der Qualifizierungsinitiative „Aufstieg durch Bildung“. „Es ist begrüßenswert, dass die Politik ihre Förderprogramme im Bereich Familienbildung wissenschaftlich evaluiert und so die Wirksamkeit prüfen lässt“, betont Prof. Dr. Mark Stemmler. „Wir freuen uns, dass wir mit dem Deutschen Jugendinstitut e.V. unter der Leitung von Prof. Dr. Sabine Walper und Dr. Karin Jurczyk die Evaluation durchführen konnten.“ Bei einer weiteren Förderung des Projektes „Elternchance ist Kinderchance“ könne man etwa untersuchen, inwiefern sich die Arbeit der Elternbegleiter beim Übergang vom Kindergarten in die erste Klasse auswirkt.

    FAU-Vizepräsidentin Prof. Dr. Antje Kley sagt anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse: „Für uns ist es eine Auszeichnung, das Vergabeverfahren gewonnen zu haben und unsere Expertise in bundespolitische Prozesse im Bildungsbereich einbringen zu können. Dass Bundesprogramme nicht nur aufgelegt, sondern gleichzeitig auch evaluiert werden, stellt eine zielgerichtete Ressourcenplanung und die Wirksamkeit der Förderprogramme sicher.“

    Informationen für die Medien:
    Prof. Dr. Mark Stemmler
    Tel.: 09131/85-64020 bzw. 09131/85-64019
    mark.stemmler@fau.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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