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17.02.2015 10:35

Vom Geranienduft zum Hustenlöser: Katalysator hilft beim Bau komplexer biologischer Gerüste

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

    Terpene und von ihnen abgeleitete Verbindungen üben wichtige biologische und pharmazeutische Funktionen aus. Elegant baut die Natur selbst komplizierte Strukturen aus ihren Grundbausteinen auf. Chemisch besonders anspruchsvoll sind dabei verbrückte Ringsysteme wie das Eukalyptol. Chemiker der Technischen Universität München (TUM) haben nun einen Katalysator entwickelt, der genau solche Verbindungen entstehen lässt. Das Besondere daran: Auch der Katalysator baut sich selbst aus kleineren Einheiten zusammen.

    Mit großer Eleganz baut die Natur komplizierte Strukturen aus einfachen Bausteinen auf. Eine zentrale Verbindungsklasse sind die Terpene. Mehr als 8000 Terpene und über 30.000 der verwandten Terpenoide sind bisher bekannt. Sie sind die Schlüsselsubstanzen für viele biologische und pharmazeutische Funktionen.

    Eukalyptol, oder 1.8-Cineol, ist in vielen Medikamenten gegen Husten enthalten. Es wirkt schleimlösend und bakterizid. Chemisch gesehen ist es eine Ringverbindung aus sechs Kohlenstoffatomen, die zusätzlich noch überbrückt ist. Aus dem Grundbaustein Geraniol entsteht diese Doppelringverbindung durch eine sogenannte Schwanz-Kopf-Zyklisierung.

    Größtes Problem bei einer künstlichen Herstellung ist, dass beim Aufbau ein sehr energiereicher Zwischenzustand durchlaufen werden muss, bei dem das Molekül eine positive Ladung trägt. Ohne Katalysator kann das Molekül aus diesem Zustand heraus in verschiedenste Richtungen weiter reagieren. Das gewünschte Produkt wäre eines von vielen und die Ausbeute gering.

    „Unser Katalysator stabilisiert den Übergangszustand und lenkt die Reaktion in die richtige Richtung“, sagt Konrad Tiefenbacher, Professor für Organische Chemie an der TU München. „In Lösung waren solche Reaktionen bisher nicht durchführbar“.

    Selbstorganisation baut Katalysator auf

    Auch der Katalysator der Reaktion ist etwas Besonderes: Jeweils vier Resorzin-Moleküle sind zu einem großen Ring mit 16 Kohlenstoffatomen verknüpft. Sechs dieser Moleküle setzen sich in Lösung von selbst zu einem großen, Oktaeder-artigen Käfig zusammen. Im seinem Inneren läuft die Zyklisierungsreaktion ab.

    Vor allem die elektronenreichen aromatischen Ringsysteme der Resorzin-Bausteine scheinen die positive Ladung des Zwischenzustands zu stabilisieren. Ähnlich wie das Zyklisierungsenzym des Eukalyptusbaums verhindert der Katalysator so unerwünschte Nebenreaktionen.

    Mit anderen Ausgangsverbindungen als dem Geraniol könnten so auch eine Vielzahl weiterer Verbindungen hergestellt werden. „Das Eukalyptol ist nur ein erster Schritt“, sagt Konrad Tiefenbacher. „Unser Fernziel ist die Herstellung noch komplexerer Verbindungen, wie beispielsweise das im Kampf gegen Krebs eingesetzte Taxol“.

    Publikation:

    Terpene cyclization catalysed inside a self-assembled cavity
    Q. Zhang and K. Tiefenbacher
    Nature Chemistry, Advanced Online Publication, 16. Februar 2015 - DOI: 10.1038/nchem.2181

    Kontakt:

    Prof. Dr. Konrad Tiefenbacher
    Technische Universität München
    Lichtenbergstr. 4, 85747 Garching, Germany
    Tel.: +49 89 289 13332 – eMail: konrad.tiefenbacher@tum.de


    Weitere Informationen:

    http://www.nature.com/nchem/journal/vaop/ncurrent/full/nchem.2181.html Originalpublikation
    http://www.oc8.ch.tum.de Website der Forschungsgruppe


    Bilder

    Der Oktaeder-artige Käfig katalysiert in seinem Inneren die Zyklisierungsreaktion
    Der Oktaeder-artige Käfig katalysiert in seinem Inneren die Zyklisierungsreaktion
    Quelle: Bild: Johannes Richers / TUM


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Chemie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Der Oktaeder-artige Käfig katalysiert in seinem Inneren die Zyklisierungsreaktion


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