Die Universitäts- und Landesbibliothek Münster zeigt bis zum 2. Oktober 1998 eine Ausstellung zum 250. Geburtstag von Amalia Fürstin von Gallitzin.
"Sie war eines der Individuen, von denen man sich gar keinen Begriff machen kann, wenn man sie nicht gesehen hat, die man nicht richtig beurteilt, wenn man eben diese Individualität nicht in Verbindung mit ihrer Zeitumgebung betrachtet." Dieses Urteil von Goethe kann als Leitmotiv einer Ausstellung der Universitäts- und Landesbibliothek Münster über Amalia Fürstin von Gallitzin (1748-1806) aus Anlaß ihres 250. Geburtstages gelten. Die vom 29. August bis 2. Oktober 1998 geöffnete Ausstellung mit dem Titel "Meine Seele ist auf der Spitze meiner Feder" dokumentiert das Leben dieser ungewöhnlichen Frau iln ihren historischen Bezügen und zeigt ihre Verbindungen zu den großen Persönlichkeiten ihrer Zeit.
Die Universitäts- und Landesbibliothek Münster, die den größten Teil des Nachlasses der Fürstin von Gallitzin aufbewahrt, rückt mit dieser Ausstellung nach Annette von Droste- Hülshoff und der Bildhauerin Elisabeth Ney im Jahr 1997 nun die dritte große Frau Münsters in das Licht der Öffentlichkeit. Die Ausstellung wird von einem Katalog mit einem umfangreichen wissenschaftlichen Aufsatzteil begleitet.
Amalia wurde am 28. August 1748 als Tochter des Generalmarschalls Samuel von Schmettau in Berlin geboren, wo sie auch ihre Kindheit und Jugend verbrachte. 1768 heiratete sie den russischen Fürsten Dimitrij Gallitzin. Das Ehepaar siedelte nach Den Haag über, wo Gallitzin russischer Botschafter wurde. Mit ihren beiden Kindern Marianne und Dimitrij, aber ohne ihren in Den Haag bleibenden Gatten siedelte die Fürstin 1779 nach Münster über, wo ihr Haus an der Grünen Gasse bald zum Treffpunkt eines großen Freundeskreises wurde, der wegen seiner katholisch-kreativen Orientierung "familia sacra" genannt wurde.
Der Lebensstil der Gallitzin erregte Aufsehen, ihre Bildung war für eine Frau ihrer Zeit außergewöhnlich. Sie erzog ihre Kinder frei nach den Prinzipien Rousseaus. Sie gehörte zu den großen Briefeschreiberinnen ihrer Zeit und korrespondierte mit Goethe, Jacobi, Herder, Lavater, Claudius und Hamann, der während eines Besuches in Münster 1788 starb und im Garten ihres Hauses beerdigt wurde. Auch Goethe besuchte die Fürstin in Münster, die 1806 starb und auf dem Kirchhof in Münster-Angelmodde beigesetzt wurde.
Bildung und Wissenschaft, das Erziehungsmodell der Gallitzin in Anlehnung an Rousseau, ihr Freundschaftsideal, ihre Frömmigkeit und karitativen Tätigkeiten bilden die thematischen Schwerpunkte der Ausstellung. Ausführlich dokumentiert wird der Kontakt zu Goethe in Weimar. Aus dem Rijksmuseum in Leiden/Niederlande kommen ausgewählte Teile ihrer berühmten Gemmensammlung nach Münster, die die Fürstin Goethe zum Studium geliehen hatte. Hinzu kommen die vom Weimarer Hofbildhauer Klauer gefertigten Büsten von Frans Hemsterhuis und Franz von Fürstenberg, Briefe aus der Korrespondenz zwischen Goethe und der Gallitzin. Zu sehen ist auch das bekannte Bild "Die Fürstin im Kreis ihrer Freunde" von Theobald von Oer sowie erstmals das lange verschollene Bild des gleichen Malers "Fürstin zeigt Goethe die Gemmensammlung".
Ebenfalls erstmals zu sehen sind alte Architekturskizzen von Wilhelm Rincklake für die Planung eines großen Grabmals für die Fürstin an der Angelmodder Kirche. Hinzu kommen bekannte und unbekannte Portraits und Silhouetten der Gallitzin und ihres Freundeskreises, ihre Briefe und Tagebücher sowie Beispiele der Lektüre, die ihren Unterricht und ihren Alltag prägte.
Die Ausstellung "Amalia Fürstin von Gallitzin: Meine Seele ist auf der Spitze meiner Feder" im Ausstellungspavillon der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Krummer Timpen 3-5, 48143 Münster, ist vom 29. August bis 2. Oktober 1998 dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
http://www.uni-muenster.de/Dezernat2/veranst/vst0229.htm
Silhouette der Fürstin von Gallitzin (Stadtmuseum Münster)
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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