idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.03.2003 16:25

Afrikanischer Germanist übernimmt Leibniz-Professur

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Die Leibniz-Professur gehört inzwischen zu den Dauerbrennern der Universität Leipzig. Seit ihrer Einrichtung im Jahre 1994 lädt das Zentrum für Höhere Studien (ZHS) einen renommierten Wissenschaftler ein, für jeweils ein Semester Gast in Leipzig zu sein. Zum Sommersemester 2003 tritt Prof. David Simo, Germanist der Universität Yaounde/Kamerun, die Professur an. Am 8. April hält er seine Antrittsvorlesung.

    Seitdem im Wintersemester 1994/95 der Philosoph Georg Henrik von Wright die erste Leibniz-Professur an der Universität Leipzig antrat, hatten Physiker, Historiker, Linguisten, Neurowissenschaftler und ebenso Literatur- und Kulturwissenschaftler dieses Amt inne. Wenn nun am 8. April Prof. David Simo seine erste öffentliche Vorlesung hält, dann wird erneut ein international renommierter Vertreter der Literatur- und Kulturwissenschaft seinen Gastaufenthalt in Leipzig beginnen. Zudem wird mit dem Germanisten aus Kamerun erstmals ein afrikanischer Wissenschaftler die Position einnehmen, die im Geiste des Mathematikers und Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz die Brücke zwischen der internationalen und der universitären Wissenschaft schlägt.
    Nachdem sich Prof. Simo in die deutsche Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts vertieft hatte, legte er 1991 seine Habilitation an der Universität Hannover zum Werk des deutschen Schriftstellers Hubert Fichte vor, der sich selbst als Außenseiter der europäischen Gesellschaft empfand. Von diesen Studien aus gelangte Prof. Simo zu einem kulturwissenschaftlichen Ansatz, der die Erfahrungen eines afrikanischen Intellektuellen in der Betrachtung Europas und seines Blickes auf die außereuropäische Welt zu verarbeiten sucht. Mit dieser - aus Sicht der "Ersten Welt" - ungewöhnlichen Perspektive, mit seinen fundierten Interpretationen Johann Gottfried Herders, Johann Gottlieb Fichtes und Johann Georg Forsters, mit seinen sprachsoziologischen und kulturwissenschaftlichen Analysen zur Identität im modernen Afrika gilt Prof. Simo heute international als produktiver Publizist sowie als gesuchter Partner für Kooperationen, vornehmlich in den USA, Österreich und Frankreich. Seit seiner Berufung an die Spitze des Philologischen Instituts (1997) der Universität Yaoundé hat Prof. David Simo, gemeinsam mit Prof. Kreutzer von der Universität Hannover, eine Gruppe westafrikanischer Germanisten gefördert, die inzwischen maßgeblich die Entwicklung und Erneuerung der Hochschulen in ihren Heimatländern beeinflussen. Zugleich bemüht sich der 52-jährige Gelehrte, eine panafrikanische intellektuelle Bewegung aufzubauen, die dem verhängnisvollen Wirken von Nationalismus und ethnischen Spannungen entgegen treten kann. In der Summe bringt der neue Inhaber der Leibniz-Professur somit sowohl seine Interkulturalität als auch seine Interdisziplinarität in das wissenschaftliche Leben der Universität Leipzig, speziell des Zentrums für Höhere Studien, ein.
    Seine Antrittsvorlesung am 8. April wird Prof. David Simo der "Literatur und Kultur im Zeitalter der Globalisierung" widmen. Dabei verfolgt der Germanist "Postkoloniale Ansätze oder Versuche, von der Peripherie aus zu sprechen". Am Ausgangspunkt steht die Überlegung, dass der Postkolonialismus auch die Philologien beeinflusst und verändert habe. Aus dem Blick von Prof. Simo reicht die Kraft dieser These weit genug, um sie - angesichts der laufenden politischen Prozesse - auch auf die Situation der Germanistik in Osteuropa anzuwenden; und sie nicht allein auf die Literatur und Kultur der einstigen Kolonien Frankreichs, Großbritanniens, Portugals und der Niederlande zu beschränken. "Ein Kameruner Germanist befasst sich mit ostdeutschen Schriftstellern und ostdeutscher Identität", gibt Dr. Matthias Middell einen Einblick in die Forschungen, denen Prof. David Simo in seinem Leibniz-Semester nachgehen will. Den Geschäftsführenden Direktor des ZHS lockt diese Vorstellung.

    Leibniz-Professur im Sommersemester 2003:
    Antrittsvorlesung "Literatur und Kultur im Zeitalter der Globalisierung. Postkoloniale Ansätze oder Versuche von der Peripherie aus zu sprechen"
    8. April, 15 bis 17 Uhr
    Zentrum für Höhere Studien der Universität Leipzig, Emil-Fuchs-Straße 1, Raum 3.16

    Lehrveranstaltung "Postkolonialer Diskurs und Literatur- bzw. Kulturwissenschaft"
    Vorlesung: Freitag, 9.30 bis 11.00 Uhr
    Kolleg: Freitag, 11.15 bis 12.45 Uhr
    Zentrum für Höhere Studien, Emil-Fuchs-Straße 1, Raum 3.16

    Dr. Bärbel Adams
    Volker Schulte


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Sprache / Literatur
    überregional
    Personalia, Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).